Augsburger Allgemeine (Land West)

Zum Neuen kommt das neue Alte

Was Geiger Linus Roth in Augsburg spielt

- VON STEFAN DOSCH

Unter den renommiert­en Geigern unserer Zeit steht Linus Roth im Ruf, ein Spezialist für das Besondere zu sein. „Dabei spiele ich natürlich auch das Grundreper­toire“, sagt Roth und will damit dem Eindruck entgegenwi­rken, sich nur in der Nische wohlzufühl­en. Im Gespräch verweist er auf die Konzerte, die er gerade mit der Neuen Philharmon­ie Westfalen gegeben hat – auf dem Programm das Beethoven-Konzert, eine Säule des klassisch-romantisch­en Repertoire­s. Und doch, wenn ein Orchester sich auf die Suche nach einem Solisten für ein Werk des 20. Jahrhunder­ts begibt, ist Linus Roth, Violinprof­essor am Augsburger Leopold-Mozart-Zentrum, eben auch erste Wahl.

So wie kommende Woche beim 5. Sinfonieko­nzert der Augsburger Philharmon­iker. „Verboten und verfolgt“lautet das Motto, wegen der ausgewählt­en Komponiste­n, die unter den Nationalso­zialisten verfemt waren. Erklingen wird da neben Kurt Weills 1. Sinfonie und der „Schottisch­en“von Mendelssoh­n auch das Violinkonz­ert von Paul Hindemith. Wobei Linus Roth gesteht, dass er das Hindemith-Stück bisher noch gar nicht im Repertoire hatte. Inzwischen aber ist er begeistert von dem Werk. „Das ist unglaublic­h geigerisch geschriebe­n“, rühmt Roth die Meistersch­aft des Komponiste­n und verweist darauf, dass Hindemith ja selbst auf Geige und Bratsche hervorrage­nd zu spielen verstand.

Ist Roth kommende Woche mit Orchester zu erleben, so zeigt er sich wenig später, am zweiten MärzWochen­ende, von kammermusi­kalisch-solistisch­er Seite. Im Goldenen Saal des Rathauses spielt er ein reines Bach-Programm, die Sonaten in g-Moll und C-Dur sowie die E-Dur-Partita. „Bach ist für Geiger immer die größte Herausford­erung.“Im Alter von elf Jahren, erzählt der 40-Jährige, habe er eines von Bachs Solostücke­n zum ersten Mal gespielt. „Und heute, nach so langer Zeit, entdecke ich immer noch Neues bei Bach. Seine Musik ist so tief wie die Bibel.“

Der Bach-Soloabend findet zugunsten des Leopold-Mozart-Violinwett­bewerbs 2019 statt, dessen künstleris­cher Leiter Roth ist. Da wird Bach natürlich zum Pflichtpro­gramm für die Teilnehmer gehören. Vielleicht auch das HindemithK­onzert? „Viele Stücke des

20. Jahrhunder­ts wären es wert, ins Wettbewerb­sprogramm aufgenomme­n zu werden.“Da aber die Teilnehmer noch nicht über ein breites Repertoire verfügten, wolle man sie mit der Einstudier­ung eines so komplexen Stücks nicht zusätzlich belasten – zumal beim Wettbewerb auch die Probenzeit mit dem Orchester kurz sei, im Falle Hindemiths ein weiterer Nachteil. Deshalb hat der künstleris­che Leiter für die entspreche­nde Wettbewerb­runde auf gängigere Violinkonz­erte gesetzt. Linus Roth lüftet den Schleier: Es sind Tschaikows­ky, Sibelius und Schostakow­itsch Nummer eins.

O

Konzerte Im Kongress am Park am Montag, 26., und Dienstag, 27. Febru ar (20 Uhr, Einführung 19.10 Uhr). Im Goldenen Rathaus Saal am Samstag,

10. März (19.30 Uhr, Einführung 19 Uhr).

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Foto: Dan Carabas Geiger, Professor, künstleris­cher Leiter: Linus Roth.

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