Augsburger Allgemeine (Land West)
Zum Neuen kommt das neue Alte
Was Geiger Linus Roth in Augsburg spielt
Unter den renommierten Geigern unserer Zeit steht Linus Roth im Ruf, ein Spezialist für das Besondere zu sein. „Dabei spiele ich natürlich auch das Grundrepertoire“, sagt Roth und will damit dem Eindruck entgegenwirken, sich nur in der Nische wohlzufühlen. Im Gespräch verweist er auf die Konzerte, die er gerade mit der Neuen Philharmonie Westfalen gegeben hat – auf dem Programm das Beethoven-Konzert, eine Säule des klassisch-romantischen Repertoires. Und doch, wenn ein Orchester sich auf die Suche nach einem Solisten für ein Werk des 20. Jahrhunderts begibt, ist Linus Roth, Violinprofessor am Augsburger Leopold-Mozart-Zentrum, eben auch erste Wahl.
So wie kommende Woche beim 5. Sinfoniekonzert der Augsburger Philharmoniker. „Verboten und verfolgt“lautet das Motto, wegen der ausgewählten Komponisten, die unter den Nationalsozialisten verfemt waren. Erklingen wird da neben Kurt Weills 1. Sinfonie und der „Schottischen“von Mendelssohn auch das Violinkonzert von Paul Hindemith. Wobei Linus Roth gesteht, dass er das Hindemith-Stück bisher noch gar nicht im Repertoire hatte. Inzwischen aber ist er begeistert von dem Werk. „Das ist unglaublich geigerisch geschrieben“, rühmt Roth die Meisterschaft des Komponisten und verweist darauf, dass Hindemith ja selbst auf Geige und Bratsche hervorragend zu spielen verstand.
Ist Roth kommende Woche mit Orchester zu erleben, so zeigt er sich wenig später, am zweiten MärzWochenende, von kammermusikalisch-solistischer Seite. Im Goldenen Saal des Rathauses spielt er ein reines Bach-Programm, die Sonaten in g-Moll und C-Dur sowie die E-Dur-Partita. „Bach ist für Geiger immer die größte Herausforderung.“Im Alter von elf Jahren, erzählt der 40-Jährige, habe er eines von Bachs Solostücken zum ersten Mal gespielt. „Und heute, nach so langer Zeit, entdecke ich immer noch Neues bei Bach. Seine Musik ist so tief wie die Bibel.“
Der Bach-Soloabend findet zugunsten des Leopold-Mozart-Violinwettbewerbs 2019 statt, dessen künstlerischer Leiter Roth ist. Da wird Bach natürlich zum Pflichtprogramm für die Teilnehmer gehören. Vielleicht auch das HindemithKonzert? „Viele Stücke des
20. Jahrhunderts wären es wert, ins Wettbewerbsprogramm aufgenommen zu werden.“Da aber die Teilnehmer noch nicht über ein breites Repertoire verfügten, wolle man sie mit der Einstudierung eines so komplexen Stücks nicht zusätzlich belasten – zumal beim Wettbewerb auch die Probenzeit mit dem Orchester kurz sei, im Falle Hindemiths ein weiterer Nachteil. Deshalb hat der künstlerische Leiter für die entsprechende Wettbewerbrunde auf gängigere Violinkonzerte gesetzt. Linus Roth lüftet den Schleier: Es sind Tschaikowsky, Sibelius und Schostakowitsch Nummer eins.
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Konzerte Im Kongress am Park am Montag, 26., und Dienstag, 27. Febru ar (20 Uhr, Einführung 19.10 Uhr). Im Goldenen Rathaus Saal am Samstag,
10. März (19.30 Uhr, Einführung 19 Uhr).