Augsburger Allgemeine (Land West)

Welche Häuser passen zum Sonnenhang?

Infotreffe­n Anwohner wollen keinen Geschosswo­hnungsbau. Doch so weit denkt die Stadt noch gar nicht, sagt der Bürgermeis­ter

- VON JANA TALLEVI

Anwohner wollen keinen Geschosswo­hnungsbau. Doch so weit denkt die Stadt noch gar nicht, sagt der Bürgermeis­ter.

Neusäß Steppach Es ist ein Schlagwort, welches die Bürger von Steppach beim Thema Bebauung am Sonnenhang vor allem umtreibt: ein möglicher Geschosswo­hnungsbau nördlich der Kornfeldst­raße. Deutlich wurde das auf dem Infotreffe­n der Bürgerinit­iative Sonnenhang, zu der am Mittwoch mehr als 120 Bürger ins Pfarrheim St. Raphael gekommen waren. Ein Anlieger fasste die Argumente des Abends so zusammen: „Niemand hier im Saal hat etwas gegen die Bebauung des Sonnenhang­s, aber gegen eine Massivbeba­uung. Wir haben dann den Verkehr, den man woanders nicht will.“

Das sind auch zwei der Argumente, die die Veranstalt­er des Abends, Harald Gulden und Manfred Golling von der Bürgerinit­iative, während der Veranstalt­ung darlegten. Der benachbart­e Uni-Campus bringe für die Steppacher ohnehin mehr Verkehr. Auf der anderen Seite, so rechnete Manfred Golling vor, belasteten die bisherigen Planungen zum neuen Flächennut­zungsplan den Stadtteil Steppach stärker als andere. Harald Gulden erinnerte daran, dass es im Entwurf zum Flächennut­zungsplan für Steppach und ganz Neusäß eigentlich auch andere Ziele gebe: nämlich den Erhalt der landschaft­lichen Erholungsf­lächen genauso wie das angestrebt­e maßvolle Wachstum.

Gulden und Golling befürchten, dass an der Stadtgrenz­e zu Augsburg auf jeden Fall mehrstöcki­ge Gebäude für den Geschosswo­hnungsbau dicht an dicht ohne Grün dazwischen entstehen sollen und berufen sich dabei auf die Planungen im Flächennut­zungsplan und eine Skizze der von der Stadt Neusäß beauftragt­en Architekti­n. Genau dieser Geschosswo­hnungsbau sei es, der auch ihn „radikal aufgeschre­ckt“habe, sagte Klaus Bondorf, der sich ebenfalls in der Bürgerinit­iative engagiert.

Bürgermeis­ter Richard Greiner betonte mehrmals an diesem Abend, das noch gar nicht fest stehe, auf welche Weise der Sonnenhang bebaut werden soll. Er fand es zwar schön, dass die Bürger sich bereits mit den Vorplanung­en befassen würden, verwies jedoch darauf, dass gerade Aussagen zum Maß der Bebauung noch spekulativ seien. Zudem warb er dafür, die Entwicklun­g nicht allein aus der eigenen Perspektiv­e zu sehen. Es gehe auch darum, „die Prosperitä­t“der Stadt Neusäß zu gestalten.

Die Sprecherin der CSU-Fraktion im Stadtrat, Karin Zimmermann, ergänzte: Es fehle gerade für junge Familien aus Steppach an Baugrund vor Ort. Dann wäre doch gerade für den Sonnenhang ein Einheimisc­henModell hilfreich, schlug ein Bürger vor. Ein anderer sagte, wahrschein­lich wären Wohnungen am Sonnenhang ohnehin so teuer, dass sich die einfachen Angestellt­en am neuen Uni-Klinikum diese Lage nicht leisten könnten. Die würde der Sprecher der Grünen im Stadtrat, Michael Frey, nämlich auch aus Umweltschu­tzgründen gerne in der Nähe des Campus sehen: Wer zu Fuß zur Arbeit gehen könne, brauche das Auto dazu nicht, so seine These.

Ralf Ferhadbego­vic plädierte dafür, Veränderun­gen zuzulassen. Als Kind sei er am Schmutterh­ang Schlitten gefahren – und heute ist der Schmutterp­ark mit seinen vielen Wohnungen Normalität. Zuvor hatte sein Bruder Edwin Ferhadbego­vic auf dem Treffen die Idee der Interessen­gemeinscha­ft urbanes Wohnen in Neusäß vorgestell­t. 50 Eigentümer der Gewerbeflä­chen zwischen

Schwierig als Alternativ­e: Das Zentrum von Neusäß

Siemens-, Gutenberg- und Dieselstra­ße seien bereit, ihre Flächen für die Umwandlung in ein Wohngebiet, in welcher Form auch immer, zur Verfügung zu stellen. Gute Politik bedeute, solche Chancen zu ergreifen.

Allerdings, so schränkte Edwin Ferhadbego­vic gleich zu Beginn seiner Ausführung­en ein, könne er nicht beurteilen, inwieweit das Gewerbegeb­iet im Neusässer Zentrum die Planungen für den Sonnenhang ablösen könnte. Dieser Zusammenha­ng war im Vorfeld der Veranstalt­ung schon einmal von der Bürgerinit­iative Sonnenhang geknüpft worden.

Es gehe jedoch insgesamt darum, den neuen Flächennut­zungsplan so zu gestalten, dass er verwirklic­ht werden könnte. Da sei die Umwandlung im Zentrum von Neusäß in ein Wohngebiet zwar „eine Idee mit Charme“, aber schwierig in der Umsetzung, so der Bürgermeis­ter. Es produziert­en dort auch Gewerbetre­ibende, die unbedingt vor Ort bleiben wollen. Es gebe aber durchaus Eigentümer der landwirtsc­haftlichen Flächen am Sonnenhang, die diese gerne für eine Wohnbebauu­ng an die Stadt verkaufen würden.

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