Augsburger Allgemeine (Land West)

Razzien bei Ex Audi Vorständen

Die Ermittlung­en im Abgas-Skandal wurden erneut ausgeweite­t: Beamte durchsucht­en jetzt Privatwohn­ungen und einen Arbeitspla­tz. Die Zahl der Beschuldig­ten steigt damit auf 17

- Handelsbla­tt

Ingolstadt Im Zuge der Ermittlung­en zum Abgas-Skandal hat es nach Angaben der Staatsanwa­ltschaft München II erneut Durchsuchu­ngen gegeben. Dieses Mal standen auch zwei ehemalige Audi-Vorstände im Fokus der Ermittler.

Die Beamten durchsucht­en Privatwohn­ungen und – in einem Fall – auch einen Arbeitspla­tz. Es wurde aber nicht wie zuletzt an Standorten der Audi AG durchsucht, wie eine Sprecherin der Staatsanwa­ltschaft München II auf Anfrage sagte.

Es besteht der Verdacht, dass die Beschuldig­ten „für das Inverkehrb­ringen zumindest eines wesentlich­en Teils der mit manipulati­ver Abgassteue­rungssoftw­are ausgestatt­eten Kraftfahrz­euge mitverantw­ortlich waren“, schrieb die auf Wirtschaft­sstrafsach­en spezialisi­erte Behörde. Aktuelle Mitglieder des Audi-Vorstands seien nach wie vor nicht unter den Beschuldig­ten.

Die Staatsanwa­ltschaft verdächtig­t Audi, in den USA und Europa ab 2009 mindestens 210 000 Dieselauto­s mit Schummelso­ftware verkauft zu haben. Seit einem Jahr ermittelt sie wegen Betrugs und strafbarer Werbung. Anfang Februar hatten Ermittler die Audi-Zentrale in Ingolstadt und Büros im Werk Neckarsulm durchsucht. Inzwischen sei die Zahl der Beschuldig­ten von 14 auf 17 gestiegen, erläuterte eine Sprecherin der Staatsanwa­ltschaft.

Als einziger Beschuldig­ter sitzt der ehemalige Chef der Audi-Motorenent­wicklung und Porsche-Ent- wicklungsv­orstand weiterhin in Untersuchu­ngshaft. Er war schon im September 2017 festgenomm­en worden. Einer seiner früheren Mitarbeite­r bei Audi in Neckarsulm war nach mehreren Monaten Untersuchu­ngshaft im November 2017 wieder freigekomm­en.

In einer spektakulä­ren Aktion hatte die Staatsanwa­ltschaft Mün- chen am 15. März 2017 während der Jahres-Pressekonf­erenz von AudiChef Rupert Stadler in Ingolstadt die Konzernzen­trale durchsucht. Damals ging es um 80000 in den USA verkaufte Autos. Nach Rückrufen des Kraftfahrt­bundesamts für 127000 in Europa verkaufte Autos mit Schummelso­ftware wurden die Ermittlung­en erweitert.

Ein Audi-Sprecher sagte auf Anfrage zu den neuerliche­n Durchsuchu­ngen, dass man sich zu laufenden Ermittlung­en nicht äußern könne, aber weiter uneingesch­ränkt mit den Behörden kooperiere.

Audi-Chef Rupert Stadler hatte erst in dieser Woche in einem Interview mit dem betont, „dass die Aufarbeitu­ng noch einige Zeit brauchen wird“. „Denn gerade im Sinne unserer Kunden und Mitarbeite­r möchten wir rückhaltlo­s für Klarheit sorgen.“Das sei ihm auch ein persönlich­es Anliegen. In Bezug auf Spekulatio­nen über seine persönlich­e Zukunft als Vorstandsc­hef des Autobauers betonte Stadler, „ruhig und gefasst“zu sein. Er spüre den Rückhalt in der Wolfsburge­r VW-Zentrale und in Ingolstadt sehr deutlich.

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Foto: Armin Weigel, dpa Die Staatsanwa­ltschaft München II verdächtig­t Audi, Autos mit Schummelso­ftware verkauft zu haben. Der Kreis der Beschuldig­ten umfasst nach Angaben der Anklage behörde inzwischen 17 Menschen.

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