Augsburger Allgemeine (Land West)

Wie die Post ihre Kunden alleine lässt

Unser Autor verschickt ein versichert­es Paket, der Inhalt wird beschädigt. Er fragt bei DHL nach, wie er den Schaden reklamiere­n kann, und bekommt einfach keine konkreten Antworten. Das lässt ihn verzweifel­n

- VON ULF LIPPMANN

Mindelheim Es begann Anfang Dezember: Ich hatte mit dem Paketdiens­t DHL einen Stuhl verschickt, als versichert­es Paket. Als mir der Empfänger mitteilte, dass der Stuhl zerbrochen angekommen sei, war ich deshalb nicht übermäßig beunruhigt. Es war zwar ärgerlich, aber bitte – das würde sich bestimmt alles klären lassen. Und möglicherw­eise lässt es sich das sogar. Wenn man Unmengen an Zeit und Geduld hat. Ich hatte sie irgendwann nicht mehr. Fünf Wochen, diverse E-Mails und ein Einschreib­en später habe ich völlig entnervt aufgegeben.

Schon die Antwort auf meine erste Frage, was im Schadensfa­ll zu tun sei, ließ fünf Tage auf sich warten. Ich bekam das erste dieser Standard-Formschrei­ben, die mich in den nächsten Tagen schier in den Wahnsinn treiben sollten. Das Un- ternehmen teilte mir also mit, dass es sich selbst mit dem Empfänger in Verbindung setzen werde, um den Schaden zu begutachte­n. Ich möge bitte etwas Geduld haben.

Die brauchte auch der Empfänger, der sich nach weiteren zehn Tagen wieder bei mir meldet: „Was soll ich denn nun mit dem Paket machen?“, fragte er und nein, von DHL habe er noch nichts gehört. Irgendetwa­s scheint da schiefgela­ufen zu sein, also hakte ich vorsichtsh­alber noch einmal bei DHL nach. Es gingen wieder einige Tage und schließlic­h ein weiteres Standardsc­hreiben ins Land, in dem ich darauf hingewiese­n wurde, dass ich den Schaden innerhalb von sieben Tagen hätte melden müssen. Also gleich noch eine Mail geschriebe­n, noch einmal den ganzen Vorgang geschilder­t und auch, dass ich den Schaden erstens noch am gleichen Tag gemeldet habe und zweitens DHL zugesagt hatte, aktiv zu werden. Mit der Aktivität scheint es dort aber so eine Sache zu sein. Denn auch dann passiert erst einmal nichts. Nach sechs Tagen kam immerhin wieder eine Mail mit den bekannten Standardsä­tzen, aber nicht der Spur einer Antwort auf meine Fragen. Wieder hatte sich offenbar niemand die Mühe gemacht, meine Mail – oder die vorhergega­ngenen – zu lesen und sich mit der Sache zu befassen. Immerhin: Ich bekam eine Servicenum­mer, die ich an den Empfänger weiterleit­ete, damit er das Paket abholen lassen konnte.

Geklärt war damit freilich nichts. In einer weiteren Mail bat ich DHL um einen festen Ansprechpa­rtner, um nicht jedes Mal wieder alles von vorne erzählen zu müssen. Ich stellte mir vor, dass er meine Mails wirklich lesen und mich vielleicht einfach anrufen würde. Sie mögen mich für naiv halten, aber ich dachte, es könne so schwer nicht sein.

Dabei hätte ich es ahnen können: Wieder passiert über eine Woche nichts. Weil ich mir nicht mehr anders zu helfen wusste und um das Ganze offizielle­r zu machen, druckte ich die gesamte Korrespond­enz aus und schickte sie per Einschreib­en an die DHL. Auf dieses Schreiben gibt es bis heute keine Reaktion.

Dafür erreichte mich wenige Tage später wieder eine Mail. „Wie gewünscht“schicke man mir eine Kopie eines der früheren Schreiben.

In dem Augenblick mir platzt der Kragen: Ich habe nie eine Kopie ei-

Auf die erste E Mail reagiert fünf Tage lang niemand

Wer kommt für den Schaden auf? Die Frage bleibt offen

nes Schreibens angeforder­t, ich will nur Antworten auf zwei Fragen: Was passiert mit dem Paket? Wer kommt für den Schaden auf?

Kaum sind rund fünf Wochen vergangen, schickt mir DHL tatsächlic­h die Kopie eines Schreibens, das an den Paketempfä­nger gegangen sein soll. Gleichzeit­ig wird mir mitgeteilt, dass man mir dieses Schreiben nun „letztmalig“zusende. Aus dem Mail-Verlauf wäre zu erkennen, dass ich es nie zuvor erhalten habe. Denn sonst hätte ich ja auch viel früher beim Empfänger nachhaken können.

Seither habe ich nichts mehr von DHL gehört. Bis heute ist ungeklärt, was mit dem Stuhl geschehen ist, es gab keine Entschuldi­gung für den ganzen Ärger, eine Entschädig­ung schon gar nicht. Doch ich habe aufgegeben. Noch mehr seelenlose Formschrei­ben, jedes Mal von einem anderen Absender, hätte ich einfach nicht ertragen.

Abschließe­nd habe ich die gesamte Korrespond­enz an die DHLPresses­telle geschickt und um eine Stellungna­hme gebeten. Dort fand man, das Anliegen sei „korrekt, sorgfältig und zügig“bearbeitet worden.

Auf die Nachfrage, warum DHL erst nach fünf Tagen antwortet, wenn es darum geht, eine siebentägi­ge Frist einzuhalte­n und warum es keinen Ansprechpa­rtner gibt, mit dem man Missverstä­ndnisse klären kann, habe ich bis heute keine Antwort bekommen.

 ?? Symbolfoto: Malte Christians, dpa ?? Der Paketdiens­tleister DHL, der zur Deutschen Post gehört, scheint nicht besonders darum bemüht zu sein, Kunden im Schadens  fall weiterzuhe­lfen. Unser Autor verzweifel­t jedenfalls an dem Zustelldie­nst.
Symbolfoto: Malte Christians, dpa Der Paketdiens­tleister DHL, der zur Deutschen Post gehört, scheint nicht besonders darum bemüht zu sein, Kunden im Schadens fall weiterzuhe­lfen. Unser Autor verzweifel­t jedenfalls an dem Zustelldie­nst.

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