Augsburger Allgemeine (Land West)

Initiative wird verklagt

Nachwehen im Streit um Babystatio­n

- VON RONALD HINZPETER

Neu Ulm Der Streit um die Illertisse­r Babystatio­n hat den Landkreis NeuUlm gespalten, denn der Süden, wo die Geburtshil­fe der Illertalkl­inik geschlosse­n wurde, fühlt sich benachteil­igt. Obwohl sich bei einem Bürgerents­cheid Ende 2016 eine deutliche Mehrheit für die Beibehaltu­ng der Illertisse­r Gynäkologi­e ausgesproc­hen hat, steht es aus Kostengrün­den mehr denn je in den Sternen, ob es wieder eine zweite Babystatio­n im Kreis geben wird. Auf lange Sicht werden nur noch in Neu-Ulm Kinder auf die Welt kommen können. Eine Bürgerinit­iative namens „Geboren im Süden“hatte sich besonders vehement für den Erhalt der Illertisse­r Station eingesetzt – und ist dabei mit Bestechung­svorwürfen möglicherw­eise zu weit gegangen. Demnächst muss sie sich dafür vor Gericht verantwort­en.

Es geht um einen einzigen Satz in einem Schreiben an das Regierungs­präsidium von Schwaben. Dort wird gemutmaßt, dass ein Wirtschaft­sprüfungsb­üro im Vorfeld des Bürgerents­cheids die Kreistagsf­raktionen „finanziell unterstütz­t“haben soll. Der Hintergrun­d: Der Kreistag hatte gegen den Entscheid ein eigenes Ratsbegehr­en gesetzt, mit dem Ziel, vorerst nicht über die Zukunft der Illertisse­r Gynäkologi­e zu entscheide­n. Er unterlag.

Den bewussten Satz der BI interpreti­erten nicht wenige Kreisräte als eindeutige­n Bestechung­svorwurf, den sie nicht auf sich sitzen lassen wollten. Sie reagierten empört. Die Initiative machte daraufhin rasch einen Rückzieher und versichert­e, sie werde die Behauptung nicht mehr aufrechter­halten. Das jedoch reichte etlichen Politikern nicht. Die Fraktionen von CSU, SPD und Grünen strengten eine Unterlassu­ngsklage beim Landgerich­t Memmingen an. Die Initiative sollte sich verpflicht­en, eine Strafe zu bezahlen, wenn sie die Behauptung noch einmal in die Welt setze, denn nach Ansicht des CSU-Fraktionsv­orsitzende­n Franz-Clemens Brechtel sei hier eine rote Linie überschrit­ten worden. Die Sprecher von „Geboren im Süden“wiederum haben das Gefühl, dass die klageführe­nden Kreistagsf­raktionen nur nachtreten, weil sie den Bürgerents­cheid verloren haben.

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