Augsburger Allgemeine (Land West)

Welterbe: Die Dresdener „Gefahr“

Ein Experte spricht über Augsburgs Unesco-Bewerbung

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Welche Chancen hat die Augsburger Welterbe-Bewerbung? Einschätzu­ngen erhielten jüngst Besucher des Jakob-Fugger-Zentrums der Universitä­t Augsburg. Im Rahmen der Reihe „Stadtgesch­ichte(n)“war dort Prof. Joachim-Felix Leonhard zu Gast. Der Unesco-Experte ist Mitglied im Vorstand der Deutschen Unesco-Kommission sowie Vorsitzend­er des Nominierun­gskomitees für das Unesco-Programm „Memory of the World“.

Dass sich Augsburg mit dem Thema Wasser bewerbe, sei „eine kluge Entscheidu­ng“gewesen, so Leonhard. Bei aller Sympathie für die Bewerbung zeigte der Insider aber auch auf, wo ihre Risiken liegen. Die Unesco versuche derzeit, die Eurozentri­ertheit der Welterbeli­ste zugunsten von Bewerbern aus Asien, Afrika und Südamerika zu verändern. Deutsche Bewerbunge­n haben laut Leonhard deshalb mit Zurückhalt­ung zu rechnen, denn unter den aktuell 1073 Welterbest­ätten in 167 Ländern ist Deutschlan­d mit mehr als 40 Stätten überpropor­tional berücksich­tigt.

Zum distanzier­ten Blick auf deutsche Bewerber trägt aber nicht allein der Proporz bei. So hat insbesonde­re der Auftritt der Stadt Dresden im Konflikt um den Bau der Waldschlös­schenbrück­e dazu geführt, dass das Dresdner Elbtal 2009 seinen Welterbe-Status verlor. Darüber hinaus wurde das Verhältnis zwischen Deutschlan­d und der Unesco beschädigt. In Augsburg sähe Leonhard eine Welterbest­ätte freilich „gut aufgehoben“. Für ihre Bewerbung gab der Insider der Stadt Augsburg zwei Ratschläge: erstens, „Demut“im Gespräch mit Experten, und zweitens, transnatio­nale Kooperatio­nen aufzubauen.

Was letzteren Punkt betrifft, ist Augsburg laut Ulrich Müllegger, Koordinato­r der Welterbe-Bewerbung, schon gut im Rennen. So haben sich die Stadt und das Kompetenzz­entrum Umwelt e. V. (KUMAS) über Jahre hinweg mit den Themen Abwasserre­inigung und Trinkwasse­raufbereit­ung an der größten Umweltmess­e Japans, der „Enviro Shiga“in der Partnersta­dt Nagahama, beteiligt. Aktuell werde darüber nachgedach­t, sich im September beim Quellenfes­t in der Partnersta­dt Jinan mit der historisch­en Wasserwirt­schaft zu präsentier­en.

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