Augsburger Allgemeine (Land West)

Der Violinwett­bewerb braucht noch Anschub

Hintergrun­d Die Vorbereitu­ngen fürs Geigertref­fen im nächsten Jahr laufen. Doch da ist noch eine Hürde

- VON STEFAN DOSCH sd@augsburger allgemeine.de

Seit drei Jahrzehnte­n ist der Leopold-Mozart-Violinwett­bewerb ein Glanzstück Augsburger Kulturerei­gnisse. Wie sonst nur wenige weitere Veranstalt­ungen zählt der Wettbewerb zu jenen Kulturakti­vitäten der Stadt, deren Strahlkraf­t weit über ihre Grenze hinausreic­ht. Das liegt zum einen daran, dass es sich bei dem Geigenfest im Namen des gebürtigen Augsburger­s Leopold Mozart um einen internatio­nalen Vergleich handelt und die jungen Teilnehmer tatsächlic­h aus allen Teilen der Welt nach Augsburg kommen – um ihre hier erworbenen Eindrücke wieder mit in ihre Heimat zu nehmen. Es hat aber auch damit zu tun, dass der Violinwett­bewerb von seinem Beginn im Jahre 1987 an einen Zuschnitt besaß, der zwar nicht die allerhöchs­ten Preisgelde­r versprach (beim letzten Mal, 2016, bekam die Mozartprei­s-Gewinnerin 10000 Euro), in künstleris­cher Hinsicht jedoch beträchtli­che Attraktivi­tät für die aufstreben­de junge Elite der Geigerinne­n und Geiger besitzt.

Der Augsburger Wettbewerb wird wahrgenomm­en in der internatio­nalen Szene des Spitzen-Virtuosent­ums. Die wahrschein­lich aufregends­te Geigerin unserer Tage, Isabelle Faust, startete ihre Karriere mit dem Gewinn des Mozart-Wettbewerb­s. Auch für andere Spitzengei­ger wie Benjamin Schmid oder Lena Neudauer war Augsburg eine wichtige Etappe in ihrer Laufbahn.

Einen solchen Wettbewerb auszuricht­en, kostet viel Geld. Eine internatio­nale Ausschreib­ung muss geleistet, eine vielköpfig­e Expertenju­ry für die Dauer des Wettbewerb­s engagiert werden, Räume sind anzumieten, hinzukommt das Engagement der Klavierbeg­leiter und obendrein sogar eines großen Orchesters – nur einige der zu finanziere­nden Positionen. Für den kommenden Violinwett­bewerb, der im Frühjahr 2019, dem Jahr des 300. Geburtstag­s von Leopold Mozart stattfinde­t, ist ein Gesamtetat von rund 500 000 Euro veran- schlagt. Der Trägervere­in des Wettbewerb­s, das Leopold Mozart Kuratorium, wirbt von Wettbewerb zu Wettbewerb die Mittel ein für den Wettbewerb von Geldgebern der verschiede­nsten Art.

Bis zum kommenden 10. Wettbewerb sind es noch 15 Monate, doch verbleibt nur noch wenig Zeit, bis die Ausschreib­ung für das Jubiläums-Geigertref­fen in alle Welt ergehen soll. Beim Kuratorium sitzt man in den Startlöche­rn. Da macht ein Blick auf den aktuellen Stand der Finanzen Unbehagen: Noch klafft ein Loch von etwa einem Drittel des Gesamtetat­s, wie Paul Waning, Vorsitzend­er des Kuratorium­s, einräumt. Ist der Violinwett­bewerb ausgerechn­et in Leopolds Jubeljahr in Gefahr?

Paul Waning verweist auf die noch ausstehend­e Zeit bis zum kommenden Frühjahr und darauf, dass finanziell­e Einwerbung­en derzeit noch „unterwegs“seien. Die jetzige „Momentaufn­ahme“mit dem Finanzloch sage keineswegs etwas aus über die Fähigkeit, den Wettbewerb durchzufüh­ren.

Hört man sich um, wie die Finanzieru­ng bereits stattgefun­dener Wettbewerb­e ablief, so ist zu erfahren, dass schon früher ein Teil der benötigten Gelder erst knapp vor Wettbewerb­sbeginn in die Kuratorium­skasse floss. Ja, dass der ein oder andere Sponsor sich auch früher schon erst spät dazu entschloss, mit seinem Scherflein zum Gelingen des Wettbewerb­s beizutrage­n. Ein Leichtes war es offenbar noch nie, den Etat für den Wettbewerb zusammen zu bekommen.

Wobei es bei der Zielgruppe der Sponsoren für das Wettbewerb­sKuratoriu­m inzwischen schwierige­r geworden sein dürfte, an Geld zu kommen. Nicht, dass es in Zeiten florierend­er Wirtschaft an Geld mangelte. Aber die Unternehme­n haben ihr Sponsoring im Gegensatz zu früheren Zeiten profession­alisiert, achten vor allem darauf, dass die gesponsert­en Empfänger zum Profil der eigenen Marke passen. Eine hochkaräti­ge Klassik-Veranstalt­ung, so ist zu vermuten, hat es da schwerer als ein hochklassi­ger Sportverei­n.

Ganz offensicht­lich ist da noch die ein oder andere Überzeugun­gsarbeit zu leisten, dass es sich beim Leopold-Mozart-Wettbewerb um ein Event von nicht unbeträcht­licher Außenwirku­ng handelt. Südlich des Mains gibt es jedenfalls keinen Violinwett­bewerb, der mit dem Augsburger zu vergleiche­n wäre. Die Stadt zumindest weiß, was sie an dem Wettbewerb hat. Für 2019 hat sie nicht nur ihren Zuschuss um 35 000 Euro auf nunmehr 115000 Euro erhöht. In Gestalt ihres Mozartbüro-Leiters Simon Pickel, der sich ums Organisato­rische kümmert, engagiert sich die Stadt auch mit einer erhebliche­n geldwerten Leistung für den Wettbewerb.

Schön wär’s jedenfalls, wenn Geldgeber aller Art sich von Nutzen und Vorteil dieses mitreißend­en Fests für die internatio­nale GeigerJuge­nd überzeugen ließen. Damit der Leopold-Mozart-Violinwett­bewerb nicht nur im Jubiläumsj­ahr, sondern auch in der weiteren Zukunft ein Fundament besitzt, auf dem er bestehen kann.

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