Augsburger Allgemeine (Land West)
Der Violinwettbewerb braucht noch Anschub
Hintergrund Die Vorbereitungen fürs Geigertreffen im nächsten Jahr laufen. Doch da ist noch eine Hürde
Seit drei Jahrzehnten ist der Leopold-Mozart-Violinwettbewerb ein Glanzstück Augsburger Kulturereignisse. Wie sonst nur wenige weitere Veranstaltungen zählt der Wettbewerb zu jenen Kulturaktivitäten der Stadt, deren Strahlkraft weit über ihre Grenze hinausreicht. Das liegt zum einen daran, dass es sich bei dem Geigenfest im Namen des gebürtigen Augsburgers Leopold Mozart um einen internationalen Vergleich handelt und die jungen Teilnehmer tatsächlich aus allen Teilen der Welt nach Augsburg kommen – um ihre hier erworbenen Eindrücke wieder mit in ihre Heimat zu nehmen. Es hat aber auch damit zu tun, dass der Violinwettbewerb von seinem Beginn im Jahre 1987 an einen Zuschnitt besaß, der zwar nicht die allerhöchsten Preisgelder versprach (beim letzten Mal, 2016, bekam die Mozartpreis-Gewinnerin 10000 Euro), in künstlerischer Hinsicht jedoch beträchtliche Attraktivität für die aufstrebende junge Elite der Geigerinnen und Geiger besitzt.
Der Augsburger Wettbewerb wird wahrgenommen in der internationalen Szene des Spitzen-Virtuosentums. Die wahrscheinlich aufregendste Geigerin unserer Tage, Isabelle Faust, startete ihre Karriere mit dem Gewinn des Mozart-Wettbewerbs. Auch für andere Spitzengeiger wie Benjamin Schmid oder Lena Neudauer war Augsburg eine wichtige Etappe in ihrer Laufbahn.
Einen solchen Wettbewerb auszurichten, kostet viel Geld. Eine internationale Ausschreibung muss geleistet, eine vielköpfige Expertenjury für die Dauer des Wettbewerbs engagiert werden, Räume sind anzumieten, hinzukommt das Engagement der Klavierbegleiter und obendrein sogar eines großen Orchesters – nur einige der zu finanzierenden Positionen. Für den kommenden Violinwettbewerb, der im Frühjahr 2019, dem Jahr des 300. Geburtstags von Leopold Mozart stattfindet, ist ein Gesamtetat von rund 500 000 Euro veran- schlagt. Der Trägerverein des Wettbewerbs, das Leopold Mozart Kuratorium, wirbt von Wettbewerb zu Wettbewerb die Mittel ein für den Wettbewerb von Geldgebern der verschiedensten Art.
Bis zum kommenden 10. Wettbewerb sind es noch 15 Monate, doch verbleibt nur noch wenig Zeit, bis die Ausschreibung für das Jubiläums-Geigertreffen in alle Welt ergehen soll. Beim Kuratorium sitzt man in den Startlöchern. Da macht ein Blick auf den aktuellen Stand der Finanzen Unbehagen: Noch klafft ein Loch von etwa einem Drittel des Gesamtetats, wie Paul Waning, Vorsitzender des Kuratoriums, einräumt. Ist der Violinwettbewerb ausgerechnet in Leopolds Jubeljahr in Gefahr?
Paul Waning verweist auf die noch ausstehende Zeit bis zum kommenden Frühjahr und darauf, dass finanzielle Einwerbungen derzeit noch „unterwegs“seien. Die jetzige „Momentaufnahme“mit dem Finanzloch sage keineswegs etwas aus über die Fähigkeit, den Wettbewerb durchzuführen.
Hört man sich um, wie die Finanzierung bereits stattgefundener Wettbewerbe ablief, so ist zu erfahren, dass schon früher ein Teil der benötigten Gelder erst knapp vor Wettbewerbsbeginn in die Kuratoriumskasse floss. Ja, dass der ein oder andere Sponsor sich auch früher schon erst spät dazu entschloss, mit seinem Scherflein zum Gelingen des Wettbewerbs beizutragen. Ein Leichtes war es offenbar noch nie, den Etat für den Wettbewerb zusammen zu bekommen.
Wobei es bei der Zielgruppe der Sponsoren für das WettbewerbsKuratorium inzwischen schwieriger geworden sein dürfte, an Geld zu kommen. Nicht, dass es in Zeiten florierender Wirtschaft an Geld mangelte. Aber die Unternehmen haben ihr Sponsoring im Gegensatz zu früheren Zeiten professionalisiert, achten vor allem darauf, dass die gesponserten Empfänger zum Profil der eigenen Marke passen. Eine hochkarätige Klassik-Veranstaltung, so ist zu vermuten, hat es da schwerer als ein hochklassiger Sportverein.
Ganz offensichtlich ist da noch die ein oder andere Überzeugungsarbeit zu leisten, dass es sich beim Leopold-Mozart-Wettbewerb um ein Event von nicht unbeträchtlicher Außenwirkung handelt. Südlich des Mains gibt es jedenfalls keinen Violinwettbewerb, der mit dem Augsburger zu vergleichen wäre. Die Stadt zumindest weiß, was sie an dem Wettbewerb hat. Für 2019 hat sie nicht nur ihren Zuschuss um 35 000 Euro auf nunmehr 115000 Euro erhöht. In Gestalt ihres Mozartbüro-Leiters Simon Pickel, der sich ums Organisatorische kümmert, engagiert sich die Stadt auch mit einer erheblichen geldwerten Leistung für den Wettbewerb.
Schön wär’s jedenfalls, wenn Geldgeber aller Art sich von Nutzen und Vorteil dieses mitreißenden Fests für die internationale GeigerJugend überzeugen ließen. Damit der Leopold-Mozart-Violinwettbewerb nicht nur im Jubiläumsjahr, sondern auch in der weiteren Zukunft ein Fundament besitzt, auf dem er bestehen kann.