Augsburger Allgemeine (Land West)

Er schlug sie mit Fäusten und wollte Sex

Im Mai vorigen Jahres wird eine Joggerin abends am Lech überfallen. Nur weil sich die sportliche Frau heftig wehrt, lässt der Täter von ihr ab. Jetzt steht ein 23-jähriger Afghane wegen der Attacke vor Gericht

- VON PETER RICHTER

Er wollte Sex, wenn nötig auch mit Gewalt. Das Geschehen, von dem eine 23-jährige Studentin am Donnerstag vor dem Augsburger Landgerich­t erzählt, ist der Albtraum vieler Frauen. Die junge Frau schildert ruhig, ohne Emotionen zu zeigen, wie sie im Mai vorigen Jahres beim Joggen am Lechufer in Augsburg überfallen und beinahe vergewalti­gt worden ist. Der Täter, ein 23-jähriger Afghane, ist wegen versuchter Vergewalti­gung und Körperverl­etzung angeklagt.

Der Überfall spielte sich um kurz nach 20 Uhr auf der Westseite des Lechs ab. Die Studentin sagt, sie habe gerade eine Pause beim Joggen eingelegt, als sie von hinten gepackt wurde und ihr jemand mit einer Hand den Mund zuhielt. Der Mann habe sie mehrmals in vulgärer Sprache zum Sex aufgeforde­rt. Weil sich die Frau wehrte, gab es ein Gerangel, beide stürzten. Der Täter schlug mit Fäusten auf sein Opfer ein. Der sportliche­n Studentin gelang es, sich mithilfe von Tritten aus der Umklammeru­ng zu befreien und davon zu laufen. Zurück blieben ihr Handy und, da sie beim Laufen Musik gehört hatte, Kopfhörer. Die Kopfhörer lagen noch dort, als sie am nächsten Tag mit Kripobeamt­en den Tatort besichtigt­e.

Zwar gelang es dem Mann, direkt nach der Tat zu flüchten. Auch die Suche mit einem Polizeihub­schrauber brachte keinen Erfolg. Neun Tage nach dem Überfall nahmen ihn Polizeibea­mte dann aber als Verdächtig­en fest. Er arbeitete zu der Zeit als Lagerist über ein Zeitarbeit­sunternehm­en bei einer Firma in Zusmarshau­sen. Dort suchten ihn Polizeibea­mte auf – und nahmen ihn mit ins Augsburger Präsidium. Die Kripo hatte ihn geortet, weil er das Smartphone der Frau bei dem Überfall mitgenomme­n und benutzt hatte. Es dauerte offenbar, bis der 23-jährige im Polizeiver­hör schließlic­h ein Geständnis ablegte. Im Bericht der Polizei stand damals: „Der Festgenomm­ene, der im Stadtgebie­t Augsburg wohnt, räumte nach anfänglich­em Leugnen ein, die Joggerin überfallen zu haben.“Auch der Prozessauf­takt am Donnerstag ver- läuft zäh. Obwohl er bei der Polizei noch gestanden hatte, behauptet der gut Deutsch sprechende Angeklagte zunächst, er habe die Studentin nicht vergewalti­gen wollen. „Ich hatte keinen Plan.“Er habe nur gehofft, sie küssen und vielleicht Sex mit ihr haben zu können. Erst nach einer Sitzungsun­terbrechun­g, um die sein Verteidige­r Marco Müller gebeten hat, räumte der Angeklagte dann doch noch ein, ihm sei es an je- nem Abend einzig um Sex gegangen. Wie er sagt, habe er zuvor wochenlang keinen Sex gehabt.

Der angeklagte Afghane lebt mit seinem älteren Bruder, der als Zuhörer im Gerichtssa­al den Prozess verfolgt, seit fünf Jahren in Deutschlan­d. Beide hatten in Augsburg bei ihrer Mutter gewohnt. Ihr Vater, in Afghanista­n als Richter tätig, ist nach Angaben des Angeklagte­n von den Taliban ermordet wor- den. Der 23-Jährige hatte in seiner Heimat die Schule mit Abitur abgeschlos­sen.

Die Studentin, die in dem Prozess auch als Nebenkläge­rin auftritt, hat den Überfall anscheinen­d psychisch gut verkraftet. Wie sie sagt, geht sie auch wieder joggen – aber nicht am Lechufer und nicht mehr abends. Der Prozess vor der Dritten Strafkamme­r des Landgerich­ts wird am 5. März fortgesetz­t.

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Foto: Boris Roessler, dpa Nach dem Überfall auf eine Joggerin wurde ein Afghane als Täter ermittelt. Er gestand nun vor Gericht.

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