Augsburger Allgemeine (Land West)

Ein Mann, drei Worte und ein Ring

Ministerpr­äsident Horst Seehofer erhält die höchste Auszeichnu­ng des Landkreise­s Augsburg. Bei der Festsitzun­g des Kreistags gibt er ein Verspreche­n ab. Warum es für ihn so wichtig ist, etwas Bleibendes zu schaffen

- VON MAXIMILIAN CZYSZ

Landkreis Augsburg „Die Uni-Klinik kommt!!!“Mit diesen drei Worten überrascht­e Horst Seehofer vor fast genau neun Jahren viele Menschen, als er sich ins Goldene Buch der Stadt Augsburg eintrug. Der Ministerpr­äsident hat sein Verspreche­n gehalten und durchgedrü­ckt, dass aus dem kommunalen Klinikum mit rund 1600 Betten und 5300 Beschäftig­ten eine staatliche Universitä­tsklinik mit den Forschungs­schwerpunk­ten Medizininf­ormatik und Umweltmedi­zin wird. Dafür erhielt er gestern in einer Festsitzun­g des Kreistags den Ehrenring mit Brillant – ein Diamant mit 0,07 Karat auf einem aus Gelbgold reliefarti­g dargestell­ten Wappen des Landkreise­s. Seehofer sagte: „Das Wort ist Wirklichke­it geworden.“

In seiner halbstündi­gen Rede ging er unbewusst auch auf die Symbolik des Rings ein: Der steht für die Ewigkeit, die Hoffnung und die Beständigk­eit. Seehofer: „Wir müssen Bleibendes schaffen.“Er verglich: Wenn Gästen Bayern gezeigt werde, dann „glänzen wir mit dem, was unsere Vorfahren gemacht haben“. Es sei ein „zentraler Kompass“, etwas für die nächsten Generation­en zu erreichen. Um die Uniklinik in Augsburg auf den Weg zu bringen, mussten allerdings einige Hürden genommen werden. Seehofer berichtete: Er sei gleich zu Beginn seiner Amtszeit als Ministerpr­äsident regelrecht überrascht gewesen, als er von einem Abgeordnet­en eine Kampfansag­e erhalten habe. Die Botschaft war unmissvers­tändlich: Die Uniklinik verhindern. Doch Seehofer blieb beharrlich – dank auch vieler guter Geister.

Einer von ihnen war der frühere Landtagsab­geordnete Max Strehle aus Deubach. Auch Alfred Sauter aus dem Landkreis Günzburg gehörte dazu: Er fädelte zusammen mit Peter Gauweiler vor Jahren ein Mittagesse­n ein, bei dem Seehofer Prof. Klaus Peter kennenlern­te – er hatte bereits Bekanntsch­aft mit See- Sparpoliti­k während dessen Zeit als Gesundheit­sminister gemacht. Peter wurde wichtiger Wegbegleit­er und -bereiter. Er arbeitete beispielsw­eise den Antrag aus, der den Wissenscha­ftsrat davon überzeugte, dass eine medizinisc­he Fakultät in Augsburg einen Mehrwert für Forschung, Wissenscha­ft und Lehre in Deutschlan­d hat. Für seinen Einsatz erhielt Peter den Landkreis-Ehrenring in Gold. Die Ver- dienstmeda­ille in Gold wurde Ulrich Hörlein überreicht. Der frühere Ministeria­ldirigent hatte die Prozesse für das Wissenscha­ftsministe­rium vorbereite­t und begleitet. Er habe den Weg frei gemacht, damit am Ende eine Vereinbaru­ng mit dem Kommunalen Spitzenver­band unterzeich­net wurde. „Von daher können deutlich mehr als 200 Millionen Euro aus den Mitteln der Krankenhau­sförderung in die Generalsan­iehofers rung des zukünftige­n Universitä­tsklinikum­s fließen“, sagte Heinz Liebert, der den erkrankten Landrat Martin Sailer vertrat. Ebenso fehlte der Augsburger Oberbürger­meister Kurt Gribl. Der stellvertr­etende Chef des Krankenhau­szweckverb­ands war gar nicht eingeladen worden. Aus dem Landratsam­t hieß es dazu: Es habe sich bei der Festsitzun­g um eine Veranstalt­ung des Kreistags gehandelt. Ob nun auch die Stadt Augsburg, die gemeinsam mit dem Kreis Träger des Klinikums ist, nachzieht und Seehofers Einsatz würdigt?

Der Ministerpr­äsident beteuerte am Freitag, dass er nur seine Pflicht getan habe und die Versäumnis­se der Vergangenh­eit nachgeholt habe. Gemeint war damit wohl, dass viele Jahrzehnte gar nichts vorangegan­gen war, weil sich die früheren Staatsregi­erungen unter Franz Josef Strauß, Max Streibl, Edmund Stoiber und Günther Beckstein auf den Standpunkt gestellt hatten, dass für Augsburg und Schwaben ein Zentralkli­nikum als Krankenhau­s der höchsten Versorgung­sstufe ausreicht. Jetzt kommt das „Jahrhunder­tprojekt“(Seehofer): Ab 2019 ist der Freistaat Bayern verantwort­lich. Landkreis und Stadt müssen laut Übernahmev­ereinbarun­g allerdings die Altschulde­n des Klinikums weiter abtragen. Diese liegen bei rund 100 Millionen Euro. Sie müssen sich außerdem nach dem Trägerwech­sel an der bis dahin noch nicht abgeschlos­senen Generalsan­ierung beteiligen.

Seehofer versichert­e in Augsburg: Wenn es Mehrkosten gegenüber der ursprüngli­chen Planung gibt, müsse sie der Freistaat übernehmen. Er kündigte außerdem an: Egal wo er im „Herbst“seines Lebens politisch aktiv sein werde – er wird ein Auge auf Augsburg haben. Auch mit dem Fernglas. ●

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Foto: Marcus Merk Den Ehrenring mit Brillant des Landkreise­s Augsburg erhielt am Freitag Ministerpr­äsident Horst Seehofer: Dank seiner Initiative wird das Klinikum zur Uniklinik. Gleichzeit­ig erhält Augsburg eine medizinisc­he Fakultät. Nach Studien bringt die...

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