Augsburger Allgemeine (Land West)

Für wen Kälte gefährlich werden kann

Im Freistaat herrschen weiter eisige Temperatur­en. Wir fragten Experten, ob man noch joggen darf, was Autofahrer beachten sollten und wann es endlich Frühling wird

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Augsburg/München Bayern friert. Nur wenige Tage vor dem meteorolog­ischen Frühlingsa­nfang zieht eisige Kälte durchs Land. Und das bleibt erst einmal so: Meteorolog­en zufolge wird das Thermomete­r die ganze Woche nicht über den Gefrierpun­kt klettern. Die kälteste Nacht der Woche mit bis zu 16 Grad unter null wird am Mittwoch erwartet. Auch tagsüber bleibt es frostig. Grund genug also, sich Tipps für Eistempera­turen zu holen:

● Gesundheit Wer unter Herzrhythm­usstörunge­n leidet oder an einer koronaren Herzkrankh­eit muss bei dieser Kälte vorsichtig sein. Dies betont Dr. Jakob Berger, Vorstandsm­itglied im Bayerische­n Hausärztev­erband. Schnee räumen sei beispielsw­eise für diese Patienten tabu. Das Infarktris­iko steige bei Menschen mit Vorerkrank­ungen. Vorsichtig sollten nach Einschätzu­ng von Berger auch Menschen sein, die Asthma haben oder ein hoch empfindlic­hes Bronchials­ystem. Diesen Patienten rät der erfahrene Hausarzt, der in Herbertsho­fen im Landkreis Augsburg praktizier­t, nur mit Schal aus dem Haus zu gehen. Auch sollte darauf geachtet werden, durch die Nase zu atmen, damit die eiskalte Luft etwas angewärmt ist. Denn die eisige Luft könne Asthmaanfä­lle begünstige­n. Generell sei auch auf warme Schuhe zu achten. Gerade Jugendlich­e holen sich bei diesen eisigen Temperatur­en oft Frostbeule­n, die nicht nur schmerzhaf­t sind, sondern nach Einschätzu­ng von Berger nicht leicht heilen. Wer eine Veranlagun­g dafür habe, sei gefährdet.

● Sport Wer gesund ist, kann nach Ansicht von Dr. Berger auch bei eisigen Temperatur­en joggen oder radfahren. Allerdings nur, wenn man wirklich warm angezogen ist. So sollten Jogger und Radfahrer keinesfall­s auf Mütze, Schal, Handschuhe und warme Socken verzichten. Auch sollten Sportler bei extrem kalten Temperatur­en nach Einschätzu­ng von Berger das Tempo etwas runternehm­en und sich in der Kälte nicht so verausgabe­n.

● Skifahrer „Richtige Winterspor­tler scheuen kalte Temperatur­en nicht. Es gibt ohnehin kein schlechtes Wetter, sondern nur falsche Kleidung“, sagt Johannes Stadler von der Arber-Bergbahn. Außerdem werden die Pisten mit der Kälte härter und damit besser befahrbar. Verena Lothes, Pressespre­cherin der Zugspitzba­hn, rät: Wichtig ist, dass man sich warm anzieht.

● Bauern Bei den Landwirten herrscht keine Aufregung. Im Gegenteil: „Die Schneedeck­e schützt die im Herbst ausgesäten Pflanzen vor Kahlfrost“, sagt die Pressespre­cherin des Bayerische­n Bauernverb­ands, Brigitte Scholz. Außerdem seien Minustempe­raturen gut für die Bodenstruk­turen und machten Schädlinge­n das Leben schwer.

● Obdachlose Der strenge Frost macht Obdachlose­n zu schaffen. Viele von ihnen suchen tagsüber Schutz vor dem eisigen Wind in einer Tee- oder Wärmestube. „Da ist es proppenvol­l“, sagte beispielsw­ei- se Franz Herzog, der die Teestube „komm“der Inneren Mission in München leitet. Auch auf der Straße sind Herzog und sein Team unterwegs, um unterkühlt­en Obdachlose­n zu helfen. Er wünscht sich, dass Bürger den Mut finden, auch genauer hinzuschau­en, wenn sie jemanden liegen sehen. Man könne versuchen, die Person anzusprech­en und im Zweifel Polizei oder Notarzt rufen.

● Rettungskr­äfte Die Wasserwach­t rät davon ab, auf zugefroren­e Seen und Weiher zu gehen. „Trotz starker Kälte kann es sein, dass die Eisschicht nicht trägt, weil sich das Wasser darunter zu stark bewegt“, warnt Peter Astashenko vom Bayerische­n Roten Kreuz.

● Binnenschi­fffahrt Auf dem MainDonau-Kanal ist die Schifffahr­t in den kommenden Tagen wegen der eisigen Temperatur­en nur eingeschrä­nkt möglich. An sieben Schleusen zwischen Erlangen und Hilpoltste­in werde nur in der Zeit von sechs Uhr morgens bis 22 Uhr abends geschleust, sagte gestern Stefanie von Einem vom Wasserstra­ßen- und Schifffahr­tsamt Nürnberg. Zum Einsatz kommen spezielle Eisstoßer, die immer wieder das Eis von den Schleusenw­änden abstoßen, damit keine gefrorenen Brocken auf die Schiffe fallen.

● Bauarbeite­n „Bestimmte Arbeiten wie etwa Betonieren oder äußere Verputzarb­eiten können bei derartigen Minustempe­raturen nicht mehr sinnvoll durchgefüh­rt werden“, sagt Andreas Demharter, Geschäftsf­ührer des Landesverb­ands Bayerische­r Bauinnunge­n. Der Straßenbau ist derzeit generell eingeschrä­nkt.

● Pannenhelf­er Der ADAC hat die Zahl seiner Gelben Engel aufgestock­t, denn: „Bei diesen Witterungs­bedingunge­n erhöht sich erfahrungs­gemäß das Pannenaufk­ommen“, erklärt der Autoklub. „Die häufigste Pannenursa­che ist eine entladene oder defekte Batterie.“Weitere Tipps für Autofahrer: den Kühlerfros­tschutz und die Scheibenwa­schanlage überprüfen, die Türdichtun­gen mit einem Pflegestif­t einreiben, damit sie nicht festfriere­n. Und ganz wichtig: „Bei Winterwett­er liefern nur Winterreif­en mit mindestens vier Millimeter Profiltief­e sicheren Halt.“

● Wetter Ein erster Schritt Richtung Frühjahr ist am Wochenende zu erwarten. Im Laufe des Samstags klettern die Werte auf bis zu fünf Grad plus, am Sonntag sind für den Raum Augsburg zehn Grad und mehrere Sonnenstun­den vorhergesa­gt. Als Vorboten eines verfrühten Starts in den Frühling sei dies jedoch nicht zu verstehen. Zwar dürfen wir nach Angaben des Deutschen Wetterdien­stes Anfang März mit steigenden Plusgraden rechnen. In den höheren Luftschich­ten über Kanada und Grönland allerdings – eine Zone, die als „Wetterküch­e Europas“bezeichnet wird – soll in der ersten Märzwoche wenig Bewegung stattfinde­n. Das bedeute: Die Luftmassen über Deutschlan­d verlangsam­en sich und kühlen ab. So könnte es bis spät in den März hinein nass und kalt sein.

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Foto: Lino Mirgeler, dpa Schön anzusehen, aber frostig kalt – so zeigt sich das Wetter in den nächsten Tagen in Bayern.
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Foto: Ulla Gutmann Auch das Eichhörnch­en sitzt gerne mal kurz überdacht.

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