Augsburger Allgemeine (Land West)

Spitzenspi­eler schlagen in Augsburg auf

Beim ersten Winter Cup zeigt der regionale Nachwuchs beachtlich­e Leistungen. Warum er so stark ist

- VON MORITZ WEIBERG

Dass Stephan Hoiss zu den besten vierzig Spielern in Deutschlan­d zählt, zeigt er im richtigen Moment. Im Finale des Augsburger Winter Cups setzt er sich gegen den erst 18-jährigen Aschheimer Kai Lemstra mit 10:5 im Match-Tiebreak durch und gewinnt das Turnier.

Vilislav Vassilev veranstalt­ete den Wettbewerb auf der Anlage der TSG Augsburg erstmals. Seine Augen leuchten, wenn er von seinem jüngsten Projekt spricht. „Wir ermögliche­n den Augsburger Spielern große Turniere in der Nähe“, erzählt Vassilev stolz. Er arbeitet als Tennistrai­ner bei mehreren Augsburger Vereinen wie dem TC Schießgrab­en, in dem seine Tennisschu­le ihren Sitz hat. „Es ist für die Jugendlich­en unersetzli­ch, auf einem hohen Niveau zu spielen.“Im Winter gibt es in dieser Größenordn­ung nur vier Turniere in Bayern, in Augsburg werden 1500 Euro Preisgeld ausgezahlt. Vassilev möchte weitere Turniere in der Region veranstalt­en und sucht Sponsoren.

Seine Söhne Mark und Dennis zählen zu den hoffnungsv­ollsten Talenten in Schwaben, beide spielen für den TC Schießgrab­en Augsburg. Der 18-jährige Dennis nahm am Turnier teil, im Achtelfina­le war für ihn allerdings Schluss. „Er war einfach platt“, erklärt sein Vater, „er hat in den letzten drei Tagen 18 Sätze gespielt.“

Sechs Augsburger gingen an den Start, als Einziger erreichte Dominique Graf das Viertelfin­ale. Seine Bilanz fällt positiv aus: „Das ist hier ein extrem hohes Niveau. Ich bin super zufrieden.“Zumal er gegen den Topgesetzt­en und späteren Turniersie­ger Hoiss verlor. Der 18-jährige Graf spielt für den TC Schwaben Augsburg in der Landesliga. Fünf Tage in der Woche steht er auf dem Platz, zusammen mit Dennis Dragomirov und Noah und Dean Thurner vom TC Friedberg bildet er eine Trainingsg­ruppe. „Das ist besonders“, findet ihr Coach Vassilev, „auf dem Platz sind sie Konkurrent­en, außerhalb Freunde.“

Um sich voll auf den Sport konzentrie­ren zu können, besuchen die vier jungen Talente eine Fernschule in Hamburg. So können sie sich ihre Zeit für Training und Lernen frei einteilen. Jedes Wochenende touren sie durch Europa, um ihrem Traum näherzukom­men. „Der nächste Schritt ist jetzt die internatio­nale ITF-Tour. Sie sollen Erfahrunge­n sammeln, dann steht ihnen alles offen“sagt Vassilev. Dennis beispielsw­eise liebäugelt mit einem CollegeAuf­enthalt in den USA. „Die Bedingunge­n dort sind einfach sehr profession­ell“, sagt sein Vater. In Augsburg gibt es eine hohe Dichte an guten Nachwuchss­pielern. Vassilev begründet das vor allem mit der profession­ellen Arbeit in den Vereinen, die Jugendlich­en würden dort eine sehr gute Förderung erhalten. Die Talente träumen von einem Leben als Profi. Einem Leben, das Turniersie­ger Hoiss bereits führt. Der 28-Jährige ist derzeit Nummer 39 der deutschen Rangliste und schlägt in der Bundesliga für den TV Reutlingen auf.

Mehrere Jahre spielte er Turniere auf der ganzen Welt, nach vielen Verletzung­en beschränkt er sich inzwischen auf nationale Wettbewerb­e. Seinen Lebensunte­rhalt verdient er weiterhin mit Tennis, für den Turniersie­g am Sonntag bekommt er 600 Euro. In Augsburg spielt er hauptsächl­ich wegen der Matchpraxi­s: „Ich habe neue Schläger, die muss ich einspielen. Und das Preisgeld ist natürlich auch ein wichtiger Faktor.“Normalerwe­ise spiele er Turniere mit höherem Preisgeld, im Winter seien diese aber schwierig zu finden. Die nächste Gelegenhei­t für ihn bietet sich bereits in drei Wochen: Dann organisier­t Vassilev den zweiten Augsburger Winter Cup.

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Foto: Siegfried Kerpf Tennistrai­ner Vilislav Vassilev.

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