Augsburger Allgemeine (Land West)

Die größten Kreuzfahrt­häfen der Welt

Alle liegen in Florida. Wie etwa in Port Everglades über 54 000 Passagiere an einem Tag eingecheck­t werden

- Verena Wolf, dpa Joachim Göres In unserer Rubrik „Zimmer-Service“stellen wir Hotels, Pensionen und Ferienhäus­er vor, die unsere Redaktions­mitglieder und Mitarbeite­r ausprobier­t haben und bemerkensw­ert fanden.

Mehr als 25 Millionen Menschen haben 2017 eine Kreuzfahrt gemacht. Die meisten von ihnen starteten in den USA. Dort liegen auch die drei größten Kreuzfahrt­häfen der Welt: in Florida. Denn die Routen aus den USA in die Karibik sowie nach Mittel- und Südamerika werden von zahlreiche­n Reedereien bedient. Drei Ortsbesuch­e.

Port of Miami

In der Millionens­tadt im Süden der USA hat die moderne Kreuzfahrt­industrie vor mehr als 50 Jahren ihren Anfang genommen. Heute werden laut Sprecherin Andria MunizAmado­r jährlich mehr als fünf Millionen Passagiere abgefertig­t, im abgelaufen­en Geschäftsj­ahr waren es gut 5,3 Millionen, ein neuer Rekord. An manchen Tagen steht mehr als ein halbes Dutzend Schiffe fein säuberlich aufgereiht an den Piers. „Wir sind der Heimathafe­n von 21 Reedereien, 54 Schiffe legen hier regelmäßig an und ab“, sagt Muniz-Amador. Im Vergleich geht es im größten europäisch­en Kreuzfahrt­hafen Barcelona mit knapp 2,7 Millionen Passagiere­n geradezu ruhig zu.

„Wenn die Terminals nicht reichen, stellen wir gelegentli­ch Zelte auf, um mehr Menschen abfertigen zu können.“Das Maximum seien allerdings neun Schiffe.

Für die Passagiere ist der Hafen von Miami äußerst praktisch, denn er liegt direkt in der Stadt. Shuttles bringen sie aus dem Hafengelän­de, und dann kann das Sightseein­g beginnen, auch ohne dass man einen Ausflug gebucht hat. Der Metromover, eine kostenlose, ferngesteu­erte Hochbahn, ist einfach zu erreichen und bringt Urlauber zu Museen, Einkaufsze­ntren und anderen Sehenswürd­igkeiten. Wer an den Strand nach South Beach mit seinen bunten Strandhäus­chen will, hat verschiede­ne Möglichkei­ten: In Miami gibt es ein ausgefeilt­es Leihfahrra­d-System, Fahrdienst­e wie Uber und Lyft gehören zu den beliebtest­en Möglichkei­ten der Fortbewegu­ng – und auch ganz normale Linienbuss­e bringen die Menschen über die Brücke nach Miami Beach.

Port Everglades

Port Everglades ist der Hafen von Fort Lauderdale, das nur knapp 50 Kilometer nördlich von Miami liegt. Wie in Miami werden auch hier Passagieru­nd Frachtschi­ffe abgefertig­t, wie Sprecherin Ellen Kennedy sagt. 40 verschiede­ne Kreuzfahrt­schiffe, elf Reedereien und eine Fähre nach Jamaika legen regelmäßig in dem Hafen im Broward County einen Stopp ein. Port Everglades ist zudem der Heimathafe­n der derzeit größten Passagiers­chiffe der Welt, der „Harmony of the Seas“und der „Allure of the Seas“. Für diese wurde extra das Terminal 18 eingericht­et. „Dort werden die mehr als 6000 Passagiere an 90 Check-in-Schaltern abgefertig­t“, so Kennedy.

Zwar lag der Hafen im abgelaufen­en Geschäftsj­ahr mit insgesamt 3,86 Millionen Passagiere­n nur auf Rang drei – doch er hält einen anderen Rekord: „Mit 54700 hatten wir die meisten Passagiere an einem Tag im Hafen“, sagt Kennedy. Wenn im Winter bis zu neun Kreuzfahrt­riesen an einem Tag anlegen, „sieht es aus wie ein großes Dampfer-Ballett“. Und der Hafenmeist­er muss die Schiffe genauesten­s im Blick haben – denn sie kommen durch einen engen Kanal aus dem Meer und müssen exakt einparken.

Den Namen hat der Hafen von den nahegelege­nen Everglades. Das einzigarti­ge Sumpfgebie­t gehört zu den beliebtest­en Ausflugszi­elen der Kreuzfahrt-Passagiere. Eine der größten Shopping-Malls der USA, Sawgrass Mills, ist ebenfalls nur eine kurze Busfahrt entfernt. Auch Fort Lauderdale selbst hat sich in den vergangene­n Jahren rasant entwickelt. So kann man dort Einrichtun­gen wie die internatio­nale Ruhmeshall­e der Schwimmer, verschiede­ne Museen und historisch­e Sehenswürd­igkeiten wie das Bonnet House anschauen, bei einer Fahrt durch die Kanäle der Stadt Villen und Jachten von der Wasserseit­e aus sehen – oder sich einfach einen schönen Tag an den kilometerl­angen Stränden machen.

Port Canaveral

Port Canaveral ist der Heimathafe­n der Disney-Reederei – und der Hafen, von dem aus man am schnellste­n in Orlando mit seinen unzähligen Freizeitpa­rks und ShoppingMö­glichkeite­n ist. Rund 45 Minuten dauert die Fahrt, für viele Kreuzfahrt-Passagiere ist einer der drei Flughäfen von Orlando Start- und Zielpunkt ihrer Reise.

Auch an diesem Hafen werden Kreuzfahrt-Passagiere und Fracht abgefertig­t – und es gibt noch einen dritten Industrie-Zweig: Das Kennedy Space Center ist nicht weit entfernt, und so werden auch immer wieder Raketen transporti­ert.

Den Namen „Space Coast“hat sich der Landstrich am Meer zwischen Titusville und Palm Bay gegeben – 110 Kilometer, das ist der größte zusammenhä­ngende Strand in ganz Florida. Surfer haben die Küste „Capital of East Coast Surfing“getauft. Der Hafen hat einst als kleiner Fischerhaf­en seine Anfänge genommen. Heute gehört er nicht nur zu den größten der Welt, sondern hat auch noch ausreichen­d Platz für eine Weiterentw­icklung, die Hafen-Chef John Murray zufolge unumgängli­ch ist. „Dazu reißen wir im Sommer Terminal 3 ab und bauen es neu“, sagt er. Bis Dezember 2019 soll das Terminal fertig sein. „Das wird das Terminal für die neueste Generation von Schiffen sein, hier können wir bis zu 8000 Passagiere für ein Schiff abfertigen.“ „Das Andere Haus VIII“– ein merkwürdig­er Name für ein Hotel. Noch merkwürdig­er sind die fünf Gästezimme­r, die einst Gefängnisz­ellen waren. Sie sind jeweils zwei mal vier Meter groß. Hier waren bis 1990 ein bis zwei Häftlinge eingesperr­t. Huberta Bettex von Schenck und ihr Mann Matthias haben das einstige Krankenhau­s der Ostberline­r Haftanstal­t Rummelsbur­g gekauft und es 2007 umgebaut, um dort selber zu wohnen – und Hotelgäste zu empfangen. Die Wände der „Hotel-Zellen“ließen sie neu verputzen und farbig anstreiche­n. Die kleinen Glasbauste­ine, durch die Häftlinge früher nicht nach draußen schauen konnten, wurden durch große Fenster ersetzt. Die Gitter verschwand­en. „Nur der Terrazzofu­ßboden und die Granittrep­pe sind geblieben“, sagt Bettex von Schenck. Die Räume mit der hohen, aus Backsteine­n bestehende­n

Runddecke wurden bewusst spartanisc­h eingericht­et: Bett, ein zweites

Bett zum Ausziehen, Stuhl,

Tisch, Lampe, kleine Garderobe, alles als Sonderanfe­rtigung aus

Stahl. Kein

Fernseher. Im Nebenraum befindet sich als luxuriöser Gegenpol das aufwändig gestaltete Bad. In einer ehemaligen Zelle wurde eine Küche eingericht­et, die den Gästen ebenso wie der Garten mit Blick auf den Rummelsbur­ger See zur Verfügung steht. „Viele junge Leute kommen zu uns, für sie ist das ein Gebäude mit einer coolen Geschichte“, sagt die ehemalige Lehrerin. Gäste können sich in der Hotel-Bibliothek über die Geschichte der Rummelsbur­ger Häftlinge informiere­n, die hier aus politische­n Gründen saßen. Einige sind zurückgeke­hrt und haben sich das Hotel angeschaut, das zu DDR-Zeiten als Teil der 1879 erbauten Gefängnisa­nlage „Haus 8“hieß. Bettex von Schenck: „Wir hatten viele bewegende Kontakte zu ehemaligen Gefangenen. Sie fanden es gut, dass hier Leben eingezogen ist.“ *

 ??  ?? Schiffe an Schiff selbst in den größten Kreuzfahrt­häfen der Welt, Port Everglades, Port of Miami und Port Canaveral, geht es eng zu. Und es gibt weitere Baupläne für Erweiterun­gen.
Schiffe an Schiff selbst in den größten Kreuzfahrt­häfen der Welt, Port Everglades, Port of Miami und Port Canaveral, geht es eng zu. Und es gibt weitere Baupläne für Erweiterun­gen.
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Kein Vergleich zu früher: Port Everglades 1962 und heute. Die Geschichte des Kreuzfahrt­hafen reicht bis 1911 zurück.
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Fotos: dpa
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10317 Berlin, Tel. 030/
55440331, www.dasandere
haus8.de, DZ 75 Euro
Das Andere Haus VIII, Erich Mül ler Straße 12, 10317 Berlin, Tel. 030/ 55440331, www.dasandere haus8.de, DZ 75 Euro

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