Augsburger Allgemeine (Land West)

Komponiere­n, wie die Kuh Milch gibt

Weshalb Richard Strauss Bayerns berühmtest­er Tonsetzer ist

- VON RÜDIGER HEINZE

Augsburg Bayerische Komponiste­n gibt es einige – von Hans Leo Haßler über Willibald Gluck bis hin zu Carl Orff und Werner Egk. Aber keiner von ihnen wird heute weltweit so häufig aufgeführt, keiner konnte so dezidiert bayerisch komponiere­n wie Richard Strauss, 1864 geboren in München, 1949 gestorben in Garmisch. Im Extremfall, in seiner „Alpensinfo­nie“, schrieb er Musik so, wie die Kuh Milch gibt. Oder so, wie sich ihm das Wetterstei­ngebirge darbot von seiner Villa aus, die er sich von den Tantiemen für seine Oper „Salome“(1905) bauen ließ. In der „Alpensinfo­nie“jedenfalls setzte Strauss effektvoll eine Bergbestei­gung vom Morgengrau­en bis zur Abenddämme­rung um, einschließ­lich Jagdhörner­schall, Kuhglocken, Gewitter. Das war der gemütvolle Strauss mit seinem Faible auch für Skat. Daneben gibt es den Bildungsbü­rger Strauss, der sich brillant auskannte in der griechisch­en Mythologie und in der deutschen Klassik.

Und es gibt den Großbürger­schreck Strauss, der es mit seinen musikalisc­h heftigsten Opern, eben der „Salome“und der „Elektra“(1909), zu kurzzeitig­er Abscheu brachte. Nervenaufr­eibend, als psychisch-abartigen Sog, setzte er der Tochter der Herodias, die innig den Mund des geköpften Johannes des Täufers küsst, ein monströses Denkmal – und der Tochter des ermordeten Agamemnon, die nur für eines lebt und singt: Blutrache.

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Foto: Archiv/Kindler Keiner konnte so komponiere­n wie er: der Münchner Richard Strauss, Anfang der 1930er Jahre.
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