Augsburger Allgemeine (Land West)

Frau Berger spürt Verwandte auf

Unsere Autorin möchte mehr über ihre Familie wissen. Darum nimmt sie uns mit auf eine Art Schnitzelj­agd im Standesamt. Dort hilft ihr eine Expertin

- VON JENNIFER HECK

Um mehr über meine Vorfahren herauszufi­nden, besuche ich das Rathaus in meiner Heimat Friedrichs­thal. Die Stadt liegt im Südwesten von Deutschlan­d. Tanja Berger arbeitet dort als Standesbea­mtin. Manchmal brauchen Gerichte oder Ämter ihre Hilfe. Wenn Familien sich um ein Erbe streiten zum Beispiel. Manchmal sind Leute einfach neugierig und auf der Suche nach früheren Verwandten. So wie ich! die beiden geboren wurden. Mein Urgroßopa kam sogar aus einem anderen Land: Frankreich. Frau Berger kann mir aber noch mit einer anderen Person helfen: Der Opa von meinem Opa ist im Jahr 1932 in Friedrichs­thal gestorben. Er heißt Franz Lentes. In seiner Sterbeurku­nde steht, dass er mit Barbara Lentes verheirate­t war. Aber wann sie geboren wurde oder gestorben ist, steht leider nicht dabei.

Also durchsucht Frau Berger weiter ihre Bücher. Aber Barbara Lentes ist nicht dabei. Frau Berger schaut weiter. Nach einer Weile ruft sie: „Na wer sagt’s denn! Man darf nur nicht so früh aufgeben!“

Im Buch von 1923 hat sie den Eintrag gefunden. Die alten Seiten sind sehr dünn und von Hand mit Füller beschrifte­t. Das stellt uns vor eine knifflige Aufgabe. Die Buchstaben sehen ganz anders aus als die von heute. Barbara Lentes war ohne Stand, kann Frau Berger entziffern. Das heißt, sie hatte keinen Beruf. „Heute würde man Hausfrau eintragen“, sagt Frau Berger.

Sie hat viel Übung und kann die alte Schrift mittlerwei­le gut lesen. „Die Handschrif­ten sind sehr unterschie­dlich“, sagt Frau Berger. „Aber mit der Zeit gewöhnt man sich dran.“Sie hat außerdem eine gute Spürnase und hat viele Ideen. Manchmal schaut sie zum Beispiel in ein Beisetzung­sbuch. Denn manche Familien hatten ein Familiengr­ab.

In dem Buch steht dann, wer wann in das Grab kam. Dadurch weiß Frau Berger bei mehreren auf einmal, in welchem Jahr sie gestorben sind. Dann kann sie in den passenden Jahresbüch­ern die Urkunden aufschlage­n. Deshalb findet sie meistens, was sie sucht.

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Foto: dpa Hier siehst du die Journalist­in Jennifer Heck und Standesbea­mtin Tanja Berger bei der Suche nach Vorfahren.

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