Augsburger Allgemeine (Land West)
Am Flughafen wird weniger geflogen
Die geringere Anzahl von Starts und Landungen betrifft vor allem die Hubschrauber. Diskussionen gab es jetzt darüber, dass für den FCA gestern Abend eine Ausnahme vom Nachtflugverbot gemacht wurde
Augsburg/Mühlhausen Am Augsburger Flughafen ist die Zahl der Flüge im vergangenen Jahr abermals zurückgegangen. Das liegt vor allem daran, dass Hubschrauber seltener in der Luft sind. Nachdem es zu den „Hoch-Zeiten“der beiden Hubschrauberflugschulen vor sieben Jahren pro Jahr um die 24000 Flugbewegungen (also Starts und Landungen) von Helikoptern gab, sank deren Zahl im vergangenen Jahr auf etwa 10500 (knapp 12000 in 2016).
Der Hubschrauberlärm – verursacht durch übende Flugschüler auf Platzrunde oder im Schwebeflug am Rand des Flughafenareals – hatte in den vergangenen Jahren regelmäßig für Proteste von Anwohnern gesorgt. Mehrere Umlandgemeinden gingen auf die Barrikaden, wenn auch ohne Erfolg. Inzwischen hat sich der Lärm wortwörtlich etwas gelegt, weil der Schulungsbetrieb nach einem anfänglichen Boom seit Jahren rückläufig ist. Heli Aviation als größte Hubschrauberschule war
2016 vom internationalen Branchenriesen Babcock übernommen worden, dessen Hubschraubersparte Bohrinseln versorgt oder Rettungsflüge durchführt.
Vor allem verursacht durch den Rückgang bei den Hubschraubern ging die Zahl der Flugbewegungen insgesamt etwas nach unten. 2016 gab es insgesamt um die 52 000 Starts und Landungen von Hubschraubern und Flugzeugen, im vergangenen Jahr waren es um die
50000 (jeweils ohne Segelflieger). Die Lärmwerte, so Flughafenchef Peter Bayer, seien auch im vergangenen Jahr problemlos eingehalten worden. Zu diesem Ergebnis kommt die Berechnung eines Gutachterbüros, die der Flughafen jedes Jahr in Auftrag geben muss. Die Lärmwerte bleiben weit hinter den Prognosen aus der Planfeststellung zum Flughafenausbau aus dem Jahr 1999 zurück. Damals war noch ein Linienbetrieb zugrundegelegt worden, der allerdings seit mehr als zehn Jahren eingestellt ist.
Dass von Augsburg aus wieder regelmäßig ein Linienverkehr stattfinden könnte, ist so gut wie ausgeschlossen. Ende der 90er-Jahre steckte die Stadt Millionenbeträge in den Ausbau des Flughafens, doch allein die inzwischen drastisch erhöhten Sicherheitsstandards bei der Passagierabfertigung wären ein Problem. Zudem sind inzwischen auch im innerdeutschen Linienverkehr mittelgroße Düsenjets unterwegs, die in Augsburg mit seiner 1,5 Kilometer langen Piste gar nicht landen könnten.
Die größte Maschine ist momentan ein 32-sitziger Jet, der im Auftrag von Airbus Helicopters (Donauwörth) täglich zwischen Augsburg und Marseille im Werksverkehr pendelt. Damit dieses Flugzeug weiter fliegen darf, musste sich der Flughafen zertifizieren lassen. Überprüft wurden etwa die Tragfähigkeit der Piste oder das Wildtiergefahrenmanagement.
Inzwischen ist das von der Europäischen Agentur für Flugsicherheit vorgegebene Verfahren erfolgreich abgeschlossen. Kostenpunkt: 300 000 Euro.
Etwa eine Million Euro steckt die Stadt jedes Jahr in den Flughafen, was vor allem an den Krediten für die Investitionen der Vergangenheit liegt. Auf der Einnahmenseite stehen die Start- und Landegebühren und vor allem die Platzmiete in den drei Hangars, die im Zuge der Neukonzeptionierung als Geschäftsflughafen in München-Nähe neu gebaut wurden. Auch Augsburger Firmenchefs gehen von hier in die Luft. 140 Maschinen sind in Augsburg stationiert. Zudem gibt es Flugschulen und Charterfirmen sowie das Unternehmen „Augsburg Air Service“(bis 2015 Beechcraft Augsburg), wo Maschinen gewartet und repariert werden. Schleppend entwickelt sich die Entwicklung des Gewerbegebiets Airpark, auf dem die Stadt Firmen mit Luftfahrtbezug ansiedeln möchte.
Für Diskussionen sorgt unterdessen, dass der FCA für den gestrigen Montagabend eine Ausnahme vom Nachtlandeverbot bekam. Nach dem Auswärtsspiel in Dortmund durften die Kicker noch am selben Abend via Flugzeug zurück, um sich ab Dienstag fürs nächste Heimspiel am Samstag fit zu machen. Der Verein bedankte sich via Pressemitteilung beim Luftamt, dem Flughafen und der Stadt, die sich dafür eingesetzt habe. Das sorgt wiederum bei ÖDP-Stadtrat Christian Pettinger für Unverständnis. „Ich frage mich, wieso sich ein Vertreter der Stadt Augsburg gegen ein bestehendes Nachtlandeverbot eingesetzt hat, nur um einer Sportmannschaft bei ihren Terminproblemen unter die Arme zu greifen“, so Pettinger. Anwohner hätten den Lärm. Er möchte nun unter anderem von der Stadt wissen, wer für die Kosten aufkommt.