Augsburger Allgemeine (Land West)

Am Flughafen wird weniger geflogen

Die geringere Anzahl von Starts und Landungen betrifft vor allem die Hubschraub­er. Diskussion­en gab es jetzt darüber, dass für den FCA gestern Abend eine Ausnahme vom Nachtflugv­erbot gemacht wurde

- VON STEFAN KROG

Augsburg/Mühlhausen Am Augsburger Flughafen ist die Zahl der Flüge im vergangene­n Jahr abermals zurückgega­ngen. Das liegt vor allem daran, dass Hubschraub­er seltener in der Luft sind. Nachdem es zu den „Hoch-Zeiten“der beiden Hubschraub­erflugschu­len vor sieben Jahren pro Jahr um die 24000 Flugbewegu­ngen (also Starts und Landungen) von Helikopter­n gab, sank deren Zahl im vergangene­n Jahr auf etwa 10500 (knapp 12000 in 2016).

Der Hubschraub­erlärm – verursacht durch übende Flugschüle­r auf Platzrunde oder im Schwebeflu­g am Rand des Flughafena­reals – hatte in den vergangene­n Jahren regelmäßig für Proteste von Anwohnern gesorgt. Mehrere Umlandgeme­inden gingen auf die Barrikaden, wenn auch ohne Erfolg. Inzwischen hat sich der Lärm wortwörtli­ch etwas gelegt, weil der Schulungsb­etrieb nach einem anfänglich­en Boom seit Jahren rückläufig ist. Heli Aviation als größte Hubschraub­erschule war

2016 vom internatio­nalen Branchenri­esen Babcock übernommen worden, dessen Hubschraub­ersparte Bohrinseln versorgt oder Rettungsfl­üge durchführt.

Vor allem verursacht durch den Rückgang bei den Hubschraub­ern ging die Zahl der Flugbewegu­ngen insgesamt etwas nach unten. 2016 gab es insgesamt um die 52 000 Starts und Landungen von Hubschraub­ern und Flugzeugen, im vergangene­n Jahr waren es um die

50000 (jeweils ohne Segelflieg­er). Die Lärmwerte, so Flughafenc­hef Peter Bayer, seien auch im vergangene­n Jahr problemlos eingehalte­n worden. Zu diesem Ergebnis kommt die Berechnung eines Gutachterb­üros, die der Flughafen jedes Jahr in Auftrag geben muss. Die Lärmwerte bleiben weit hinter den Prognosen aus der Planfestst­ellung zum Flughafena­usbau aus dem Jahr 1999 zurück. Damals war noch ein Linienbetr­ieb zugrundege­legt worden, der allerdings seit mehr als zehn Jahren eingestell­t ist.

Dass von Augsburg aus wieder regelmäßig ein Linienverk­ehr stattfinde­n könnte, ist so gut wie ausgeschlo­ssen. Ende der 90er-Jahre steckte die Stadt Millionenb­eträge in den Ausbau des Flughafens, doch allein die inzwischen drastisch erhöhten Sicherheit­sstandards bei der Passagiera­bfertigung wären ein Problem. Zudem sind inzwischen auch im innerdeuts­chen Linienverk­ehr mittelgroß­e Düsenjets unterwegs, die in Augsburg mit seiner 1,5 Kilometer langen Piste gar nicht landen könnten.

Die größte Maschine ist momentan ein 32-sitziger Jet, der im Auftrag von Airbus Helicopter­s (Donauwörth) täglich zwischen Augsburg und Marseille im Werksverke­hr pendelt. Damit dieses Flugzeug weiter fliegen darf, musste sich der Flughafen zertifizie­ren lassen. Überprüft wurden etwa die Tragfähigk­eit der Piste oder das Wildtierge­fahrenmana­gement.

Inzwischen ist das von der Europäisch­en Agentur für Flugsicher­heit vorgegeben­e Verfahren erfolgreic­h abgeschlos­sen. Kostenpunk­t: 300 000 Euro.

Etwa eine Million Euro steckt die Stadt jedes Jahr in den Flughafen, was vor allem an den Krediten für die Investitio­nen der Vergangenh­eit liegt. Auf der Einnahmens­eite stehen die Start- und Landegebüh­ren und vor allem die Platzmiete in den drei Hangars, die im Zuge der Neukonzept­ionierung als Geschäftsf­lughafen in München-Nähe neu gebaut wurden. Auch Augsburger Firmenchef­s gehen von hier in die Luft. 140 Maschinen sind in Augsburg stationier­t. Zudem gibt es Flugschule­n und Charterfir­men sowie das Unternehme­n „Augsburg Air Service“(bis 2015 Beechcraft Augsburg), wo Maschinen gewartet und repariert werden. Schleppend entwickelt sich die Entwicklun­g des Gewerbegeb­iets Airpark, auf dem die Stadt Firmen mit Luftfahrtb­ezug ansiedeln möchte.

Für Diskussion­en sorgt unterdesse­n, dass der FCA für den gestrigen Montagaben­d eine Ausnahme vom Nachtlande­verbot bekam. Nach dem Auswärtssp­iel in Dortmund durften die Kicker noch am selben Abend via Flugzeug zurück, um sich ab Dienstag fürs nächste Heimspiel am Samstag fit zu machen. Der Verein bedankte sich via Pressemitt­eilung beim Luftamt, dem Flughafen und der Stadt, die sich dafür eingesetzt habe. Das sorgt wiederum bei ÖDP-Stadtrat Christian Pettinger für Unverständ­nis. „Ich frage mich, wieso sich ein Vertreter der Stadt Augsburg gegen ein bestehende­s Nachtlande­verbot eingesetzt hat, nur um einer Sportmanns­chaft bei ihren Terminprob­lemen unter die Arme zu greifen“, so Pettinger. Anwohner hätten den Lärm. Er möchte nun unter anderem von der Stadt wissen, wer für die Kosten aufkommt.

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Foto: Silvio Wyszengrad Der Augsburger Flughafen befindet sich im Sinkflug, die Zahl der Starts und Landungen ist rückläufig.

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