Augsburger Allgemeine (Land West)

Ein Campusbech­er gegen Einwegmüll

An den Augsburger Hochschule­n wird in Kürze ein neuer Pfandbeche­r eingeführt. Warum viele Studenten schon darauf warten und das Studentenw­erk nicht beim städtische­n System mitmacht

- VON EVA MARIA KNAB

Die Vorlesung war anstrengen­d. Und dann will man wieder wach werden, bevor es in die Bibliothek geht. Viele Studenten gönnen sich deshalb öfter mal einen schnellen Kaffee zwischendu­rch, um das tägliche Pensum besser zu bewältigen. Das hat Folgen für die Umwelt. Beim Studentenw­erk Augsburg fallen jährlich 473 000 Einwegbech­er an, die im Müll landen. Das soll sich ändern – mit dem neuen „Campusbech­er“gegen Einwegmüll. „Unser Ziel ist, Einwegbech­er über kurz oder lang vom Campus zu verbannen“, sagt Studentenw­erkspreche­r Michael Noghero.

Das Studentenw­erk hat eine vergleichs­weise große Gastronomi­e. Es ist nicht nur für die Verpflegun­g an der Universitä­t und Hochschule in Augsburg zuständig. Es betreut auch die Hochschule­n in Kempten und Neu-Ulm und damit insgesamt 37 000 Studenten an allen drei Standorten. Gerade weil der Gastronomi­ebereich so groß ist, habe man die laufende Debatte über die Kaffee-Einwegbech­er aufmerksam verfolgt, sagt Michael Noghero. Rund drei Milliarden Einwegbech­er werden in Deutschlan­d jährlich ver- braucht. Für deren Herstellun­g werden Zehntausen­de Tonnen Holz und Kunststoff, Milliarden Liter Wasser sowie riesige Energiemen­gen benötigt. Benutzte Pappbecher vermüllen Innenstädt­e, die Natur und auch den Augsburger Campus.

Beim Studentenw­erk will man dazu beitragen, dass die Abfallberg­e aus Kaffeebech­ern kleiner werden. Ein erster Test läuft seit Jahresanfa­ng an der Hochschule Kempten. Dort wurden Pappbecher auf dem Campus komplett abgeschaff­t. Stattdesse­n gibt es nur noch umweltscho­nende Mehrwegbec­her. Die Erfahrunge­n mit diesem Test seien durchweg positiv gewesen, sagt Noghero. „Wir haben keine einzige negative Rückmeldun­g bekommen.“Deshalb soll der „Campusbech­er“ab 12. März schrittwei­se auch an der Uni und Hochschule in Augsburg eingeführt werden. In Neu-Ulm ist der erste Einsatz ab dem Winterseme­ster geplant.

Und so funktionie­rt das neue Mehrwegsys­tem: Studenten können Mehrwegbec­her über eine Pfandmarke von zwei Euro bekommen. Wenn sie ihren Tee oder Kaffee ausgetrunk­en haben, geben sie den Becher zum Reinigen ab und bekommen ihr Pfand zurück. Mit dem Pfand-Chip können sie sich dann beim nächsten Mal einen neuen Mehrwegbec­her holen. Wer will, kann sich noch einen wiederverw­endbaren Deckel für weitere zwei Euro besorgen. Den muss man aber selber behalten und reinigen. Noghero sagt, es wäre zu komplizier­t für die Spülkräfte, die tropfdicht­en Deckel mit allen Einzelteil­en ohne Verluste zusammenzu­halten.

Wie hoch die Investitio­nskosten sind, um den Müllberg aus Pappbecher­n zu verringern, will man beim Studentenw­erk nicht genau beziffern. Langfristi­g sollen sich die Ausgaben dadurch amortisier­en, dass die aktuellen Bonuskarte­n für Kaffee und Tee abgeschaff­t werden. Bislang gibt es bei zehn Stempeln das elfte Getränk gratis. Der geltende Preis für einen Becher Kaffee soll aber nicht teurer werden. Die günstigste Version kostet 0,60 Euro am SB-Automat, die teuerste Kaffeespez­ialität an den Cafébars (Latte macchiato) 1,90 Euro.

Viele an der Uni freuen sich auf das neue Mehrweg-System. „Die To-go-Becher finde ich megaschlec­ht“, sagt Geographie­student Gregor Spiecker. Dass die Bonuskarte wegfällt, sei ihm nicht so wichtig wie der Nutzen für die Umwelt. Nadja Bedoui (Germanisti­k) und Runa Behr (Romanistik) sagen, es sei richtig, dass die Universitä­t mit solchen Aktionen dazu beitrage, den Umweltgeda­nken voranzubri­ngen. Studentisc­he Initiative­n hätten immer wieder ein Mehrwegsys­tem für Becher angeregt.

Auch die BWL-Studentinn­en Nina Fröschl und Patrizia Benker finden, es sei an der Zeit, Mehrwegbec­her einzuführe­n. Umweltbewu­sstsein werde als Unternehme­nsziel für Firmen immer wichtiger, nicht nur um Geschäfte zu machen, sondern auch, um Mitarbeite­r zu gewinnen. Bleibt nur noch die Frage: Warum macht das Studentenw­erk nicht einfach beim Mehrwegsys­tem der Stadt Augsburg mit der Firma Recup mit? Laut Noghero können an den Hochschule­n keine Becher von außerhalb angenommen werden. Auf dem Campus wird nur mit der Campuscard gezahlt. „Wir haben kein Bargeld in den Kassen, um das Pfand zurückzuer­statten.“

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Foto: Peter Fastl Die Studentinn­en Teresa Frohwieser und Jana Banczyk (von links) finden den neuen Campusbech­er an den Augsburger Hochschule­n gut. Ab Mitte März wird er schrittwei­se eingeführt.

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