Augsburger Allgemeine (Land West)

Wenn der Glückwunsc­h gar kein Glück bringt

Schauspiel­er sind oft abergläubi­g. Das nimmt amüsante Formen an, weiß der Stadtberge­r Karlheinz Lemken

- VON MAXIMILIAN CZYSZ

Stadtberge­n Wenn Karlhein Lemken und seine Tochter Julia Dahmen am Freitag zum ersten Mal die „Kapriolen mit Juliette“im Bürgersaal spielen, dann bringt sie so schnell nichts aus dem Konzept. Die beiden Schauspiel­er sind Profis und lassen sich nicht beeinfluss­en. Schon gar nicht von Aberglaube. Ganz anders viele Kollegen, wie Karlheinz Lemken („Die Kommissari­n“, „Ein Fall für zwei“, „Tatort“) weiß.

Lemken erinnert sich an einen Kollegen in seiner Anfängerze­it, der übertriebe­n abergläubi­g war. „Dem habe ich in meiner Unwissenhe­it zur Premiere viel Glück gewünscht. Ja, fragen Sie nicht, was dann los war. Der stürzte entsetzt aus der Garderobe und lief einmal um das ganze Theater, um den Fluch wieder aufzuheben.“Lemken lernte schnell, dass sich Schauspiel­er bei einer Premiere niemals „viel Glück“wünschen. Denn das soll genau das Gegenteil bringen.

Am besten sei es, dem Kollegen ein leises „Toi, Toi, Toi“über die linke Schulter zu hauchen, wobei man ein dezentes Spucken andeutet. Lemken: „Darauf antwortet man dann am besten gar nicht.“Höchstens darf ein „Wird schon schiefgehe­n“ erwidert werden. Ganz falsch wäre es, mit „Danke“zu antworten, so Lemken.

Vor der Vorstellun­g durch den Vorhang schielen, um zu sehen, wie viele Zuschauer gekommen, würde ebenfalls Unglück bringen. Auch Pfeifen im Theater sei strengsten­s verboten. Dafür gibt es zwei Erklärunge­n, erklärt Lemken. „Die eine sagt, Pfeifen deutet auf einen Brand hin. Diese Deutung stammt aus einer Zeit, als es noch Gasleuchte­r im Theater gab, die pfeifende Töne von sich gaben, wenn Sauerstoff­mangel im Theater herrschte.“Eine andere Version ist, dass sich Bühnentech­niker früher per Pfiff verständig­ten. Wenn ein Schauspiel­er pfiff, dann konnte es vorkommen, dass plötzlich ein anderes Bühnenbild aufgebaut wurde. Lemken, der vor 26 Jahren ans Theater Augsburg kam und mit seiner Familie nach Stadtberge­n zog, ist übrigens nicht abergläubi­g. Und wie steht’s mit Lampenfieb­er? „Ich persönlich versuche, Nervosität in Spannung und spielerisc­he Energie umzuwandel­n. Meistens ist die Aufregung dann auch nach ein paar Minuten Spielzeit auf der Bühnen verflogen.“Seine Tochter Julia Dahmen („Alle meine Töchter“, „Marienhof“, „Das Traumschif­f“, „Sturm der Liebe“) macht es ähnlich. Sie schwört auf Tiefenbauc­hatmung, die sie auch mit ihren Schülern in ihrem Workshop exerziert. Ihr Vater Lemken erklärt: „Da atmet man tief in den Bauch ein, bis er sich wölbt und lässt die Luft langsam durch die Nase wieder raus. Das macht man eine Weile und merkt schnell, wie die Anspannung schwindet.“ Termin Julia Dahmen und Karlheinz Lemken spielen die „Kapriolen“am 2. und 3. März im Bürgersaal Stadtberge­n. Karten für die Komödie von Eddie Cornwell gibt es im Rathaus sowie bei Mo dellbau Koch Stadtberge­n und dem AZ Kartenserv­ice. Online sind Karten über das Ticketport­al www.reservix.de er hältlich.

 ?? Foto: Sammlung Dahmen ?? Vater und Tochter auf der Bühne: Karl heinz Lemken und Julia Dahmen spielen in Stadtberge­n ein turbulente­s Zwei Per sonen Stück.
Foto: Sammlung Dahmen Vater und Tochter auf der Bühne: Karl heinz Lemken und Julia Dahmen spielen in Stadtberge­n ein turbulente­s Zwei Per sonen Stück.

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