Augsburger Allgemeine (Land West)

Rehbock bricht ins Eis ein und braucht Hilfe

Bei Westendorf stürzt das Tier in die Schmutter. Wer für ein glückliche­s Ende sorgt

- VON MARIA HEINRICH

Westendorf Im Zeichentri­ckfilm „Bambi“erleben ein kleiner Weißwedelh­irsch und sein bester Freund, der Hase Klopfer, spannende Abenteuer. Im Winter schlittern die beiden Tiere zum Beispiel auf einem zugefroren­en See herum und haben großen Spaß. Für einen Rehbock bei Westendorf war der Gang aufs Eis alles andere als eine Freude.

Am Sonntagnac­hmittag rannte das Tier aus dem Wald in Richtung Schmutter. Offenbar war es aufgeschre­ckt worden. Es stürzte in das zugefroren­e Gewässer und konnte sich nicht mehr aus dem kalten Wasser retten. Jennifer Korn aus Kühlenbach beobachtet­e den Augenblick, als sie gerade mit ihrem kleinen Sohn in der Nähe spazierte. Sie erinnert sich: „Wir waren wie gefesselt und hatten große Angst um das Tier.“Das Reh sei ins Wasser gesprungen und habe auf die andere Seite des Flusses schwimmen wollen. Doch das Ufer sei zugefroren gewesen, und der Bock habe es nicht mehr herausgesc­hafft. „Immer wieder ist er ins Eis eingebroch­en und steckte irgendwann fest.“Mutter und Sohn wussten nicht, was sie tun sollten. Deshalb verständig­ten sie Jäger Hansjörg Frenk und seinen Sohn. Er hat in der Gegend sein Revier. „Bis der Jäger kam, war das Tier bestimmt schon eine halbe Stunde im Wasser gefangen“, berichtet Jennifer Korn.

Die beiden Männer versuchten dann mit langen Stangen, das Eis zu zerschlage­n. Doch das Reh konnte sich nicht von allein befreien. Hansjörg Frenk und sein Sohn holten ein Seil, knoteten eine Schlaufe und warfen sie dem Bock über das Geweih. „So haben wir den Bock dann aus dem kalten Wasser gezogen. Doch er war total erledigt und konnte nicht mehr aufstehen.“Der Jäger schätzt, dass das Tier zwischen zwei und drei Jahre alt war und etwa 20 Kilogramm wog.

Die beiden Männer luden das erschöpfte Tier ins Auto und nahmen es mit nach Hause. Dort legten sie es in einen kleinen Stall und päppelten den Bock über Nacht wieder auf. „Wir haben zwei Wärmelampe­n aufgehängt und ihn gefüttert und gestreiche­lt“, berichtet der Jäger. Am Montagmorg­en schaute Hansjörg Frenk nach dem Bock. „Er war putzmunter. Ich hab’ dann das Tor aufgemacht, und er ist mit Karacho rausgespru­ngen.“

Für den Jäger war die Begegnung mit dem Rehbock ein besonderes Erlebnis. Er sagt: „Wenn das Tier angefahren worden wäre, hätte ich es erlösen müssen. Doch es war gesund, und ich konnte ihm helfen. Das hat mir eine riesige Freude bereitet.“

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Foto: Jennifer Korn Der Rehbock war mindestens eine halbe Stunde im Wasser und anschließe­nd total ausgekühlt.

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