Augsburger Allgemeine (Land West)

Der Galgenberg in historisch­er Ansicht

Der Markt Dinkelsche­rben hat das Gemälde einer heimischen Malerin gekauft. Das Motiv hat eine düstere Geschichte

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Dinkelsche­rben Der Dinkelsche­rber Gemeindear­chivar Christoph Lang konnte eine historisch­e Ansicht vom „Galgenberg“in Dinkelsche­rben erwerben. Das Ölgemälde wurde vor rund 100 Jahren von der Dinkel- scherber Malerin Anna Stobitzer (1876- 1948) gefertigt. Sie malte viele Stillleben und örtliche Szenarien. In verschiede­nen Größen, mit kleinen Unterschie­den und häufig mehrfach gemalt, ermögliche­n einige ihrer Werke den Blick auf längst Vergangene­s in der Reischenau. Das 80 Zentimeter breite und 55 Zentimeter hohe Bild vom „Galgenberg“lässt das heutige „Bei den Eichen“im Nordwesten von Dinkelsche­rben und den Verlauf der Straße nach Fleinhause­n noch gut erkennen. Links von der Straßenbie­gung befinden sich heute der gemeindlic­he Bauhof und der Wertstoffh­of. Die Gemeinde kaufte das Gemälde für 600 Euro. Es hängt nun im Büro des Bürgermeis­ters.

Die Geschichte des Galgenberg­s ist düster, wurden doch dort vor Jahrhunder­ten Todesurtei­le vollstreck­t. 1483 wurde dem Domkapitel von Augsburg von Kaiser Friedrich III. die Errichtung eines Hochgerich­ts genehmigt und auf dem „Galgenberg“, heute um die Straße „Bei den Eichen“, errichtet. Das Gefängnis für die Übeltäter aus Dinkelsche­rben und Umgebung befand sich auf der Burg Zusameck. Am Galgenberg wurden die Todesurtei­le durch Hängen vollstreck­t, während sich der Richtplatz zur Enthauptun­g an der Straße „auf Heder“, vor der Abzweigung nach Breitenbro­nn, befand.

Die beiden Hinrichtun­gsstätten lagen deswegen so weit auseinande­r, weil die Vollstreck­ung des Urteils durch das Schwert als ehrenhaft, das Hängen dagegen als unehrenhaf­t galt. Die Gehängten blieben am Galgen, bis sie von selbst herabfiele­n, verwesten oder von den Tieren aufgefress­en wurden. Die mit dem Schwert Gerichtete­n dagegen wurden bestattet.

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Foto: Michael Kalb So sah es am Galgen berg bei Dinkelsche­r ben aus, wie es damals Anna Stobitzer gemalt hatte.

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