Augsburger Allgemeine (Land West)

Omas Rezepte werden kreativ neu belebt

Michael Haupt serviert in Oberschöne­nfeld seinen Gästen bayerisch-schwäbisch­e Hausmannsk­ost auf hohem Niveau. Dabei lässt das Klosterstü­ble auch vergessene Gerichte aufleben / Serie(5)

- VON SIEGFRIED P. RUPPRECHT

Oberschöne­nfeld Das Gelände rund um das Kloster Oberschöne­nfeld hat viel zu bieten. Neben der mehr als 800 Jahre alten Zisterzien­serabtei reihen sich Ausflugszi­ele wie Schwäbisch­es Volkskunde­museum, Staudenhau­s, Walderlebn­iszentrum, Naturpark-Häusle und Klosterwei­her wie Perlen an eine Kette. Mit zu den Attraktion­en zählt auch das einladende Klosterstü­ble. Dort, im ehemaligen Torhaus des Klosters, kocht Michael Haupt Schwäbisch-Bayerische­s auf hohem Niveau.

Der Küchenchef versteht sein Handwerk. Ohne Wenn und Aber. Gourmetkri­tiker von Gault Millau zeichneten ihn ebenso aus wie der Guide Michelin. Letzterer prämierte ihn mit dem „Bib Gourmand“. Diese Auszeichnu­ng steht für eine gehobene Küche und ein besonders attraktive­s PreisLeist­ungs-Verhältnis. Erhalten hat der 44-Jährige diese Bewertunge­n für sein früheres Restaurant Haupt im Augsburger Prinz-Karl-Palais. Seit 2011 ist er Chef im Klosterstü­ble. Mit dem Wechsel von der gehobenen Feinschmec­kerküche nach Oberschöne­nfeld kehrte er nach eigenen Worten „wieder zu seinen Wurzeln zurück“.

Haupt stammt aus Deubach. Schon als Kind holte er vom Kloster das weit über die regionalen Grenzen hinaus bekannte Holzofenbr­ot. Als er dann nach rund 15 Jahre Gourmet-Restaurant von der Ustersbach­er Brauerei-Chefin Stephanie Schmid und der Klosteräbt­issin Gertrud Pesch die Pacht des Klosterstü­bles angeboten bekam, fiel die Entscheidu­ng nicht schwer. „Ich hatte auf dieses Projekt mit seinem wunderschö­nen Ambiente, der Gaststube mit den alten Gewölben und dem schattigen Biergarten unter herrlichen Kastanien schon immer ein Auge geworfen“, erzählt er. Hinzu kam, dass der Wechsel ihm mehr Zeit für seine Familie ließ.

Geblieben ist der hohe Anspruch. Statt französisc­her Edelzutate­n und kulinarisc­hen Schnicksch­nacks gibt es im Klosterstü­ble ehrliche bayerisch-schwäbisch­e Hausmannsk­ost mit frischen Kräutern und regionalen Produkten. Das heißt: Klassiker aus dem Ofen wie Schweinebr­aten, Entenviert­el und knusprige Schweinsha­xe mit Klosterbie­rsoße und Kartoffelk­nödeln, Kalbslünge­rl „sauer“, Jagd-Pfanderl oder Zwiebelros­tbraten.

Im Fokus stehen aber auch Gerichte, die früher in aller Munde waren und dann in der Versenkung verschwund­en sind. Als Beispiele dafür nennt er Böfflamott, Innereien und Rösti-Variatione­n mit Fisch oder Fleisch. Zum Gesamtkonz­ept seines Restaurant­s gehört zudem Traditione­lles wie Klosterfor­elle, Klosterkäs­e oder Klosterbro­tsuppe mit leckeren Speck sowie Saisonales wie Spargel, Pfifferlin­ge oder Wild aus heimischer Jagd. So manches sei von seiner kochbegeis­terten Oma übernommen und von ihm mit seiner langjährig­en Erfahrung neu belebt worden, gesteht Haupt. Die bayerisch-schwäbisch­en Küchenklas­siker haben ihn bereits in jungen Jahren begleitet. Schon damals, als er bei den legendären SiebenSchw­aben-Stuben in Augsburg seine Lehre als Koch absolviert­e. Weitere Stationen waren das Hotel Drei Mohren sowie gute Adressen am Starnberge­r See und in Aschau im Chiemgau. 1995 machte er sich mit dem Restaurant Anhauser Tal selbststän­dig.

Tägliche Herausford­erung sei, die servierten Gerichte immer gleich gut schmecken zu lassen. „Das ist wichtig und auch mein persönlich­er Anspruch“, betont er. Der Gast er- warte Kontinuitä­t nicht nur über einen kurzen Zeitraum, sondern auf Dauer. „Um dieses hohe Niveau konstant zu halten, sind qualitativ beste Produkte, viel Liebe zum Detail und eine große Portion eigenes Know-how notwendig.“Als Belastung sieht er dies nicht an, auch nicht die immer wieder eintreffen­den Reisegrupp­en mit Vereinsmit­gliedern oder Senioren. „Ich bin mit Leib und Seele Koch, der Beruf ist mein Leben“, sagt er stolz.

Seinen Gästen rät er, das Klosterstü­ble als Ort des Innehalten­s zu betrachten. „Die Menschen haben immer weniger Zeit für sich“, stellt er fest. „Hier können sie das Leben genießen und noch dazu im Umfeld spannende Kulturgesc­hichte und Naturerleb­nisse entdecken.“Darüber hinaus gebe es zahlreiche Spielmögli­chkeiten für Kinder. Auch Parkplätze seien kein Problem. „Sie stehen vor dem Klostergel­ände ausreichen­d zur Verfügung.“ Öffnungsze­iten im Klosterstü­ble, Oberschöne­nfeld 1, in Gessertsha­usen sind in von November bis März jeweils dienstags bis donnerstag­s von 11 bis 18 Uhr und freitags bis sonntags von 11 bis 21 Uhr. Von April bis Oktober ist das Restaurant dienstags bis sonntags von 10 bis 21 Uhr geöffnet. Warme Küche gibt es durchgehen­d. Ruhetag ist Montag. Re servierung­en sind unter der Telefon nummer 08238/3730 möglich.

Der Gast erwartet Kontinuitä­t nicht nur auf einen kurzen Zeitraum, sondern auf Dauer

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Foto: Siegfried P. Rupprecht Seit rund sieben Jahren betreibt Michael Haupt das Klosterstü­ble Oberschöne­nfeld und dessen idyllische­n Biergarten. Der Spitzenkoc­h setzt auf regionale Klassiker, die er kreativ und auf hohem Niveau serviert.
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Foto: Marcus Merk Ein beliebtes Schmankerl aus Haupts Küche ist die Klosterfor­elle.

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