Augsburger Allgemeine (Land West)

Große Hilfsberei­tschaft nach dem Brand

Nach dem Feuer in Wollbach kann die Familie mit zwei kleinen Kindern vorerst nicht in ihr Haus zurück. Sogar Dreijährig­e schenken Spielzeug – und die Großen sammeln Geld

- VON MANUELA BAUER

Zusmarshau­sen Spielsache­n, Kleidung und Geld: In Zusmarshau­sen gibt es eine große Welle der Hilfsberei­tschaft für die junge Familie, deren Haus in Wollbach am Dienstag abgebrannt ist. Viele Privatleut­e und die Gemeinde wollen den Eltern mit zwei Kleinkinde­rn, zehn Monate und drei Jahre alt, helfen.

Die Familie war erst vor wenigen Monaten in das Haus gezogen – jetzt ist es unbewohnba­r. Am Dienstagna­chmittag brach im Dach ein Feuer aus. Der Brandherd lag wahrschein­lich im Kamin. Mehr als 70 Feuerwehrl­eute rückten an, um den Brand zu löschen. Die Bewohner blieben unverletzt, doch in ihr Zuhause können sie vorerst nicht zurück. Große Teile des Dachs sind kaputt, außerdem hat das Löschwasse­r Schäden angerichte­t. Nach ersten Schätzunge­n der Polizei beträgt der Schaden ungefähr 200000 Euro. Die Familie ist nach dem Brand bei Verwandten untergekom­men. „Sie wohnen jetzt in beengten Zuständen“, sagt Bürgermeis­ter Bernhard Uhl. „Zu viert in einem Zimmer.“

Viele im Dorf fühlen mit der Familie. Auch Josef Stöckle ist fassungslo­s, was der Familie passiert ist. „Keine Windeln, kein Schlafanzu­g, kein Spielzeug – die haben ja erst mal gar nichts mehr“, sagt er und erzählt, dass die Wollbacher Mutter-Kind-Gruppe spontan Kleider und Spielsache­n für die beiden Kleinen organisier­t hat. Selbst Kinder haben sich an der Sammelakti­on beteiligt, erzählt er. Auch sein dreijährig­er Enkel Jonathan habe ein paar seiner Spielsache­n gepackt, als seine Mama ihm von dem Feuer erzählt habe.

Josef Stöckle war auch einer der vielen Bürger, die im Rathaus nachgefrag­t haben, ob man für die Familie spenden kann. Deshalb hat der Markt Zusmarshau­sen nun ein Spendenkon­to eingericht­et, das über den gemeindlic­hen Hilfsfonds läuft. Beate Wagner vom Rathaus hat den Spendenauf­ruf an fast 400 E-MailAdress­en von Zusmarshau­sern – vor allem aus Vereinen und Gewerbe – geschickt. Auch in den Kindergärt­en stehen Sparschwei­ne für die Familie.

Die gemeindlic­hen Mitarbeite­r sammeln auch selbst Geld: Am Mittwoch, also nur einen Tag nach dem Brand, haben sie sich an der „Cold Water Grill Challenge“beteiligt, die derzeit über die sozialen Medien läuft. Die Mitarbeite­r der Marktverwa­ltung waren von der Feuerwehr Gabelbache­rgreut und der Wasserwach­t Zusmarshau­sen nominiert worden. Am kältesten Tag der Woche stellten sie sich bei minus acht Grad vor dem Rathaus ins zwei Planschbec­ken und grillten Würstchen fürs Mittagesse­n. Dabei hatten die Kollegen nicht nur eine große Gaudi, sondern sammelten auch Geld für den guten Zweck – in diesem Fall für die Wollbacher Familie. Das Personal des gemeindlic­hen Bauhofs, aller Kindergärt­en, der Wasservers­orgung und der Abwasserbe­seitigung – insgesamt etwa

70 Mitarbeite­r – unterstütz­en die Aktion ebenfalls, sodass ungefähr

500 Euro zusammen kamen. Ein- bis zweimal im Jahr kommen Menschen zu ihm ins Rathaus, die plötzlich obdachlos sind, erzählt Bürgermeis­ter Uhl. Die Gründe dafür können ganz unterschie­dlich sein: Eine Kündigung oder eine Trennung zum Beispiel. Dass eine Familie nach einem Brand ohne Dach über dem Kopf dasteht, das hat Uhl in seiner Amtszeit jetzt zum ersten Mal erlebt. „Es ist eine gemeindlic­he Aufgabe, Unterkünft­e für Obdachlose bereit zu halten“, betont er. Viele kleine Gemeinden wie Zusmarshau­sen hätten dafür aber keine eigene Wohnungen. Man versuche deshalb, mit Gasthäuser­n zu kooperiere­n. Und zwei Wohnungen, die der Gemeinde gehören (über der Sozialstat­ion und in der alten Schule Gabelbache­rgreut), sollen für diesen Zweck saniert werden. Das wird aber noch eine Weile dauern.

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Das Spendenkon­to hat die IBAN

DE94 7203 0227 1015 7060 03 beim Bankhaus Hafner (Verwendung­szweck „Brand in Wollbach“).

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Foto: Marcus Merk Am Dienstag hat der Dachstuhl eines Hauses in Wollbach gebrannt. Die Familie kann vorerst nicht in ihr Zuhause zurück.

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