Augsburger Allgemeine (Land West)
45000 Euro Schaden „mit links“verursacht
Eine 69-Jährige kracht im Opel Corsa mit Vollgas rückwärts in die Schaufensterscheibe eines Geschäfts in der Daimlerstraße. Vor zwei Jahren gab es bereits einen ähnlichen Unfall in Neusäß
Neusäß Dass man Autos nicht so einfach mit links ausparken kann, hat eine 69-Jährige am Donnerstag in Neusäß schmerzhaft erfahren müssen. Sie krachte mit Vollgas in die Schaufensterscheibe von Lotto Toto Voigt in der Daimlerstraße und richtetet dabei nicht nur einen riesigen Scherbenhaufen an. Die Polizei schätzt den Gesamtschaden auf rund 45000 Euro. Und davon macht nur den kleinsten Teil ihr Opel Corsa aus. Die Frau hat nicht nur den Schaden zu verantworten, gegen sie wird nun auch wegen Gefährdung des Straßenverkehrs ermittelt. Denn eigentlich hätte sie gar nicht hinter dem Steuer sitzen dürfen.
Es war gegen 12 Uhr, als plötzlich in der Daimlerstraße 14 die Wände wackelten. „Wir haben plötzlich nur noch ein lautes Krachen gehört“, sagte eine Verkäuferin des Bekleidungsgeschäfts Charles Vögele. Zwar befinden sich die Ladenräume im ersten Stock über dem betroffenen Lotto-Geschäft, aber der Einschlag sei sogar dort oben noch „deutlich spürbar“gewesen. Kein Wunder. Die Frau fuhr offenbar mit Vollgas rückwärts in die Scheibe des Geschäfts. Grund für den Crash war allerdings kein technischer Defekt, sondern eher menschliches Versagen. Die Frau musste laut Polizei zunächst über die Beifahrerseite in ihr Auto einsteigen. Ein anderer Wagen hatte so dicht neben ihr geparkt, dass sich die Fahrertüre nicht weit genug öffnen ließ. Um dann ihr rechtes Bein zu schonen, dass laut Polizei verletzt war, habe sie es auf den Beifahrersitz des Opel Corsas gelegt. „Sie dachte, sie beherrsche das Automatikauto mit ,links‘“, schreibt die Polizei in ihrem aktuellen Report. Doch dem war nicht so. Nachdem sie ihr Auto startete, legte sie den Rückwärtsgang ein. Dann gab sie mit dem linken Fuß Gas, das rechte Bein lag ja zur Schonung auf dem Beifahrersitz. Doch statt langsam zurückzurollen, dosierte sie die Geschwindigkeit falsch und krachte mit Vollgas in die Schaufensterscheibe.
Die Geschwindigkeit war so hoch, dass die Scheibe komplett zersplitterte. „Dabei handelt es sich um eine Verbundglasscheibe“, sagte die Besitzerin des Geschäfts. Das sei normalerweise so stabil, „dass man mit einem Panzer dagegen fahren könnte“. Der Corsa zerdepperte je- doch nicht nur das Glas, sondern richtete auch im Ladeninneren einen enormen Schaden an. „Beschädigt wurden zudem zwei Schränke im Geschäft, die Heizung und auch zwei Metallstreben für die Fassade sind in Mitleidenschaft gezogen“, teilt die Polizei Gersthofen auf Nachfrage mit. Somit ergebe sich ein Gesamtschaden von rund 45 000 Euro. Erstaunlich sei, dass es trotz des Unfalls keine Verletzten gegeben habe.
Bereits vor zwei Jahren hat sich ein ähnlicher Unfall in Neusäß ereignet. Dabei hätte der Unfall um Haaresbreite in einer Katastrophe geendet. Die damals 55-jährige Brigitte Shawki-Müller stand an der Theke ihres Kosmetiksalons im Neusässer Schmutterpark, als ein Auto plötzlich auf das Schaufenster zuraste. „Ich habe mir noch gedacht: Was macht denn der da? Und dann ist der Wagen auch schon gegen den Pfeiler gedonnert.“Sekunden danach bot das Innere ihres Ladens ein Bild der Zerstörung: Kosmetika und Regale lagen herum, überall waren Glasscherben verstreut. Dass niemand verletzt wurde, grenzte an ein Wunder: Nur Minuten zuvor hielten sich im Laden zwei Kundinnen auf.
Laut Auskunft der Polizei war es ein Fehler des 79-jährigen Autofahrers, der das Unglück verursachte: Dessen Wagen war zuerst in einer Kurve von der dortigen Abfahrt des Parkplatzes gegen einige Holzpflöcke gefahren. Als der Senior sein Auto zum Stehen bringen wollte, verwechselte er wohl das Gaspedal mit der Bremse und raste auf den Laden zu. Dabei wurde ein Betonvorbau zur Rampe und das Fahrzeug prallte gegen den Pfosten. Hier war der Schaden am Gebäude mit rund 50 000 Euro ähnlich hoch, wie beim aktuellen Unfall am Donnerstag in der Daimlerstraße.