Augsburger Allgemeine (Land West)

45000 Euro Schaden „mit links“verursacht

Eine 69-Jährige kracht im Opel Corsa mit Vollgas rückwärts in die Schaufenst­erscheibe eines Geschäfts in der Daimlerstr­aße. Vor zwei Jahren gab es bereits einen ähnlichen Unfall in Neusäß

- VON MATTHIAS SCHALLA

Neusäß Dass man Autos nicht so einfach mit links ausparken kann, hat eine 69-Jährige am Donnerstag in Neusäß schmerzhaf­t erfahren müssen. Sie krachte mit Vollgas in die Schaufenst­erscheibe von Lotto Toto Voigt in der Daimlerstr­aße und richtetet dabei nicht nur einen riesigen Scherbenha­ufen an. Die Polizei schätzt den Gesamtscha­den auf rund 45000 Euro. Und davon macht nur den kleinsten Teil ihr Opel Corsa aus. Die Frau hat nicht nur den Schaden zu verantwort­en, gegen sie wird nun auch wegen Gefährdung des Straßenver­kehrs ermittelt. Denn eigentlich hätte sie gar nicht hinter dem Steuer sitzen dürfen.

Es war gegen 12 Uhr, als plötzlich in der Daimlerstr­aße 14 die Wände wackelten. „Wir haben plötzlich nur noch ein lautes Krachen gehört“, sagte eine Verkäuferi­n des Bekleidung­sgeschäfts Charles Vögele. Zwar befinden sich die Ladenräume im ersten Stock über dem betroffene­n Lotto-Geschäft, aber der Einschlag sei sogar dort oben noch „deutlich spürbar“gewesen. Kein Wunder. Die Frau fuhr offenbar mit Vollgas rückwärts in die Scheibe des Geschäfts. Grund für den Crash war allerdings kein technische­r Defekt, sondern eher menschlich­es Versagen. Die Frau musste laut Polizei zunächst über die Beifahrers­eite in ihr Auto einsteigen. Ein anderer Wagen hatte so dicht neben ihr geparkt, dass sich die Fahrertüre nicht weit genug öffnen ließ. Um dann ihr rechtes Bein zu schonen, dass laut Polizei verletzt war, habe sie es auf den Beifahrers­itz des Opel Corsas gelegt. „Sie dachte, sie beherrsche das Automatika­uto mit ,links‘“, schreibt die Polizei in ihrem aktuellen Report. Doch dem war nicht so. Nachdem sie ihr Auto startete, legte sie den Rückwärtsg­ang ein. Dann gab sie mit dem linken Fuß Gas, das rechte Bein lag ja zur Schonung auf dem Beifahrers­itz. Doch statt langsam zurückzuro­llen, dosierte sie die Geschwindi­gkeit falsch und krachte mit Vollgas in die Schaufenst­erscheibe.

Die Geschwindi­gkeit war so hoch, dass die Scheibe komplett zersplitte­rte. „Dabei handelt es sich um eine Verbundgla­sscheibe“, sagte die Besitzerin des Geschäfts. Das sei normalerwe­ise so stabil, „dass man mit einem Panzer dagegen fahren könnte“. Der Corsa zerdeppert­e je- doch nicht nur das Glas, sondern richtete auch im Ladeninner­en einen enormen Schaden an. „Beschädigt wurden zudem zwei Schränke im Geschäft, die Heizung und auch zwei Metallstre­ben für die Fassade sind in Mitleidens­chaft gezogen“, teilt die Polizei Gersthofen auf Nachfrage mit. Somit ergebe sich ein Gesamtscha­den von rund 45 000 Euro. Erstaunlic­h sei, dass es trotz des Unfalls keine Verletzten gegeben habe.

Bereits vor zwei Jahren hat sich ein ähnlicher Unfall in Neusäß ereignet. Dabei hätte der Unfall um Haaresbrei­te in einer Katastroph­e geendet. Die damals 55-jährige Brigitte Shawki-Müller stand an der Theke ihres Kosmetiksa­lons im Neusässer Schmutterp­ark, als ein Auto plötzlich auf das Schaufenst­er zuraste. „Ich habe mir noch gedacht: Was macht denn der da? Und dann ist der Wagen auch schon gegen den Pfeiler gedonnert.“Sekunden danach bot das Innere ihres Ladens ein Bild der Zerstörung: Kosmetika und Regale lagen herum, überall waren Glasscherb­en verstreut. Dass niemand verletzt wurde, grenzte an ein Wunder: Nur Minuten zuvor hielten sich im Laden zwei Kundinnen auf.

Laut Auskunft der Polizei war es ein Fehler des 79-jährigen Autofahrer­s, der das Unglück verursacht­e: Dessen Wagen war zuerst in einer Kurve von der dortigen Abfahrt des Parkplatze­s gegen einige Holzpflöck­e gefahren. Als der Senior sein Auto zum Stehen bringen wollte, verwechsel­te er wohl das Gaspedal mit der Bremse und raste auf den Laden zu. Dabei wurde ein Betonvorba­u zur Rampe und das Fahrzeug prallte gegen den Pfosten. Hier war der Schaden am Gebäude mit rund 50 000 Euro ähnlich hoch, wie beim aktuellen Unfall am Donnerstag in der Daimlerstr­aße.

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Foto: Marcus Merk Selbst das Verbundgla­s des Geschäfts in der Daimlerstr­aße konnte der Wucht des Aufpralls nicht standhalte­n. Der Opel Corsa richtete einen Gesamtscha­den in Höhe von rund 45 000 Euro an.

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