Augsburger Allgemeine (Land West)
Ein einzigartiges Musikerlebnis mit zwei Cembali
Aleksandra und Alexander Grychtolik machen in Dinkelscherben den Barock wieder lebendig
Dinkelscherben Für den Musikfreund ist es eine Besonderheit, einem Konzert beizuwohnen, dessen Instrumente nur aus zwei Cembali bestehen. Umso gespannter waren die Besucher des Rathauskonzertes in Dinkelscherben, was sie unter dem Thema „Fantasia Baroque“musikalisch erwarten würde.
Schon seit längerer Zeit begeistert das deutsch-polnische Musikerpaar Aleksandra und Alexander Grychtolik das internationale Publikum mit Werken von Bach, Mozart und barocken Live-Interpretationen. Ungewöhnlich für eine künstlerische Laufbahn ist das breite Spektrum, über das beide verfügen. So studierte Aleksandra Grychtolik neben dem Cembalo Kulturmanagement und war mehrere Jahre im Europaparlament tätig. Alexander Grychtolik studierte neben der Musik Architektur und veröffentliche Werke von Rekonstruktionswerken von Johann Sebastian Bach. Das Musikerehepaar gründete 2008 das Ensemble „Deutsche Hofmusik“. Von der Musikwelt werden sie als „Künstlerehepaar mit den magischen Händen“bezeichnet.
Dass sie diese Bewertung zurecht erhielten, bewiesen sie eindeutig in Dinkelscherben mit ihrer dynamischen, artikulationsfreudigen und temperamentvollen Spielweise. Sie entzauberten mit ihrer Interpretation das Klischee des von vielen als antiquiert empfundenen Cembalos. Die Cembalosaiten wurden in Schwung gebracht und erklangen mit ungezähmter Kraft.
In der Eigenkomposition „Concerto-Improvisation für 2 Cembali“machten die beiden Künstler auf eine virtuose und unverkrampfte Art die Improvisationskunst des Barock wieder lebendig und entwarfen ihr eigenes Bild dieser Musikweise. Die Zugabe sollte, wie es Alexander Grychtolik es nannte, zur „Entemotionalisierung“dienen, damit das Publikum wieder in „ruhigere Sphären“gelangte. Das Publikum reagierte genau entgegengesetzt: Es spendete für die großartige künstlerische Leistung lang anhaltenden Beifall.