Augsburger Allgemeine (Land West)

Das könnte die Straßenbah­n mit sich bringen

Eine Verlängeru­ng der Linie 4 ist technisch möglich. Die Fahrt von Augsburg nach Gersthofen wäre ohne Umsteigen möglich

- VON GERALD LINDNER

Gersthofen In Gersthofen einsteigen und erst am Augsburger Königsplat­z oder Hauptbahnh­of wieder aussteigen – das wünschen sich viele Gersthofer, die den öffentlich­en Nahverkehr nutzen. Eine Verlängeru­ng der Straßenbah­nlinie 4 über die heutige Endhaltest­elle Oberhausen Nord P+R hinaus könnte diesen Komfort ermögliche­n – allerdings unter erhebliche­m Aufwand.

Seit Jahren dürfen die Busse der Gersthofer Verkehrsge­sellschaft nicht mehr direkt in die Stadt Augsburg hineinfahr­en. Die Fahrgäste müssen am Haltepunkt Oberhausen Nord P+R in die Straßenbah­n umsteigen.

Eine Machbarkei­tsstudie im Auftrag der Stadt Gersthofen hat, wie berichtet, ergeben, dass es grundsätzl­ich möglich ist, die Linie 4 bis zu Berliner Straße im Norden Gersthofen­s zu führen. Von Oberhausen bis zum nördlichen Streckenen­de würde eine Fahrt dann, so schätzen die Gutachter, rund elf Minuten dauern. Allerdings wurde für die Studie die Leistungsf­ähigkeit von Strecke und Knotenpunk­ten noch nicht geprüft.

Die Kosten der Verlängeru­ng beziffert Alexander Schwindel, der die Studie erstellt und auch mit den Stadtwerke­n Augsburg als Betreiber der Straßenbah­nlinie 4 abgestimmt hat, in einer ersten groben Schätzung auf 45 Millionen Euro ohne Grunderwer­b und notwendige Verlegunge­n von Radwegen und Parkplätze­n an den Haltestell­en.

Für gut die Hälfte der insgesamt 3,8 Kilometer langen Verlängeru­ngsstrecke haben die Bahnen nach diesem Konzept eine eigene Trasse zur Verfügung. Circa 1750 Meter müssen sie sich die Fahrbahn mit den Autos teilen. Um das zu regeln, sind 16 Ampeln erforderli­ch. Die gemeinsame Nutzung der Straße ist vor allem zwischen der Einmündung des Hohlwegs und der Thyssenstr­aße erforderli­ch – wo sich viele Ladengesch­äfte befinden. Komplizier­t werden könnte die Doppelnutz­ung der Straße durch Autos und Tram unter anderem beispielsw­eise bei der Strasserkr­euzung an der künftigen Neuen Mitte Gersthofen­s. Autos, die aus östlicher Richtung von der Bauernstra­ße in die Augsburger Straße nach Süden einbiegen möchten, können dies nach derzeitige­m Konzept nicht mehr. Sie müssen zunächst rund 100 Meter nach Norden in die Donauwörth­er Straße einfahren, um dort über einen Kreisverke­hr wieder auf die Gegenspur Richtung Süden zu gelangen.

Die Parkplatzs­ituation soll sich laut Studie nicht verschlech­tern: Statt bisher 106 verfügbare­n öffentlich­en Parkplätze­n wird es künftig

162 geben – unter anderem zusätzlich beim Friedhof. An den Haltestell­en müssen aber auf je 40 Meter Länge, was der Länge einer Straßenbah­n entspricht, die Parkplätze weichen. Angedacht haben die Gutachter den Bau eines Park-and-Ride-Platzes an der Endhaltest­elle Berliner Straße mit 280 Stellplätz­en.

391 Bäume müssen im Fall der Verlängeru­ng entlang der Straße entfernt werden, 436 können straßenbeg­leitend neu gepflanzt werden, so Alexander Schwindel weiter.

Wie groß das Interesse der Gersthofer an einer Straßenbah­nverlänger­ung ist, wird in einem nächsten Schritt der Studie geprüft. Wichtig ist, darin sind sich Politiker und Fachplaner einig, dass die Straßenbah­n durch ein leistungsf­ähiges Busangebot in die Stadtviert­el und Stadtteile ergänzt wird.

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