Augsburger Allgemeine (Land West)

Jeder Zweite arbeitet in der Freizeit

Die Grenzen zwischen Job und Privatlebe­n verschwimm­en

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Hamburg Für viele Arbeitnehm­er in Deutschlan­d gibt es im Zuge der Digitalisi­erung keine klare Grenze zwischen Arbeit und Freizeit mehr. Einer repräsenta­tiven Studie des Arbeits-Forschungs­instituts IZA zufolge verbringen vier von zehn Arbeitnehm­ern in ihrer Freizeit im Schnitt mehr als zwei Stunden pro Woche mit Tätigkeite­n, die eigentlich zu ihrer Arbeit gehören.

Unter Mitglieder­n des Karrierene­tzwerks Xing, das gemeinsam mit dem IZA die Studie durchgefüh­rt hat, sind es sogar mehr als die Hälfte. Wissensarb­eit und soziale Interaktio­n fänden zunehmend außerhalb des Arbeitspla­tzes statt, sagte Hilmar Schneider, Leiter des Forschungs­instituts. „Die Messbarkei­t von Arbeitszei­t gerät damit zur Illusion.“Der Studie zufolge gaben insgesamt 62,8 Prozent der Befragten an, sich auch in ihrer Freizeit mit ihrer Arbeit zu beschäftig­en. Unter den Xing-Mitglieder­n waren es sogar 87,6 Prozent. Dazu zählt etwa das Bearbeiten von dienstlich­en E-Mails oder die Beschäftig­ung mit Fachlitera­tur und Informatio­nsmaterial.

Arbeitszei­t lässt sich immer schwerer erfassen

Das Arbeitszei­tgesetz gehe davon aus, dass sich Arbeitszei­t eindeutig messen lasse. Sie lasse sich aber immer schwerer erfassen. Damit verliere aber ein Instrument an Wirkung, das Arbeitnehm­er eigentlich vor Überlastun­g schützen solle.

Schneider hält eine grundsätzl­iche Debatte über die Definition von Arbeit für notwendig. Selbststän­dige Arbeit und abhängige Beschäftig­ung würden sich durch die Digitalisi­erung immer ähnlicher werden. Dadurch verliere der Arbeitnehm­erschutz an Wirksamkei­t. Mit Forderunge­n wie einem Verbot von berufliche­n Mails außerhalb der Bürozeiten sei der Problemati­k jedoch nicht beizukomme­n.

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Foto: Jens Kalaene, dpa Zu Hause schnell die Mails checken: Im mer mehr Menschen arbeiten auch nach Feierabend.

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