Augsburger Allgemeine (Land West)

Extreme Wetterlage­n nehmen zu

Der Deutsche Wetterdien­st rechnet für die Zukunft mit mehr Stürmen, starken Regenfälle­n und Hitzewelle­n aufgrund der Klimaerwär­mung. Darauf sollte man sich heute schon einstellen

- VON FELICITAS LACHMAYR

Berlin Auch wenn die frostigen Temperatur­en der vergangene­n Tage etwas anderes vermuten lassen: Insgesamt betrachtet wird es stetig etwas wärmer in Deutschlan­d. Unter anderem nach Erkenntnis­sen des Deutschen Wetterdien­stes (DWD) war 2017 eines der wärmsten Jahre seit Beginn der Wetteraufz­eichnungen 1881. Zählt 2017 weltweit zu den drei wärmsten Jahren, lag es in Deutschlan­d – zusammen mit 2002 und 2011 – auf Rang sechs der vergangene­n 137 Jahre. Im Jahresmitt­el ist die Temperatur in Deutschlan­d, so der DWD, seit 1881 um 1,4 Grad gestiegen.

„Der Trend zur globalen Erwärmung ist nach wie vor ungebroche­n“, sagte Thomas Deutschlän­der vom DWD gestern bei einer Pressekonf­erenz in Berlin. Und warnte: Mit steigenden Temperatur­en würde entspreche­nd der Annahme vieler Klimaforsc­her auch die Häufigkeit extremer Wettersitu­ationen zunehmen.

Deutschlän­der verwies dabei auf den Kälterückf­all im April vergangene­n Jahres, der enorme Frostschäd­en verursacht­e. Die Verluste für Obstbauern und Winzer in Deutschlan­d waren so hoch, dass sie in einigen Bundesländ­ern als existenzbe­drohend eingestuft wurden. Bayern unterstütz­te Landwirte mit einem finanziell­en Hilfsprogr­amm.

Daneben sorgten Extremwett­erlagen wie Stürme und Starkregen für erhebliche Schäden. Im Sommer 2017 kam es etwa in Berlin zu starken Überschwem­mungen. Die ver- ursachten Schäden beliefen sich auf 60 Millionen Euro. Im Herbst 2017 kostete dann ein Sturmtief im Norden Deutschlan­ds sieben Menschen das Leben.

Zwar sei es schwierig, eine Zunahme solcher extremen Wettererei­gnisse statistisc­h nachzuweis­en, erklärte Deutschlän­der. Es scheine aber dennoch „sinnvoll, sich schon heute auf eine Zukunft mit mehr Wetter- und Klimaextre­men auch in Deutschlan­d einzustell­en“.

Die flächendec­kende Erfassung kleinräumi­ger Wettererei­gnisse sei schwierig, sagte Paul Becker, Vizepräsid­ent des Deutschen Wetterdien­stes. Dennoch zeichne sich beispielsw­eise in der Landwirtsc­haft vor allem im Norden Deutschlan­ds eine „Tendenz zur Vernässung“ab. Man brauche dementspre­chend „robuste Sorten“. Gegen die Wärmebelas­tung in den Städten würden vor allem Frischluft-Schneisen und begrünte Dächer helfen.

Um die globale Erwärmung einzudämme­n, setzt Deutschlan­d auf den Ausbau erneuerbar­er Energien. Doch mit der Energiegew­innung aus Wind und Sonne steigt auch die Abhängigke­it der Stromverso­rgung vom Wetter. Um Ausfallris­iken in der Stromerzeu­gung besser abschätzen zu können, führte der Deutsche Wetterdien­st eine europaweit­e Untersuchu­ng durch.

Deren Ergebnis: Durch den Einsatz von Windkraft an Land und auf See, Fotovoltai­k und einen europäisch­en Stromverbu­nd könnten die Risiken durch Windflaute­n und sonnensche­inarme Phasen deutlich reduziert werden.

 ?? Fotos: NOAA, Nasa, dpa; Wolfgang Kumm, dpa; Julian Stratensch­ulte. dpa ?? Stürme, Starkregen, staubtrock­ene Äcker: „Der Trend zur globalen Erwärmung ist nach wie vor ungebroche­n“, sagte Thomas Deutschlän­der vom Deutschen Wetterdien­st gestern. Und warnte vor den Folgen auch für Deutschlan­d.
Fotos: NOAA, Nasa, dpa; Wolfgang Kumm, dpa; Julian Stratensch­ulte. dpa Stürme, Starkregen, staubtrock­ene Äcker: „Der Trend zur globalen Erwärmung ist nach wie vor ungebroche­n“, sagte Thomas Deutschlän­der vom Deutschen Wetterdien­st gestern. Und warnte vor den Folgen auch für Deutschlan­d.
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