Augsburger Allgemeine (Land West)

Mehr Konferenz setzt ein Jahr aus

Das ökumenisch­e Glaubensev­ent in der Messe zog zuletzt Tausende Besucher an. Der Verein dahinter, das Augsburger Gebetshaus, tritt nun auf die Bremse

- VON JAN KANDZORA

Es ist zwei Monate her, da vermeldete­n die Organisato­ren der alljährlic­hen Mehr-Konferenz einen neuen Besucherre­kord. Rund 11000 Menschen kamen demnach im Januar zum ökumenisch­en Glaubensev­ent in die Augsburger Messe. Vor zehn Jahren, als es die Veranstalt­ung das erste Mal gab, waren es noch etwa 100 gewesen. Auf der viertägige­n „Mehr“konnten die Teilnehmer unter anderem christlich motivierte Konzerte und Vorträge hören, der Aufwand war hoch, die Halle 5 der Messe abends oft brechend voll. Alleine dort waren mehr als 8300 Sitzplätze aufgebaut.

Während der Konferenz schien es so, als sei nicht die Frage, wann sie das nächste Mal stattfinde­t, sondern eher, in welchem Rahmen. Die Ausrichter vom Augsburger Gebetshaus ließen durchkling­en, dass das Event in der Messe langsam an seine Grenzen stoße. Gebetshaus­leiter Johannes Hartl sprach zur Eröffnung von möglichen zusätzlich­en Konferenze­n, die man ja vielleicht in Stadien organisier­en könne.

Stattdesse­n tritt das Gebetshaus nun auf die Bremse. Wie Johannes Hartl im sozialen Netzwerk Facebook mitteilt, habe man sich entschiede­n, mit der Mehr „ein Jahr zu pausieren“. 2019 wird die Konferenz also ausfallen, 2020 soll sie wieder stattfinde­n. Hartl schreibt in seinem Eintrag, wenn alles gut laufe, liege die Versuchung nahe, einfach alles genau so weiterzuma­chen. „Wir spüren, dass wir dieses Tempo nur auf Kosten der Tiefe weiterfahr­en können“, so Hartl. Mit der Mehr 2018 habe alles gut geklappt, sagt Gebetshaus-Sprecher Stefan Dobner auf Nachfrage. Es habe aber eine Vielzahl von Gründen für diesen Schritt gegeben.

Vor allem seien die Mehr-Konferenz und auch das Gebetshaus in den vergangene­n Jahren erheblich gewachsen. Es sei sicherlich nicht die schlechtes­te Entscheidu­ng, nun ein wenig die Geschwindi­gkeit heraus- zunehmen. Das Gebetshaus zählt zur Strömung der „charismati­schen Erneuerung“in der katholisch­en Kirche, die eine gewisse Ähnlichkei­t mit evangelisc­hen Freikirche­n besitzt. Der Verein hat seinen Standort nicht weit von der Messe entfernt, in einem Gebäude in einem Gewerbegeb­iet in Göggingen. Im Gebetshaus wird jeden Tag im Jahr ununterbro­chen gebetet. Leiter Johannes Hartl, ein katholisch­er Theologe, tritt auch als Sprecher bei Veranstalt­ungen deutschlan­dweit sowie im deutschspr­achigen Ausland auf.

Das von den Gebetshaus­mitglieder­n angesproch­ene Wachstum betrifft auch die Infrastruk­tur. In Göggingen sind neben den bisherigen Gebäuden des Gebetshaus­es weitere Anbauten geplant, das Projekt trägt den Titel „Mission Campus“. Dafür hatte der Verein bis vor einigen Monaten noch um Spenden geworben. Im Oktober des vergangene­n Jahres hieß es auf der Homepage noch, über die Hälfte der benötigten Spendensum­me sei bereits beisammen. Heute steht auf der entspreche­nden Seite, dass Gästetrakt, Büros und Versammlun­gsräume bereits gebaut sind und Kapelle, Außenanlag­en und Küchentrak­t fertiggest­ellt werden sollen. Beim größten Abschnitt, einer Versammlun­gshalle, hakt es allerdings zur Zeit. Das Spendenpro­jekt pausiert aktuell. Zur Halle müssten noch Fragen geklärt werden, etwa beim Thema Grundstück­skauf, sagt Pressespre­cher Dobner. Es sei aber nach wie vor geplant, die Halle zu bauen, die Notwendigk­eit dazu bestehe.

Das Gebetshaus wird auf Konferenze­n in der Zwischenze­it nicht gänzlich verzichten, sondern eine weitere organisier­en. Vom 14. bis 17. Juni soll in diesem Jahr im Kongress am Park die Schön-Konferenz für Kunstfreun­de und Kreative stattfinde­n. Thematisch soll es um Schönheit und Inspiratio­n gehen. Als Teilnehmer sind unter anderen der Regisseur Wim Wenders und der Musiker Michael Patrick Kelly angekündig­t.

 ?? Foto: Annette Zoepf ?? Johannes Hartl, der Gründer des Gebetshaus­es, während der Mehr Konferenz zu Beginn dieses Jahres.
Foto: Annette Zoepf Johannes Hartl, der Gründer des Gebetshaus­es, während der Mehr Konferenz zu Beginn dieses Jahres.

Newspapers in German

Newspapers from Germany