Augsburger Allgemeine (Land West)

Ein Talent im Blickpunkt

Kilian Jakob blickt nach seinem missglückt­en Bundesliga-Debüt als Caiuby-Ersatz wieder nach vorne. Das Fehlen des Brasiliane­rs hat gezeigt, wie abhängig Augsburg von ihm ist. Anscheinen­d ist eine weitere Alternativ­e schon im Visier

- VON ROBERT GÖTZ

Gut geschlafen hat Kilian Jakob am vergangene­n Wochenende nicht. Auch am Sonntag beschäftig­te den

20-Jährigen sein Bundesliga-Debüt für den FC Augsburg noch. „Man stellt sich sein erstes Bundesliga­spiel schon anders vor, als es jetzt gelaufen ist. Das habe ich schon etwas verarbeite­n müssen, aber das ist abgehakt. Mittlerwei­le kann ich mich darüber freuen.“Auch wenn sein erster Einsatz bei der 0:2-Niederlage gegen Hoffenheim nur 51 Minuten und 18 Ballkontak­te dauerte.

Trainer Manuel Baum hatte ihn überrasche­nd als Caiuby-Ersatz auf der linken offensiven Außenbahn eingesetzt. Nicht vollkommen unvorberei­tet. Baum hatte den Sommer-Neuzugang vom TSV 1860 München früh in seine Pläne eingeweiht und ihn auch während der Woche, abgeschirm­t vor der Öffentlich­keit, trainieren lassen. Doch Training ist nicht Realität: „Auch wenn ich es bei 60 schon gespielt habe, ist es halt dann doch etwas anderes, wenn man nicht so häufig trainiert und dann auf Erstliga-Ni- veau spielt“, gab Jakob auch zu. Da half es auch nicht, dass er sich als Vorbild mit Kylian Mbappé einen den besten Flügelspie­ler der Welt ausgesucht hat. Der 19-jährige Franzose hat einen kometenhaf­ten Aufstieg hinter sich. Paris-St. Germain hatte ihn im Sommer von AS Monaco ausgeliehe­n und wird ihn im Sommer für rund 180 Millionen Euro fest verpflicht­en.

Mit dem Fußballspi­elen hat Jakob beim FC Dreistern Neutruderi­ng begonnen. Geboren in Bad Neuenahr-Ahrweiler (bei Bonn), kam der Sohn eines ehemaligen Bundeswehr­offiziers schon mit einem Jahr nach München. Dort wurde seine Familie sesshaft.

Beim Stützpunkt­raining fiel das Talent den Scouts des TSV 1860 München bald auf. Sie luden den 12-Jährigen zu einem Probetrain­ing ein und holten ihn zu den D-Junioren. Seit 2010 trug er das Trikot der „Löwen“. Nach seinem ZweitligaD­ebüt im Oktober 2016 spielte er in der U23 und blieb den Löwen auch nach dem Zwangsabst­ieg in die Regionalli­ga treu. 60-Trainer Daniel Bierofka baute auf die Vielseitig­keit des jungen Linksfußes, doch als der FCA im Sommer anklopfte, wurde Jakob schwach. Die Perspektiv­e Bundesliga und die eigene Abenteuerl­ust („Ich wollte selbststän­diger werden, alleine wohnen“) waren verlockend­er. Dass es so schnell ging und dazu noch auf ungewohnte­r Position, war auch von den FCA-Verantwort­lichen nicht geplant, sondern eine Reaktion auf fehlende Alternativ­en für den gelbgesper­rten Caiuby. Der trainierte gestern wieder und wird gegen Hannover spielen, Jakob entweder auf der Bank Platz nehmen oder in der U23 Spielpraxi­s sammeln.

Eins hat das Fehlen von Caiuby aber schmerzhaf­t gezeigt. Fehlt oder ist der kopfballst­arke Brasiliane­r abgemeldet, bricht der Spielaufba­u mit weiten Bällen zusammen. Dem wollen die FCA-Verantwort­lichen in der kommenden Saison anscheinen­d mit einem alten Bekannten begegnen. Wie Hamburger Medien berichten, soll der FCA überlegen, im Falle eines HSV-Abstieges André Hahn, 27, zurückzuho­len. Dessen Ablösesumm­e soll in diesem Fall fünf Millionen Euro betragen.

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Foto: Krieger Der FCA baut weiter auf Kilian Jakob. Stefan Reuter, FCA Geschäftsf­ührer Sport, be obachtete das Talent am Dienstag im Training ganz genau.

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