Augsburger Allgemeine (Land West)
Hausgemachter Krach im Integrationsbeirat
Nach Kritik des Oberbürgermeisters nehmen Mitglieder des Gremiums nun möglicherweise doch an einem Festakt des Freistaats teil. Der ausgeschiedene Vorsitzende widerspricht den Aussagen des Büros für Migration
Die internen Querelen im Integrationsbeirat gehen weiter. Der ausgeschiedene Vorsitzende Maximilian Rothermel, der sein Amt niedergelegt hat, zeigt sein „absolutes Unverständnis“darüber, dass ehrenamtliche Kräfte des Integrationsbeirats nicht am großen Integrationsfest teilnehmen sollten, das Mitte März in Augsburg stattfindet. Offenbar gibt es ein Umdenken. Nach Informationen unserer Zeitung könnten jetzt doch Beiräte beim Fest dabei sein. Die Teilnahme wäre eine Reaktion auf jüngste Äußerungen von Oberbürgermeister Kurt Gribl. Er hatte den Integrationsbeirat wegen der Absage kritisiert.
Zu den jüngsten Vorgängen nimmt Rothermel gegenüber unserer Zeitung Stellung. Er selbst sei ein Befürworter gewesen, an der Veranstaltung mitzumachen. Das Fest wird vom Freistaat und der Regierung von Schwaben organisiert. Schauplätze sind das Rathaus und der Kongress am Park. Dass es anfangs anders kommen sollte, liege nicht an ihm, sagt Rothermel gegenüber unserer Zeitung. Er bringt seinen Rücktritt direkt in Verbindung mit den Querelen im Beirat. Die Verwerfungen im Beirat waren aufgetreten, weil sich Rothermel – sehr vereinfacht gesagt – kritisch mit dem Islam auseinandergesetzt hatte. Als Folge der internen Debatten gab Rothermel den Vorsitz ab. Am Montag, 19. März, soll die Nachfolge bei einer Sitzung geregelt werden. Jetzt drehen sich die Diskussionen zunächst um das Integrationsfest. Die große Veranstaltung will anlässlich des 100-jährigen Jubilä- ums des Freistaats die Bedeutung der Integration in Bayern hervorheben. Im Rathaus ist am Freitag, 16. März, ein Festakt. Im Kongress am Park findet am Samstag, 17. März, ein buntes Fest statt, an dem sich rund 40 Initiativen aus Schwaben präsentieren. Mit 400 geladenen Gästen wird gerechnet, da es sich um eine interne Veranstaltung handelt. Robert Vogl vom städtischen Büro für Migration, Interkultur und Vielfalt, führte Terminüberschneidungen als Grund für die Absage an, da bereits zwei Tage nach dem Fest im Kongress am Park eine Aktion des Beirats in der Augsburger Fußgängerzone vorgesehen sei und anschließend die Sitzung mit den Neuwahlen stattfinde.
Dies sieht Rothermel anders: „Die im Nachhinein von der Geschäftsstelle kommunizierten Grünstets de, die angeblich zur Absage bei der Teilnahme an den Feierlichkeiten des Freistaates geführt haben sollen, kann ich nicht bestätigen. Vielmehr sind sie inhaltlich sogar falsch.“Es habe von Beginn an zwei Lager im Integrationsbeirat gegeben, so Rothermel: Die klaren Befürworter „dieser überregionalen und wichtigen Veranstaltung“, zu denen er sich zähle. Und eben auch die Gegner der Feierlichkeiten. Dazu sagt Rothermel: „Diese sehen den Event als ,obsolet und folkloristisch‘ an. Ich glaube, hier leider parteipolitische Interessen zu sehen, und bemerke auch eine meinungsbildende Einflussnahme durch die Geschäftsstelle, die in einem Gremium wie dem Integrationsbeirat nichts zu suchen hat.“Die Geschäftsstelle wird von Vogl betreut, Leiterin des Büros ist Margret Spohn.
Oberbürgermeister Kurt Gribl (CSU) zeigte in der Beurteilung der Vorgänge kein Verständnis für die Absage. Gribl sprach von einem „verheerenden Signal“.
Die harsche Kritik des Rathauschefs kam offenbar im städtischen Büro für Migration, Interkultur und Vielfalt entsprechend an und sorgte für hektische Aktivitäten hinter den Kulissen. Denn über Nacht änderte sich nach Informationen unserer Zeitung die Ausgangslage. Jetzt sollen wohl doch mehrere Mitglieder des Integrationsbeirats beim Fest vertreten sein. Sie werden am Stand der Arbeitsgemeinschaft der Ausländer-, Migranten- und Integrationsbeiräte Bayern (Agaby) vertreten sein. Der Schriftwechsel begann noch am Dienstag, als sich bereits abzeichnete, dass die Absage Wellen schlagen könnte.