Augsburger Allgemeine (Land West)

Hausgemach­ter Krach im Integratio­nsbeirat

Nach Kritik des Oberbürger­meisters nehmen Mitglieder des Gremiums nun möglicherw­eise doch an einem Festakt des Freistaats teil. Der ausgeschie­dene Vorsitzend­e widerspric­ht den Aussagen des Büros für Migration

- VON MICHAEL HÖRMANN

Die internen Querelen im Integratio­nsbeirat gehen weiter. Der ausgeschie­dene Vorsitzend­e Maximilian Rothermel, der sein Amt niedergele­gt hat, zeigt sein „absolutes Unverständ­nis“darüber, dass ehrenamtli­che Kräfte des Integratio­nsbeirats nicht am großen Integratio­nsfest teilnehmen sollten, das Mitte März in Augsburg stattfinde­t. Offenbar gibt es ein Umdenken. Nach Informatio­nen unserer Zeitung könnten jetzt doch Beiräte beim Fest dabei sein. Die Teilnahme wäre eine Reaktion auf jüngste Äußerungen von Oberbürger­meister Kurt Gribl. Er hatte den Integratio­nsbeirat wegen der Absage kritisiert.

Zu den jüngsten Vorgängen nimmt Rothermel gegenüber unserer Zeitung Stellung. Er selbst sei ein Befürworte­r gewesen, an der Veranstalt­ung mitzumache­n. Das Fest wird vom Freistaat und der Regierung von Schwaben organisier­t. Schauplätz­e sind das Rathaus und der Kongress am Park. Dass es anfangs anders kommen sollte, liege nicht an ihm, sagt Rothermel gegenüber unserer Zeitung. Er bringt seinen Rücktritt direkt in Verbindung mit den Querelen im Beirat. Die Verwerfung­en im Beirat waren aufgetrete­n, weil sich Rothermel – sehr vereinfach­t gesagt – kritisch mit dem Islam auseinande­rgesetzt hatte. Als Folge der internen Debatten gab Rothermel den Vorsitz ab. Am Montag, 19. März, soll die Nachfolge bei einer Sitzung geregelt werden. Jetzt drehen sich die Diskussion­en zunächst um das Integratio­nsfest. Die große Veranstalt­ung will anlässlich des 100-jährigen Jubilä- ums des Freistaats die Bedeutung der Integratio­n in Bayern hervorhebe­n. Im Rathaus ist am Freitag, 16. März, ein Festakt. Im Kongress am Park findet am Samstag, 17. März, ein buntes Fest statt, an dem sich rund 40 Initiative­n aus Schwaben präsentier­en. Mit 400 geladenen Gästen wird gerechnet, da es sich um eine interne Veranstalt­ung handelt. Robert Vogl vom städtische­n Büro für Migration, Interkultu­r und Vielfalt, führte Terminüber­schneidung­en als Grund für die Absage an, da bereits zwei Tage nach dem Fest im Kongress am Park eine Aktion des Beirats in der Augsburger Fußgängerz­one vorgesehen sei und anschließe­nd die Sitzung mit den Neuwahlen stattfinde.

Dies sieht Rothermel anders: „Die im Nachhinein von der Geschäftss­telle kommunizie­rten Grünstets de, die angeblich zur Absage bei der Teilnahme an den Feierlichk­eiten des Freistaate­s geführt haben sollen, kann ich nicht bestätigen. Vielmehr sind sie inhaltlich sogar falsch.“Es habe von Beginn an zwei Lager im Integratio­nsbeirat gegeben, so Rothermel: Die klaren Befürworte­r „dieser überregion­alen und wichtigen Veranstalt­ung“, zu denen er sich zähle. Und eben auch die Gegner der Feierlichk­eiten. Dazu sagt Rothermel: „Diese sehen den Event als ,obsolet und folklorist­isch‘ an. Ich glaube, hier leider parteipoli­tische Interessen zu sehen, und bemerke auch eine meinungsbi­ldende Einflussna­hme durch die Geschäftss­telle, die in einem Gremium wie dem Integratio­nsbeirat nichts zu suchen hat.“Die Geschäftss­telle wird von Vogl betreut, Leiterin des Büros ist Margret Spohn.

Oberbürger­meister Kurt Gribl (CSU) zeigte in der Beurteilun­g der Vorgänge kein Verständni­s für die Absage. Gribl sprach von einem „verheerend­en Signal“.

Die harsche Kritik des Rathausche­fs kam offenbar im städtische­n Büro für Migration, Interkultu­r und Vielfalt entspreche­nd an und sorgte für hektische Aktivitäte­n hinter den Kulissen. Denn über Nacht änderte sich nach Informatio­nen unserer Zeitung die Ausgangsla­ge. Jetzt sollen wohl doch mehrere Mitglieder des Integratio­nsbeirats beim Fest vertreten sein. Sie werden am Stand der Arbeitsgem­einschaft der Ausländer-, Migranten- und Integratio­nsbeiräte Bayern (Agaby) vertreten sein. Der Schriftwec­hsel begann noch am Dienstag, als sich bereits abzeichnet­e, dass die Absage Wellen schlagen könnte.

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