Augsburger Allgemeine (Land West)

Japaner haben zweite Heimat in Stadtberge­n gefunden

Seit 25 Jahren besteht die Freundscha­ft mit Fukushima. Jetzt gab es ein besonderes Wiedersehe­n

- VON INGRID STROHMAYR

Stadtberge­n Seit 1973 besteht zwischen der Präfektur Fukushima, der drittgrößt­en Provinz Japans, die 250 Kilometer nördlich von Tokio auf der Hauptinsel Honshu liegt, und der Stadt Stadtberge­n eine tiefe Verbindung, Freundscha­ften wurden geschlosse­n, Feste gefeiert und gemeinsame Momente genossen.

Dass diese Freundscha­ft nicht auf dem Papier besteht, bewiesen die Stadtberge­r Bürger im März 2011, als das verheerend­e Erdbeben, der Tsunami und die Reaktorkat­astrophe die japanische Provinz heimsuchte. Mit der Aktion Stadtberge­n hilft konnten Waisenkind­er der Provinz Fukushima und kleinere Projekte und Organisati­onen in Zusammenar­beit mit der Deutsch-Japanische­n Gesellscha­ft mit 107000 Euro nachhaltig und gezielt unterstütz­t werden.

Darüber dankbar ist auch heute noch Katsuko Yabuki-Schmid, Stadtberge­ns „Rhododendr­on-Botschafte­rin“, die ihren Ehemann Franz 1976 bei einer Studienrei­se der Volkshochs­chule Stadtberge­n kennenlern­te. Durch sie besteht nach wie vor enger Kontakt nach Fukushima.

Auch der neue japanische Generalkon­sul Tetsuya Kimura mit Gattin Natsuko und Tochter Yoshino, Gast des diesjährig­en Neujahrsem­pfangs, freut sich über die engen Beziehunge­n, die bleibende Spuren hinterlass­en haben.

Im Jahr 1974 besuchten erstmals 29 junge Japaner Stadtberge­n, und somit begann eine Partnersch­aft zwischen dem bayerisch-schwäbisch­en Stadtberge­n und der japanische­n Provinz. Jahrzehnte­lang reisten Delegation­en – über 700 vorwiegend junge Gäste – der Wings of Youth, später umbenannt in „Wings of Fukushima die Kommune, immer verbunden mit dem Wunsch ein Wochenende in einer deutschen Familie verbringen zu dürfen. Lebendige Freundscha­ften entstanden zwischen den Gästen aus dem Land der aufgehende­n Sonne und den Stadtberge­rn, die bis heute per Brief und E-Mail vertieft wurden.

So auch die Freundscha­ft zwischen Bernhard Kisch, Ludwig Marschall und dem Japaner Masashi Urabe, der jetzt mit seiner Braut Yuiko auf seiner „Vorhochzei­tsreise“Stadtberge­n besuchte. Ludwig Marschall und Bernhard Kisch, einst jüngster Marktgemei­nderat und heute Bürgermeis­ter im fränkische­n Bad Windsheim, wurden vom Kulturauss­chuss des damaligen Marktgemei­nderates ausgewählt, am internatio­nalen deutsch-japanische­n Jugendaust­ausch im Juli/August 1993 teilzunehm­en. Aus allen deutschen Städten, die eine japanische Partnersta­dt haben, waren damals zwei Jugendlich­e dabei.

Stadtberge­n konnte sich mit Augsburg zusammensc­hließen, so wurden die Augsburger Partnerstä­dte Nagahama, Amagasaki sowie die Stadt Hiroshima besucht. Die Jugendlich­en wurden in Familien untergebra­cht, und Bernhard Kisch fand die herzliche Aufnahme in der Familie von Masahi Urabe, der Jahre später in Tübingen Pädagogik studierte und promoviert­e. Wie Bernhard Kisch schmunzeln­d erzählt, wurde sogar einmal ein „deutsches Frühstück“aus Stadtberge­n nach Japan via Skype übertragen, was große Begeisteru­ng auslöste.

Allein 14-mal besuchte Masashi Urabe mittlerwei­le Stadtberge­n und hat bei Franz und Hildegard Kisch in Deuringen quasi seine „zweite Heimat“gefunden. Was lag also näher, seiner künftigen Frau Yuiko Ushioda (Kyoto), die er am 1. April heiraten wird, die „bayerische Gemütlichk­eit“in Stadtberge­n näherzubri­ngen.

Umso mehr freute er sich mit seiner Verlobten bei einem kleinen Empfang im Rathaus Stadtberge­n durch Bürgermeis­ter Paul Metz und seinen Stellvertr­etern Michael Smischek und Bärbel Schubert über den Eintrag ins Goldene Buch der Stadt. „Eine besonders hohe Ehre für uns“, sagt Masashi Urabe, der zu seiner Hochzeit im Land des Lächelns besonders lieb gewonnene Freunde begrüßen darf: Bernhard Kisch mit Ehefrau Juliane. Schließlic­h war Masashi am 24. Juli 2004 auch Ehrengast auf der Hochzeit der Kischs.

 ?? Foto: Ingrid Strohmayr ?? Freuen sich über das Wiedersehe­n (von links) Gastgeber Franz und Hildegard Kisch, Zweiter Bürgermeis­ter Michael Smischek, Dritte Bürgermeis­terin Bärbel Schubert, Bürgermeis­ter Paul Metz, Masashi Urbane mit seiner Braut Yuiko Ushioda (Kyoto), Bern hard...
Foto: Ingrid Strohmayr Freuen sich über das Wiedersehe­n (von links) Gastgeber Franz und Hildegard Kisch, Zweiter Bürgermeis­ter Michael Smischek, Dritte Bürgermeis­terin Bärbel Schubert, Bürgermeis­ter Paul Metz, Masashi Urbane mit seiner Braut Yuiko Ushioda (Kyoto), Bern hard...

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