Augsburger Allgemeine (Land West)

Auf den Spuren des Schwarzen Reiters

Seit neun Generation­en ist der Horgauer Gasthof im Besitz der Familie Platzer. Das Restaurant setzt auf Küchenhand­werk und Genuss. Die Grundlage für den Erfolg setzte einst ein mutiger Husar / Serie (6)

- VON SIEGFRIED P. RUPPRECHT Fotos: Siegfried P. Rupprecht

Horgau Eingebette­t ins idyllische Rothtal mit seinen leichten Hügeln verfügt Horgau über ein kulinarisc­hes und entspannen­des Zentrum, das fast einer Insel der Erholung gleichkomm­t. Direkt an der Hauptstraß­e liegt der Gastronomi­e- und Hotelbetri­eb Zum Schwarzen Reiter. Seit neun Generation­en ist er im Besitz der Familie Platzer. Die über 250 Jahre alte Familientr­adition kann der Gast in der Ahnenstube optisch nachvollzi­ehen. Dort reiht sich auf Fotos ein Vorfahre an den anderen. Den Beginn macht Georg Platzer. „Er war Husar eines preußische­n Regiments und erwarb die Tafernwirt­schaft im Jahr 1764“, erzählt der heutige Besitzer Martin Platzer. Aus dem damaligen Anwesen sei nach zahlreiche­n Um- und Anbauten, Sanierunge­n und Erweiterun­gen sowie viel Mut zur Investitio­n eine Wellnessoa­se geworden. Martin Platzer fasst es so zusammen: „Ein Drei-Sterne-Superior-Flairhotel zum Wohnen und Wohlfühlen mit einem Restaurant, das Gaumenfreu­den bietet sowie Koch- und Weinkompet­enz besitzt.“

Dabei legt er Priorität auf einen in sich stimmigen, freundlich­en und fachkundig­en Service. „Bei uns werden die Gäste in allen Betriebsbe­reichen mit Engagement und ehrlicher Gastlichke­it verwöhnt“, betont er. Und in Richtung Gastronomi­e ergänzt er: „All you can eat ist keine Option. Es muss schmecken, und das Ambiente und die Liebe zum Detail müssen stimmen.“Nur dann könne der Gast von einem Genuss-Erlebnis sprechen.

Martin Platzer weiß, wovon er spricht. Er hat den Betrieb 1992 von den Eltern übernommen. Neben dem Fleischerh­andwerk hat er eine Ausbildung als Koch und Hotelfachm­ann absolviert, die er mit der Qualifikat­ion zum Küchen- und Fleischerm­eister abrundete. Tätig war er unter anderem im Hotel Überfahrt und Hotel Bachmair am Tegernsee, im Bayerische­n Hof in München und in der Ecke in Augsburg. Ein halbes Jahr war er zudem als Koch auf einem Luxus-Kreuzfahrt­schiff auf Weltreise.

Mit an Bord sind neben Martin Platzer auch seine Ehefrau Brigitte und seit mehr als 50 Jahren die Eltern des Besitzers, Gabriele und Martin Platzer senior. Sie seien die gute Seele und der gute Geist im Hause. Die dritte Generation verkörpert der 25-jährige Martin junior. Hinzu kommt ein Team von etwa 40 Mitarbeite­rn, darunter zwischen acht und zehn Auszubilde­nde – in dieser Größenordn­ung eine Besonderhe­it in der Region. In der Kü- hat Angelino Zisler das Sagen. Seit 21 Jahren. Er setzt auf Qualität, frische saisonale und zudem regionale Produkte. Er steht für präzises Handwerk und für Fantasie bei der Umsetzung der Gerichte. Dennoch folgt die Küche keinem Trend der Überinszen­ierung. Vielmehr steht die Ursprüngli­chkeit der Produkte im Mittelpunk­t. Ein Blick in die Speisekart­e beweist dies. Dort findet der Gast unter anderem norwegisch­en Lachs, Steak vom Jungbullen­rind, Rostbraten und Entenbrust, aber auch manches aus Großmutter­s Küche wie eingelegte­n Sauerbrate­n, gesottenen Kalbs-Tafelspitz oder Horgauer Rostbrätle. Hinter Letzterem verbirgt sich ein Saubuckel im Pfännchen, serviert mit Kässpätzle und Röstzwiebe­ln. Die Küche kann aber auch Pasta, vegetarisc­h und vegan. Internatio­nale Genießer-Menüs kommen vor allem bei Hochzeiten auf den Tisch. Die saisonalen Wildgerich­te stammen aus der eigenen Jagd oder von Jägern aus der Umgebung. Fehlende Bodenständ­igkeit kann man der Familie nicht unterstell­en. „Was wir nicht können, das lassen wir“, betont Martin Platzer, und seine Frau Brigitte ergänzt: „Wir sind Gastgeber aus Leidenscha­ft.“Sie leitet den Serviceber­eich und ist für die Tischdekor­ationen zuständig. Auch bei ihr haben Tradition und regionale Verwurzelu­ng einen großen Stellenche wert. Dazu gehört auch der Rückblick auf den Namensgebe­r des Gasthofs.

Jener Georg Platzer sei nicht nur der Begründer der Gastro-Dynastie, sondern auch ein mutiger Mann gewesen, bekräftigt Brigitte Platzer. Mutig deshalb, weil er, der schwarz gekleidete Reiter, 1763 eine gefürchtet­e Räuberband­e bei seinem Ritt nach Stoffenrie­d überführte. Mit einer List überrumpel­te er den Anführer und überstellt­e ihn der Horgauer Obrigkeit. Der Rat in Augsburg gewährte dem einstigen Husaren eine hohe Belohnung. Mit ihr erwarb Georg Platzer die Tafernwirt­schaft. Martin Platzer lächelt. Irgendwie sei er stolz auf den Vorfahren, gesteht er. Doch schnell ist er wieder im Heute und Jetzt. Er verweist auf die Maxime, mit der er und die früheren Generation­en gut gefahren sind, nämlich mit genussvoll­en Schmankerl­n, süffigen Bieren, erlesenen Weinen und ehrlicher Gastlichke­it. „Wir wollen den Gästen eine Heimat auf Zeit sein.“

OÖffnungsz­eiten Täglich von 7 bis 24 Uhr, warme Küche gibt es von 11.30 bis 13.45 Uhr und von 17.45 bis 21 Uhr. Nachmittag­s und abends stehen eine Brotzeitka­rte und eine kleine Auswahl von warmen Gerichten bereit. Ruhetag ist jeden letzten Sonntag im Monat. Reser vierungen sind möglich unter der Tele fonnummer 08294/86080.

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Sie wollen ihren Gästen eine Heimat auf Zeit bieten: (von links) Martin junior, Martin und Brigitte Platzer sowie stellvertr­etend für den Serviceber­eich im Schwarzen Reiter Claudia Peschel, Andrea Kraus und Lea Buchhart.
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Foto: Platzer Rezepttipp: Schwäbisch­e Nonnenfürz­le in Weinschaum.

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