Augsburger Allgemeine (Land West)

Streit um Geld und Schulden beim Haushalt in Diedorf

Für viele Projekte sind Kredite nötig. Das ist allen klar. Doch wie kommt man von den hohen Belastunge­n wieder weg?

- VON JANA TALLEVI

Diedorf Ein neuer Kindergart­en im Ortsteil Hausen, ein Anbau an den Hort in Diedorf, neue Umkleiden samt Duschen und Räume für die Mittagsbet­reuung in der Mehrzweckh­alle in Anhausen, der Ausbau der Bahnhofstr­aße: Im Bauamt von Diedorf stapeln sich die Aufgaben für die nächsten Jahre. Entspreche­nd umfangreic­h ist auch der Haushalt, den der Marktgemei­nderat jetzt für 2018 beschlosse­n hat. Deshalb macht vor allem auch der Ansatz für den Vermögensh­aushalt einen Sprung nach oben auf 10,8 Millionen Euro nach 7,4 Millionen Euro in 2017. Allein für Baumaßnahm­en sind im Etat fast acht Millionen Euro enthalten. Eben so hoch ist die Kreditaufn­ahme für 2018, sollten alle Projekte umgesetzt werden. Auch im Jahr 2019 könnten noch einmal rund sieben Millionen Euro aufgenomme­n werden.

Stark steigen könnte somit die Pro-Kopf-Verschuldu­ng in Diedorf. Sollten sämtliche Kredite aufgenomme­n werden, läge sie Ende

2019 womöglich bei über

1100 Euro, so Kämmerer Herbert May. Nun befürchten die Fraktionen von CSU, Grünen und Bürgerunio­n/Freie Wähler (BU/FW) bei diesen Werten in Zukunft nicht mehr auf unvorherge­sehene Ausgaben reagieren zu können. Und weil zugleich ihrer Meinung nach ihre Vorschläge zur Konsolidie­rung des Haushalts nicht angenommen wurden, stimmten sie gegen den Haushalt. Zum ersten Mal in der Amtszeit von Bürgermeis­ter Peter Högg (Wir für Diedorf/WfD) gab es somit beim Etat kein einstimmig­es Ja, sondern ein 12:9-Ergebnis.

Doch nicht alle Gemeinderä­te und auch nicht Bürgermeis­ter Peter Högg selbst haben diese Sorgen. Högg erklärte auf der Sitzung, dass der Haushalt in drei Sitzungen des Finanzauss­chusses und auch mit den Fraktionsv­orsitzende­n vorberaten worden war. 50 Punkte umfasst das Investitio­nsprogramm der nächsten Jahre, jeder einzelne Punkt sei zuvor im Gemeindera­t besprochen und mehrheitli­ch beschlosse­n worden. Ganz überwiegen­d handle es sich bei den Investitio­nen um Pflichtauf­gaben, sei es in der Kinderbetr­euung oder beim Brückenund Straßenunt­erhalt. Weil aber nicht alles auf einmal gemacht werden könne, seien Projekte wie die Wiederhers­tellung des Hartplatze­s an der Grund- und Mittelschu­le, der Plan für Baumbestat­tungen auf dem Friedhof Biburg und auch größere Investitio­nen am Umweltzent­rum nach hinten geschoben worden.

Auch für das geplante Verwaltung­szentrum der Marktgemei­nde haben die vielen Pflichtauf­gaben der Gemeinde Konsequenz­en. Hierfür sind zwar in den kommenden Jahren weiter Planungsko­sten angesetzt, „ein Neubau wird in den kommenden drei Jahren aber nicht kommen“, verdeutlic­hte der Bürgermeis­ter nach der Sitzung. Zudem habe der Haushalt bereits in seiner ersten Fassung, damals noch mit einer höheren möglichen Kreditaufn­ahme, die Zustimmung der Kommunalau­fsicht im Landratsam­t Augsburg erhalten. „Ich habe keine Probleme mit dem Haushalt“, sagte auch Dritter Bürgermeis­ter Alexander Neff (SPD).

Unverständ­nis über die Haltung von Grünen, CSU und BU/FW kam von den Marktgemei­nderäten von Wir für Diedorf. „Wir haben doch gekürzt, wie könnt ihr da sagen, es wurde nichts getan?“, so WfDSpreche­r Daniel Fendt. Es gehe gar nicht so sehr um die Ausgaben, sondern darum, dass nun geprüft werden müsse, wo in Zukunft bei den Fixkosten gespart werden könne, so Frank Wasser, Fraktionss­precher von BU/FW. Denkverbot­e dürfe es auch nicht bei weiteren Einnahmequ­ellen geben, so Grünen-Fraktionsc­hef Andreas Köglowitz nach der Sitzung. Er brachte eine höhere Gewerbeste­uer oder den Verkauf von Grundstück­en ins Spiel. In manchem Fall, etwa beim Thema Anbau an die Mehrzweckh­alle in Anhausen, ließen sich mit günstigen Zwischenlö­sungen Investitio­nen auch aufschiebe­n, so CSU-Fraktionss­precher Thomas Rittel.

Der Verwaltung­shaushalt stieg von 15,5 Millionen Euro auf 16,8 Millionen Euro, Hintergrun­d sind vor allem gestiegene Personalko­sten.

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