Augsburger Allgemeine (Land West)

Mehr Drogen an Bayerns Schulen

Kultusmini­ster Ludwig Spaenle setzt weiter auf „null Toleranz“. Konsumiert wird vor allem Cannabis. Nur in einem Bezirk gehen die Zahlen zurück

- VON MARKUS BÄR

Augsburg Die Zahl der Drogendeli­kte an Bayerns Schulen hat deutlich zugenommen: Waren es 2012 noch 260 Fälle, zählte die Polizei vier Jahre später bereits 464 Verstöße, wie das Kultusmini­sterium auf Anfrage des bayerische­n SPD-Fraktionsv­orsitzende­n Markus Rinderspac­her bestätigte. Kultusmini­ster Ludwig Spaenle (CSU) will deshalb weiterhin das Prinzip „null Toleranz“in Sachen Drogen an Schulen walten lassen.

„Es darf nicht sein, dass derjenige Schüler, der Drogen nimmt, der tolle Typ ist“, warnte Spaenle in einem Gespräch mit unserer Zeitung. Gleichzeit­ig relativier­te er allerdings den Anstieg der Zahlen. Drogendeli­kte seien bekannterm­aßen ein „Kontrollde­likt“. Das heißt: Je mehr kontrollie­rt wird, desto mehr Fälle werden aktenkundi­g. Das bestätigte­n auch die Sprecher der beiden Polizeiprä­sidien in Schwaben.

Die meisten Verstöße gegen das Betäubungs­mittelgese­tz an den bayerische­n Schulen wurden wegen Cannabis registrier­t: Unter allen Drogenarte­n lag dessen Anteil im Jahr 2016 bei 73 Prozent, gefolgt von Amphetamin­en und Ecstasy mit einem Anteil von neun Prozent. Bei anderen Drogen nahm die Zahl der registrier­ten Delikte dagegen ab. So waren der Polizei im selben Jahr keine Fälle von LSD und Heroin an den Schulen bekannt. Das Bild vom „Schulhof der tausend Kiffer und Kokser“sei somit ein Zerrbild, das nicht real sei, kommentier­te SPDMann Rinderspac­her die Zahlen. Trotzdem forderte er die Staatsre- gierung auf, die schulische Suchtpräve­ntion zu überarbeit­en und den neuen Konsumgewo­hnheiten der Jugendlich­en anzupassen.

Die Polizei nimmt Fälle in den Schulen nur auf, wenn sie etwa auf Hinweise von Lehrern gerufen wird. „Wir ermitteln nicht von allein in den Schulen“, erläutert Sven Hornfische­r, Sprecher des Polizeiprä­sidiums Schwaben Süd/West. „Im Umfeld der Schulen tun wir das allerdings durchaus.“In Nördlingen beispielsw­eise ist das offenbar nötig. Dort wird im Umkreis einer Schule mit Marihuana gehandelt, wie Polizeiche­f Walter Beck mitteilte. Für diese Straftaten macht die Polizei hauptsächl­ich Flüchtling­e aus Schwarzafr­ika verantwort­lich.

Im Gegensatz zum landesweit­en Trend ist die Zahl der Drogendeli­kte an den Schulen im Regierungs­bezirk Schwaben nicht gestiegen. Hier zählt die Polizei seit dem Jahr 2014 konstant 60 Fälle pro Jahr. Die meisten Drogenfund­e gab es über die Jahre hinweg in Oberbayern mit teilweise mehr als 150. Deutlich zugenommen haben sie an den Schulen in Mittelfran­ken, Niederbaye­rn, Oberfranke­n und in der Oberpfalz. Nur in einem Bezirk sind die Zahlen auf weniger als 35 Delikte im Jahr zurückgega­ngen – in Unterfrank­en.

„Wir müssen weiter konsequent auf Prävention im Unterricht setzen“, betonte Spaenle. Dazu gehöre auch, die Persönlich­keit der Schüler zu stärken. Dies schütze vor den Verlockung­en des Drogenkons­ums.

Mit einem anderen Problem der bayerische­n Schulen beschäftig­t sich heute unsere Dritte Seite – dem Lehrermang­el.

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