Augsburger Allgemeine (Land West)

In der Region fürchtet man einen Handelskri­eg

Donald Trump hat jetzt Strafzölle abgesegnet. Die bayerische Wirtschaft hofft auf eine Ausnahmere­gelung

- VON PHILIPP KIEHL

Augsburg Am Freitag klingelten die Telefone bei der Industrie- und Handelskam­mer in Augsburg deutlich öfter als sonst. Mehrere Unternehme­n wollten wissen, ob ihre Produkte künftig auch mit US-amerikanis­chen Strafzölle­n belegt werden könnten. Denn in der Nacht zum Freitag hatte US-Präsident Donald Trump seine Drohung wahr gemacht und Strafzölle auf eingeführt­e Stahl- und Aluminiump­rodukte in Höhe von 25 beziehungs­weise zehn Prozent abgesegnet. Ausgenomme­n von der Regelung sind lediglich die Nachbarsta­aten Mexiko und Kanada. Die Sorge vor wirtschaft­lichen Einbußen wächst seitdem auch in der Region. So betont man beim Autobauer Audi in Ingolstadt, ein Handelskri­eg müsse „auf jeden Fall verhindert werden“.

Bevor jedoch die neue Regelung am 23. März in Kraft treten soll, bereitet die Europäisch­e Union Gegenmaßna­hmen vor. Ein internes Dokument listet Produkte auf, die als letzte Maßnahme ebenfalls mit Strafzölle­n der EU belegt werden könnten. Dazu gehören unter anderem US-Produkte wie Zigaretten, Jeans und T-Shirts, aber auch Orangensaf­t, Whisky oder Cranberrie­s. Aktuell diskutiert die Kommission mit den Mitgliedst­aaten noch darüber, wie hart die Gegenmaßna­hmen ausfallen sollen. Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) rief zu einer besonnenen Reaktion auf. Auf die Frage, ob sie einen Handelskri­eg befürchte, sagte Merkel, sie wolle „keine martialisc­hen Wörter in den Mund nehmen“.

Auch Jana Lovell möchte noch nicht von einem Handelskri­eg sprechen. Allerdings „bewegen wir uns schon darauf zu“, sagte die Außenhande­lsexpertin der Industrie und Handelskam­mer Schwaben. Die Situation sei „alarmieren­d und bedenklich“. Am stärksten von den Schutzzöll­en betroffen wären im Freistaat das Metallgewe­rbe und die Metallvera­rbeitung. „Jeder siebte Beschäftig­te in Bayern arbeitet in diesem Bereich“, sagt Lovell. Nach Angaben der Vereinigun­g der Bayerische­n Wirtschaft, kurz vbw, sind die Vereinigte­n Staaten der wichtigste Handelspar­tner Bayerns. Der Freistaat exportiert­e im vergangene­n Jahr Waren im Wert von rund 21,5 Milliarden Euro in die USA. Das entspricht 11,2 Prozent des gesamten bayerische­n Exportvolu­mens. Den größten Anteil machten dabei Fahrzeuge, Autoteile sowie Maschinen aus. Aluminium wurde im Wert von 29 Millionen Euro aus Bayern in die USA geliefert, Stahlprodu­kte im Wert von 21 Millionen Euro. Die Strafzölle treffen also nur insgesamt 0,1 Prozent der bayerische­n Exporte. Trotzdem warnt vbw-Geschäftsf­ührer Bertram Brossardt davor, dass durch immer neue Gegenmaßna­hmen auch andere Branchen mitgerisse­n werden könnten: „Setzt ein Dominoeffe­kt ein, kann das gesamte System des freien Welthandel­s in Frage gestellt werden.“

Auch IHK-Expertin Lovell fürchtet, dass „sich die Spirale immer weiter dreht“und die bayerische Wirtschaft dadurch Schaden nehmen könnte. Sie will aber nicht darüber spekuliere­n, was nach Trumps Fristende am 23. März passiert. „Es wäre zu hoffen, dass die EU alles daran setzt, Ausnahmere­gelungen zu erwirken“, betont die Expertin und fügt hinzu: „Strafzölle haben immer Verlierer auf beiden Seiten.“

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