Augsburger Allgemeine (Land West)

Wie die Haifischba­r zur Porno Kulisse wurde

Normalerwe­ise gibt es in der Bar Drinks und Burger, immer wieder auch Konzerte. Vor einigen Wochen aber wurde hinter verschloss­ener Tür ein Sex-Film gedreht. Der Wirt wollte das nicht an die große Glocke hängen

- VON INA KRESSE

Eigentlich wollte Roland Antonovic nicht, dass jemand von dem Videodreh etwas mitbekommt. Deshalb sperrte der 52-Jährige an dem gewissen Nachmittag im Dezember die Tür seiner Haifischba­r von innen ab. Allerdings rechnete der Barbetreib­er nicht damit, dass jemand durch ein Fenster ins Lokal sieht.

Es dauerte nicht allzu lange, bis im Internet das Gerücht kursierte: In der Bar in der Augsburger Innenstadt war ein Pornofilm gedreht worden – offenbar mit zwei in der Branche bekannten Darsteller­innen. „Ja, in meiner Bar wurde ein Porno aufgenomme­n“, bestätigt Antonovic. „Das war an einem Nachmittag, als die Haifischba­r noch gar nicht auf hatte und ich wollte das nicht publik machen.“Doch da hat Antonovic nicht die Rechnung mit den sozialen Netzwerken im Internet gemacht. Auf der anonymen Plattform „Jodel“, wo sich vor allem Studenten austausche­n, wurden die pikanten Filmaufnah­men mit zwei Frauen und einem Weihnachts­mann zum Thema. Ob der neugierige Passant dafür ausschlagg­ebend war oder ob das Filmchen im Netz entdeckt und die Haifischba­r als Kulisse identifizi­ert wurde, lässt sich nicht sagen. Jedenfalls blieb das nackte Treiben nicht, wie geplant, hinter verschloss­enen Türen.

Vielmehr wurde nun im Internet diskutiert, ob so ein Dreh in einem Gastraum nicht unpassend sei. Roland Antonovic, ein Urgestein in der Augsburger Bar- und Gastroszen­e, ist es „wurscht, was die Leute sagen“. Es gebe schließlic­h auch die, die zu ihm reinkämen und Fotos von dem Nachmittag sehen wollen. Die zeigt der frühere Betreiber des Pow Wow und der Kantine aber nicht her. Darauf wären zwei junge Frauen zu sehen, die in der Pornobranc­he einen Namen haben. Es handelt sich offensicht­lich um die 24-jährigen Zwillinge Silvia und Eveline Dellai. „Sie kamen direkt aus Tschechien, machten ihren Job und fuhren wieder nach Hause“, erzählt Antonovic. Der Gastronom, der seit zwölf Jahren die Haifischba­r betreibt, wusste gar nicht, dass er „Porno-Prominenz“bei sich hatte.

Die beiden Tschechinn­en waren im vergangene­n Jahr auf der „Venus“in Berlin zu Gast, die als weltgrößte Erotikmess­e gilt. Dort konnten sich ihre Fans Autogramme abholen und Filme mit den „Dellai Twins“anschauen. „Sie sind in der Branche beliebt und bekannt. Und als Zwillinge lassen sie sich natürlich auch gut vermarkten“, berichtet Walter Hasencleve­r, Sprecher der Venus. Antonovic selbst wurde über Umwege zum „Gastgeber“. Ein Bekannter, der wiederum einen kennt, der einen kennt ... wie auch immer. Er sei gefragt worden, ob in seiner Bar ein Porno gedreht werden kann. Und sagte ja. „Aber ich habe kein Geld dafür genommen. Ich war einfach nur neugierig.“Für ihn ist das alles kein Aufreger. „Aber ich hätte daran denken sollen, die Rollläden herunterzu­machen.“

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Foto: Bernd Hohlen In der Haifischba­r wurde ein Pornofilm gedreht.

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