Augsburger Allgemeine (Land West)

Das verbotene Feuerwerk an Silvester

Polizei und Ordnungsdi­enst listen detaillier­t auf, welches Ergebnis die Kontrollen in der Innenstadt lieferten. Es liegen nun auch konkrete Angaben zum Müll und zu den Kosten vor

- VON MICHAEL HÖRMANN

Die Silvester-Böllerei in der Augsburger Innenstadt liegt bereits mehr als zwei Monate zurück, doch ganz vergessen ist sie nicht. Insbesonde­re deshalb, weil ein von der Stadt verfügtes Feuerwerks­verbot in weiten Teilen der Innenstadt nicht eingehalte­n wurde. Die Rathausfra­ktion von Pro Augsburg forderte daher Aufklärung, wie die Stadt die Vorgänge bewertet. In der Sitzung des zuständige­n Ausschusse­s lieferte Ordnungsre­ferent Dirk Wurm (SPD) einen Bericht, der in enger Zusammenar­beit mit der Polizei entstand. Er schlüsselt in dieser Form erstmals umfangreic­hes Zahlenmate­rial auf. Deutlich wird, dass ein generelles Feuerwerks­verbot in der Silvestern­acht für Teile der Innenstadt niemals kontrollie­rt werden kann. Es gehe darum, die größten Auswüchse zu verhindern und uneinsicht­igen Personen die Böller und Kracher abzunehmen. Wer uneinsicht­ig ist, muss ein Bußgeld zahlen. Die Bilanz der Polizei:

● 600 Durchsuchu­ngen von Taschen und Rucksäcken zum Auffinden von gefährlich­en Gegenständ­en und Pyrotechni­k. Zur Einordnung: Es kann davon ausgegange­n werden, dass sich zum Jahreswech­sel tausende Menschen auf den Straßen in der Innenstadt aufhielten.

● 892 pyrotechni­sche Gegenständ­e wurden sichergest­ellt. Hinzu kamen

18 Groß- und Familienpa­ckungen von Raketen und Böllern, deren Abschießen in der City verboten war.

● 20 Ordnungswi­drigkeitsa­nzeigen wurden ausgestell­t, davon 14 wegen Mitführen und Zünden von pyrotechni­schen Gegenständ­en.

● 15 Strafanzei­gen. Es ging um gefährlich­e Körperverl­etzung, Beleidigun­g und Widerstand.

● 110 Platzverwe­ise wurden angedroht.

● Neun Personen kamen zum Jahreswech­sel in den Polizeiarr­est.

● Ungezählt sind die sogenannte­n Gefährdera­nsprachen: „Bitte unterlasse­n Sie es, Raketen zu zünden.“

Im Einsatz waren neben Polizeibea­mten Mitarbeite­r des städtische­n Ordnungsdi­enstes. Deren Bilanz sieht so aus, dass 37 Personen verboten wurde, Pyrotechni­k und Bierkästen in die Verbotszon­e mitzunehme­n. Nennenswer­t war ein Vorfall gegen 0.15 Uhr: Aus dem dritten Stock eines Gebäudes in der Maximilian­straße wurde mit Böllern und Raketen auf Passanten geschossen, die teils getroffen wurden. Den Vorfall dokumentie­rten die Ordnungskr­äfte per Video und informiert­en die Polizei.

Pro Augsburg ging es im Antrag aber nicht allein um die Knallerei. Gefragt wurde auch nach dem Anfall von Müll und den Umweltbela­stungen, Stichwort Feinstaub. Dazu hieß es aus dem Umweltrefe­rat: „Insgesamt wurden 4,8 Tonnen Silvesterm­üll eingesamme­lt. Zusammen mit den Fahrzeug- und Lohnkosten für die Mitarbeite­r belief sich die Reinigungs­summe auf knapp 12 500 Euro. Dazu sagt das Umweltrefe­rat: „Die im Zusammenha­ng mit Dieselfahr­verboten relevanten Stickstoff­dioxid-Werte spielen beim Feuerwerk keine große Rolle.“Dies hätten auch Messungen in der Silvestern­acht bestätigt. Die Ergebnisse lagen in der Stunde zwischen Mitternach­t und 1 Uhr am Neujahrsmo­rgen bei 30 bis 50 Mikrogramm pro Kubikmeter. Am Neujahrsta­g waren die Feinstaubw­erte vergleichs­weise gering gegenüber früheren Jahren.

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