Augsburger Allgemeine (Land West)

Es war einmal das Internet

- Wolfgang Schütz

Wer heute sieht, wie bestimmend es für das Leben in Wirtschaft, Politik und Alltag geworden ist, der kann sich vielleicht noch erinnern, wie das alles ohne das Internet war – aber sich vorstellen, dass und wie das Leben irgendwann wieder völlig unvernetzt sein wird?

„Hendrikas Ehemann hatte also für Google Inc. gearbeitet. Nach und nach erfuhr ich, dass er den Jobverlust durch die Stilllegun­g des Internet nicht verkraftet hatte. Er war immer öfter tagelang nicht nach Hause gekommen, hatte angefangen, am Hafen zu trinken…“Da stand es: Stilllegun­g des Internet! Und falls Sie sich schon mal gefragt haben, welches Bild von uns und unserer Zeit bleibt, wer sieht, was davon auf den großen Servern gespeicher­t liegt – auch das steht hier.

„Serverland“heißt der Debütroman von Josefine Rieks (Jahrgang ’88). Er ist stark wegen des Szenarios, wegen der Atmosphäre. Nichts Über-Dramatisch­es, Post-Apokalypti­sches, Hyper-Futuristis­ches schildert Rieks. Wie mit der Taschenlam­pe tasten wir uns in unsere Welt minus Internet, das wegen all seiner Schattense­iten durch ein internatio­nales Referendum stillgeleg­t wurde. Es geht um Reiner, der damit zu Schrott gewordene Notebooks und Computersp­iele sammelt. Es geht um das, was ohne Netz fehlt, und das, was wieder wichtiger wird (Post! Gedruckte Zeitung!). Und darum, dass aus den alten Servern lesbar wird, was das Internet einst war und werden sollte: ein Freiheitsr­aum.

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Anja Kampmann: Wie hoch die Wasser steigen Hanser, 352 S., 23 ¤
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Josefine Rieks: Serverland Hanser, 176 S., 18 ¤

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