Augsburger Allgemeine (Land West)

Dieser Stuckrad-Barre wieder…

- Wolfgang Schütz

Es beginnt fulminant. Sofort ist wieder klar, warum dieser Typ mal der deutsche Wunderknab­e des Journalism­us und der Pop-Literatur war, samt Bestseller wie „Soloalbum“und einer eigenen Fernsehsho­w. Hatte man ja durchaus vergessen können bei dem, was vor allem auch einer über Benjamin von StuckradBa­rre preisgegeb­en hat: er selbst. Magersucht, Kokainabhä­ngigkeit, Depression­en, Überschuld­ung … – alles drin im autobiogra­fischen Roman „Panikherz“. Seinem Bruder und Udo Lindenberg ist es demnach zu verdanken, dass „Stuckiman“mit 42 überhaupt noch lebt.

Jetzt aber: „Remix 3“, nach 1999 und 2004 der dritte Band mit über die Jahre gesammelte­n Kurztexten. Und der beginnt eben gleich mal damit, dass Stuckrad-Barre mit Boris Becker (den er verehrt) und Familie in dessen Wohnzimmer in Wimbledon sitzt und 25 Jahre danach (also 2010) das legendäre Finale dort gegen Kevin Curren noch mal anschaut (Lilly hat keine Ahnung von all dem). Es geht weiter damit, dass Stuckrad-Barre beim Fernsehpfa­rrer Jürgen Fliege (den er verachtet) übernachte­t. So fulminant bleibt es nicht durchweg. Vor allem, weil er außer über Promis wie Dietl, von Schirach und Madonna wieder viel über sich selbst schreibt. Der Buchtitel ließ es ja schon erahnen: „Ich glaub, mir geht’s nicht so gut, ich muss mich mal irgendwo hinlegen.“Schade. Denn Stuckiman ist am besten, wenn man gar nicht mehr weiß, ob das nun Journalism­us oder Literatur ist.

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