Augsburger Allgemeine (Land West)

Was für ein phänomenal irres Buch

- Wolfgang Schütz

Leider muss diese Buchbespre­chung scheitern. Der Inhalt dieses Werkes ist schlicht nicht wiederzuge­ben. Aber, na ja, war vielleicht abzusehen, dass es nach den schon verschrobe­n genialisch­en Romanen wie „Indigo“und „Die Stunde zwischen Frau und Gitarre“mit dem österreich­ischen Jungstar Clemens J. Setz mal so weit kommen würde.

Gescheiter­t ist auch der Versuch von Angelika Klammer, mit dem 35-Jährigen ein Interviewb­uch zu machen wie zuvor mit der Literaturn­obelpreist­rägerin Herta Müller. Mit Setz kam nichts Verwertbar­es heraus. Stattdesse­n nun: „Bot – Gespräch ohne Autor“. Bot kurz für Robot, wie die automatisi­erten Profile im Internet. Heißt: Sie hat die Fragen stattdesse­n an das digitale Tagebuch des Autors gerichtet. Sie fragt: „Möchten Sie manchmal die Zeit anhalten?“Die Textsuche findet eine Stelle mit passenden Wörtern. Die Antwort also: Ein Nachdenken darüber, wie anders die Welt vor der Erfindung der Zeitlupe gewesen sein mag. Irre? Jawohl! Und phänomenal. Auch, weil so immer wieder aberwitzig­es Assoziatio­ns-Dada entsteht. Aber vor allem, weil Clemens Setz einfach tollstes Zeug denkt, aus Zeitungen sammelt, auf Reisen notiert. Etwa über die Goldene Qualle, die ein Kleid aus Algen trägt und sich allein von deren Photosynth­ese ernährt. Über blinde Flecken im Gesichtsfe­ld. Über den kürzesten Science-Fiction-Roman der Welt. Über die Landschaft hinter der Mona Lisa. Na ja, und so viel mehr eben.

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Benjamin von Stuckrad Barre: Ich glaub, mir geht’s nicht so gut, ich muss mich mal irgend wo hinlegen Kiepenheue­r & Witsch, 320 S., 20 ¤
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Clemens J. Setz: Bot – Gespräch ohne Autor Suhrkamp, 166 S., 20 ¤

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