Augsburger Allgemeine (Land West)

Musste so etwas wie der Mensch nicht kommen?

- Wolfgang Schütz

Konvergenz – klingt komplizier­t. Ist aber entscheide­nd, wenn es um eine der großen Fragen geht: Ist es Zufall, dass die Evolution den Menschen hervorgebr­acht hat? Die Antwort kann nämlich auch „Nein“lauten, wenn man nicht an eine göttliche Schöpfung glaubt. Wie?

Das erklärt Jonathan B. Losos, Evolutions-Professor aus Harvard, in „Glücksfall Mensch“sehr anschaulic­h (und schildert die abenteuerl­iche Forschungs­geschichte). Konvergenz besagt, dass Tierarten in den Weiten der Welt unabhängig voneinande­r gleiche Entwicklun­gsschritte nehmen, obwohl sie gar nicht verwandt sind. Als bediente sich das Leben in der Anpassung an die Umstände aus einem begrenzten Instrument­arium und schlüge unweigerli­ch bestimmte Wege ein. Wenn also der Meteorit nicht einst auf die Erde gekracht wäre, die Saurier ausgelösch­t und dem Menschen so den Weg frei gemacht hätte (1) – oder unsere Vorfahren gleich mit vernichtet hätte (2): Wäre nicht aus einem schon fast aufrecht gehenden Saurier mit starkem Hirnwachst­um (1) oder sonst eben aus einer Froschart (2) intelligen­tes Leben geworden, wie es nun der Mensch ist? Es gibt Indizien und prominente Fürspreche­r. Losos ist keiner. Nach ihm sind wir wie das Schnabelti­er eine Kuriosität der Evolution. Ein „Glücksfall“, der, entstünde alles noch einmal neu, allerhöchs­twahrschei­nlich nie wieder entstünde. Wer Richtung und Ziel aus der Entwicklun­g herauslese­n will, der legt sie selbst hinein.

 ??  ?? Emanuele Coccia: Die Wurzeln der Welt Aus dem Französisc­hen von Elsbeth Ranke, Hanser, 192 S., 20 ¤
Emanuele Coccia: Die Wurzeln der Welt Aus dem Französisc­hen von Elsbeth Ranke, Hanser, 192 S., 20 ¤
 ??  ?? Jonathan B. Losos: Glücksfall Mensch Aus dem Englischen von Sigrid Schmid und Renate Weitbrecht, Hanser, 384 S., 26 ¤
Jonathan B. Losos: Glücksfall Mensch Aus dem Englischen von Sigrid Schmid und Renate Weitbrecht, Hanser, 384 S., 26 ¤

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