Augsburger Allgemeine (Land West)
Musste so etwas wie der Mensch nicht kommen?
Konvergenz – klingt kompliziert. Ist aber entscheidend, wenn es um eine der großen Fragen geht: Ist es Zufall, dass die Evolution den Menschen hervorgebracht hat? Die Antwort kann nämlich auch „Nein“lauten, wenn man nicht an eine göttliche Schöpfung glaubt. Wie?
Das erklärt Jonathan B. Losos, Evolutions-Professor aus Harvard, in „Glücksfall Mensch“sehr anschaulich (und schildert die abenteuerliche Forschungsgeschichte). Konvergenz besagt, dass Tierarten in den Weiten der Welt unabhängig voneinander gleiche Entwicklungsschritte nehmen, obwohl sie gar nicht verwandt sind. Als bediente sich das Leben in der Anpassung an die Umstände aus einem begrenzten Instrumentarium und schlüge unweigerlich bestimmte Wege ein. Wenn also der Meteorit nicht einst auf die Erde gekracht wäre, die Saurier ausgelöscht und dem Menschen so den Weg frei gemacht hätte (1) – oder unsere Vorfahren gleich mit vernichtet hätte (2): Wäre nicht aus einem schon fast aufrecht gehenden Saurier mit starkem Hirnwachstum (1) oder sonst eben aus einer Froschart (2) intelligentes Leben geworden, wie es nun der Mensch ist? Es gibt Indizien und prominente Fürsprecher. Losos ist keiner. Nach ihm sind wir wie das Schnabeltier eine Kuriosität der Evolution. Ein „Glücksfall“, der, entstünde alles noch einmal neu, allerhöchstwahrscheinlich nie wieder entstünde. Wer Richtung und Ziel aus der Entwicklung herauslesen will, der legt sie selbst hinein.