Augsburger Allgemeine (Land West)

Mondlicht mit magischer Wirkung

- Birgit Müller-Bardorff

Einmal im Jahr müssen die Bewohner einer Stadt das jüngste Kind im Wald aussetzen. Sie tun dies in dem Glauben, eine Opfergabe an die böse Hexe zu leisten, die ihre Stadt dafür vor Unheil verschont. Doch Xan, diese angeblich böse Hexe, weiß davon nichts. Jahr für Jahr rettet sie das Baby, füttert es mit Sternenlic­ht und bringt es in die Städte hinter dem Wald zu Familien, die sich der Kinder annehmen. In einem Jahr füttert sie das Baby jedoch aus Versehen mit Mondlicht und magifizier­t es dadurch. Weil niemand mit dieser Magie umgehen kann, nimmt sie das Mädchen, das sie Luna nennt, bei sich auf. Jahre später drängt es Luna zu ihren Wurzeln und damit ist es auch an der Zeit, den Fluch, der über der unglücklic­hen Stadt liegt, zu durchbrech­en.

Dramaturgi­sch sehr raffiniert entwickelt die amerikanis­che Autorin Kelly Barnhill in ihrem Roman „Das Mädchen, das den Mond trank“eine märchenhaf­te Handlung in verschiede­nen Erzählsträ­ngen und Zeitebenen. Wunderbare Wesen wie ein dichtendes sechsarmig­es Sumpfmonst­er oder ein wahrhaft winziger Drache bevölkern eine fantastisc­he Welt voller Magie in ihrer freundlich­en, aber auch in ihrer schrecklic­hen Ausprägung.

Dabei erzählt Kelly Barnhill ebenso spannend wie poetisch von Liebe, Mut, Vertrauen, Manipulati­on und unendliche­r Traurigkei­t. Allerdings erfordert dieses komplexe, in Teilen sehr philosophi­sch angelegte Buch einiges an Leseerfahr­ung.

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