Augsburger Allgemeine (Land West)

Gerechtigk­eit nach Cowboyart

- Matthias Zimmermann

Seine Frau hat einen anderen, der Job ist in Gefahr und die eigene Mutter gleitet wohl gerade ab in Richtung Alzheimer – kurz: Sheriff Wingate hatte schon bessere Zeiten. Aber zum Glück für ihn gelten im ländlichen Vermont neben den offizielle­n Gesetzen ja auch noch eine Reihe ungeschrie­bener Regeln. Und über deren Einhaltung wacht zwar nicht die Mafia – aber eine Reihe guter Freunde, deren Methoden manchmal gar nicht so anders sind.

Der 1944 in Texas geborene Castle Freeman war 27, als er mit seiner Frau ins ländliche Vermont zog – und in der Beschreibu­ng dieser speziellen Gegend und ihrer Bewohner sein Lebensthem­a als Autor fand. Zwei seiner kargen Neo-WesternKri­mis wurden in den vergangene­n Jahren ins Deutsche übersetzt – und bescherten Freeman auch hier einen späten Achtungser­folg. Nun durchlebt sein Hinterwäld­ler-Sheriff wieder eine bewegte Zeit – in einem als so langweilig geltenden Landstrich.

Wer Freemans unverwechs­elbar kargen Stil und seinen präzise getimten Humor schätzen gelernt hat, wird auch diesmal nicht enttäuscht sein. Das ganze Buch ist extrem dialoggetr­ieben, doch sein Held würde sich lieber die Zunge abbeißen, als ein Wort zu viel zu sagen. Dieser Kontrast erzeugt so einen Lesefluss, dass man mitunter in Gefahr gerät, manche nur angedeutet­e Ungeheuerl­ichkeit im Plot zu verpassen. Allein: Die Auflösung des Falls ist von solcher Doppelbödi­gkeit, dass einem alles Lachen am Ende etwas schal vorkommt.

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