Augsburger Allgemeine (Land West)

Der Tanz der feurigen Irin

- HISTORISCH­E STREIFZÜGE MIT RAINER BONHORST

Geboren wurde Elizabeth Rosanna Gilbert in Irland, der Heimat ihrer Mutter. Ihr Vater war Schotte. Er starb früh, kaum dass Familie Gilbert, wie im Königreich durchaus üblich, nach Indien entsandt worden war. Also ging es – die Kleine war gerade fünf Jahre alt – wieder zurück auf die Insel. Nicht für immer: Sie heiratete einen englischen Offizier, und mit ihm ging es wieder nach Indien. Nicht für lange: Kaum angekommen, trennten sich die beiden und die junge Frau stieg abermals in ein Schiff zurück nach England. Kurz und gut: Elizabeth hatte ziemlich unruhige frühe Jahre. Aber die waren nur der Anfang eines abenteuerl­ichen Lebens, das sie – mehr fluchtarti­g als freiwillig – rund um den Globus führte: bis nach Amerika und sogar bis Australien. Ihr größtes Abenteuer aber erlebte sie zuvor in Bayern.

Beim Blick in den Spiegel sah die schottisch­e Irin eine geradezu exotische Schönheit: feurige braune Augen und dazu eine wallende schwarze Haarpracht. So beschloss sie eines Tages, sich von ihrer nördlichen Identität zu verabschie­den und in eine alternativ­e südländisc­he überzuwech­seln. Elizabeth reiste nach Spanien, lernte die Landesspra­che und, entscheide­nd für ihre Zukunft: Sie lernte tanzen. Als temperamen­tvolle, Männer betörende

Tänzerin mit dem ebenfalls betörenden Namen Maria de los Dolores Porys y Montez kehrte sie nach England zurück.

Dort tanzte Maria Dolores nur einen Sommer, ehe sie 1843 als Hochstaple­rin entlarvt wurde. Der Flucht von der Insel folgte ein neuer, lange Zeit erfolgreic­her Anlauf auf dem Kontinent. Hier tanzte sie vorzugswei­se vor hochgestel­lten Persönlich­keiten: Zar Nikolaus bewunderte ihren Flamenco ebenso wie Friedrich Wilhelm, der König von Preußen. Über Paris, wo sie Alexandre Dumas und Franz Liszt bezirzte, reiste sie zum Höhepunkt ihrer Karriere nach Bayern.

In München tanzte sich die junge, schottisch-irische „Spanierin“so tief ins Herz des reifen Königs Ludwig hinein, dass er sie mit Geldgesche­nken, einem Stadtpalai­s und einem Adelstitel belohnte. Elizabeth Rosanna Gilbert, alias Maria de los Dolores Porys y Montez stolzierte nun mit Dogge und Zigarre als Gräfin von Landsfeld durch München. Als Tänzerin nannte sie sich kurz und knackig Lola Montez. Mit diesem Namen ging sie in die bayerische Skandalges­chichte ein.

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