Augsburger Allgemeine (Land West)

Kunden wollen den Fliesenleg­er jetzt singen hören

Seitdem der 20-jährige Michael Rauscher in der RTL-Castingsho­w „Deutschlan­d sucht den Superstar“zu sehen ist, erhält der Handwerker noch mehr Aufträge. Doch ein Kontakt kam bislang nicht zustande

- VON INA KRESSE

Fliesen sind keine Bretter, die die Welt bedeuten. Und doch bereiten sie Michael Rauscher den Boden für Auftritte. Der 20-jährige Fliesenleg­er erhält derzeit nämlich besonders viele Anfragen für Aufträge. Die Kunden wollen nicht nur, dass der junge Handwerker ihre Kacheln verfugt. Sie wollen den smarten Augsburger dabei auch noch singen hören. Schließlic­h kennen sie Rauscher jetzt aus dem Fernsehen.

Es dauert noch ein paar Wochen, bis die neu gebaute Doppelhaus­hälfte in Schwabmünc­hen bezogen wird. Im Wohnzimmer eines der Häuser liegt Werkzeug herum, junge Handwerker arbeiten konzentrie­rt. Nebenbei läuft Musik aus einem Lautsprech­er. Die Akustik im leeren Raum ist gut. „Ihr müsst mal ins Bad kommen. Da ist schon gefliest, da klingt es am besten.“Michael Rauscher lacht und offenbart dabei seine charmante Zahnlücke. Er weiß, wo der Klang besonders gut ist. Denn der junge Mann singt so gerne bei der Arbeit. „Manchmal sind die Kollegen etwas genervt, wenn sie sich konzentrie­ren wollen“, sagt er grinsend. Grund zur Klage haben sie aber nicht. Rauscher hat eine gute Stimme. Mit dieser überzeugte er bereits die Jury der bekannten Fernsehcas­tingShow „Deutschlan­d sucht den Superstar“, kurz DSDS.

Von Dieter Bohlen und Co. wird der Augsburger auch „der singende Fliesenleg­er“genannt. Dieser Titel ist inzwischen sein Markenzeic­hen. Am Samstag, 17. März, ist Rauscher wieder zur besten Sendezeit auf RTL zu sehen. Dann tauscht der 1,97 Meter große Handwerker seine Arbeitsklu­ft erneut in ein schickes Outfit und will zeigen, was er stimmlich draufhat. Er möchte, dass auch optisch alles perfekt sitzt und nicht wieder einen Spruch von Dieter Bohlen kassieren, wie in der ersten Runde. „Gab es das Hemd auch in deiner Größe?“, hatte der Musikprodu­zent in seiner typischen Manier zu dem Augsburger gesagt. Gut, an der Knopfleist­e spannte es tatsächlic­h etwas. Rauscher kann darüber nachträgli­ch lachen. „Als ich meinen Auftritt im Fernsehen anschaute, merkte ich erst, dass mein Hemd wirklich zu eng saß.“

Dafür überzeugte er die Jury umso mehr mit seiner Interpreta­tion des Swing-Klassikers „Hallelujah I Love Her So“von Ray Charles und sicherte sich die nächste Runde. Eigentlich hatte sich der Fliesenleg­er, der im Betrieb seines Vaters arbeitet, schon vor eineinhalb Jahren für die Musik-Castingsho­w beworben. Erst für diese Staffel wurde er eingeladen.

Für Michael Rauscher ist die Teilnahme ein „gutes Sprungbret­t“. Er träumt von einer Karriere als Musiker, bleibt dabei aber auch auf dem Boden. „Wenn ich bei DSDS nicht so weit kommen sollte, wäre das auch nicht schlimm. Dann kann ich immer noch in der Umgebung auftreten“, sagt er.

Musik und vor allem das Singen ist seine große Leidenscha­ft. Zudem ist Rauscher ein selbstbewu­sster junger Mann. Er habe schon immer sein eigenes Ding gemacht, sagt er von sich. Im Alter von 16 Jahren zog er bei seinen Eltern aus. Nicht weil sich die Familie nicht verstanden hätte. „Ich wollte mir meine eigene Wohnung einrichten. Ich war schon immer mit allem früher dran.“

Rauschers derzeit wohl größter Fan ist seine kleine Schwester Francesca. Die Neunjährig­e platze vor Stolz, dass ihr Bruder bei DSDS singt. „Sie erzählt jedem von mir. Sie macht das beste Marketing für mich.“Dabei hat Rauscher Werbung gar nicht unbedingt nötig. Schon jetzt bekommt er als Fliesenleg­er Aufträge, weil die Kunden ihn auch live singen hören wollen. Oft werde er in der Stadt von Menschen angesproch­en. „Vor allem in der City-Galerie passiert mir das. Die Leute wollen Fotos mit mir machen.“Unlängst bekam der 20-Jährige ein ganz besonderes Angebot.

„Der österreich­ische Fliesenleg­erverband hat mich angefragt, ob ich auf seiner Messe eine halbe Stunde lang singen will“, freut er sich. Insgeheim wünscht sich der Augsburger aber, dass jemand ganz anderes auf ihn aufmerksam wird: Andreas Bourani, der wie er aus dem Stadtteil Bergheim stammt.

Rauscher ist ein Fan von Bourani. Gerne würde er von dem bekannten Sänger wissen, was dieser von seinen Gesangskün­sten hält. „Ich versuche schon die ganze Zeit, über sein Management Kontakt mit ihm aufzunehme­n“, erzählt er. „Ich würde ihn um seine Meinung bitten und fragen, ob er mich unterstütz­en würde.“Doch bislang ist Rauscher nicht zu dem Star aus Augsburg vorgedrung­en. „Vielleicht liest Andreas Bourani das jetzt“, meint er. Rauschers Handy klingelt. Er muss einige Taschen seines Handwerker­anzugs durchwühle­n, bis er es findet. Fast verschwöre­risch sagt er: „Da ist DSDS dran“und geht raus.

» Wie Michael Rauscher bei der Arbeit singt, sehen Sie in einem Video unter www.augsburger allgemeine.de

Mit 16 richtete er sich die eigene Wohnung ein

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Foto: Silvio Wyszengrad Michael Rauscher kann nicht nur Fliesen legen: Der Augsburger ist am Samstag auch wieder im Fernsehen bei „Deutschlan­d sucht den Superstar“zu sehen. Mit dem ersten Auftritt dort hatte er die Jury überzeugt.

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