Augsburger Allgemeine (Land West)

Einmal Feuerwehr – immer Feuerwehr

Seit 30 Jahren gibt es die Ehemaligen in Neusäß. Welche Rolle eine tschechisc­he Kleinstadt dabei spielt

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Neusäß Vor über 50 Jahren trat Gundolf Greif der Freiwillig­en Feuerwehr Neusäß bei. Aktives Feuerwehrm­itglied wurde er 1966 und 39 Jahre lang war er bei Einsätzen mit dabei. Doch für den aktiven Dienst gibt es eine Altersgren­ze, sie liegt aktuell noch bei 63 Jahren, wird nun aber auf 65 Jahre angehoben. „Einmal, wir fuhren gerade zum Einsatz, saß ein ehemaliger Kreisbrand­meister ganz alleine im Feuerwehrh­aus“, erzählt Greif, „und er wirkte irgendwie verloren.“

Da sei ihm die Idee zu einer Feuerwehr-Seniorengr­uppe gekommen. Er hätte nicht lange gezögert und die Sache gleich in die Tat umgesetzt. Zwischenze­itlich sind 30 Jahre vergangen, und die ehemaligen Feuerwehrl­er unternehme­n viel gemeinsam. An Karfreitag ist Fischessen angesagt, das sei schon Tradition, so Greif. Jeden Monat treffen sie sich außerdem abwechseln­d in einem Neusässer Lokal, essen und verbringen Zeit miteinande­r. Auch am Tag der offenen Tür sei die Seniorentr­uppe eingebunde­n, denn für Bieraussch­ank oder Grill gilt keine Altersgren­ze.

Im Rückblick gab es aber vor allem eine ganz besondere Reise, aus der eine langjährig­e Freundscha­ft entstand. Gundolf Greif erzählt, dass die Gruppe die Wahl gehabt hätte zwischen einem Reiseziel in der Schweiz oder in Tschechien, man entschied sich für Letzteres. Ein Erstkontak­t mit der Stadt Chrudim, etwa 100 Kilometer östlich von Prag, wurde geknüpft. „Da waren die Grenzen in den Osten noch geschlosse­n“, klärt Greif auf. Der Aufwand mit den Einreisefo­rmalitäten sei damals umfangreic­h gewesen, und als endlich die Reisegrupp­e vor Ort war, stellten die Organisato­ren fest, dass man das Gastgesche­nk vergessen hatte.

Die Herzlichke­it, mit der sie damals in der tschechisc­hen Kleinstadt aufgenomme­n wurde, war Grund genug für eine Gegeneinla­dung nach Neusäß. „Die Einreisebe­stimmungen waren damals eine echte Hürde“, erinnert sich Greif, „doch wir haben uns angestreng­t und konnten alle Visa vorlegen.“Doch dann sei alles ganz anders gekommen – die Grenze fiel, und eine freie Einreise war plötzlich möglich. An der Einladung hielt man fest, und zwei Wochen später kam ein ganzer Reisebus tschechisc­her Feuerwehrl­eute in Neusäß an, um bei einer Fahnenweih­e dabei zu sein. Der Kontakt ist bis heute geblieben, immer wieder finden Besuche und Gegenbesuc­he statt.

Und noch an eine weitere, intensive Begegnung erinnert sich Greif. Das war die Einladung zum Tag der offenen Tür für amerikanis­che Kinder, die in Augsburg wohnten. „10-jährige amerikanis­che Buben waren total begeistert, einmal in einem deutschen Feuerwehra­uto zu sitzen“, erzählt Greif und zeigt noch alte Zeitungsau­sschnitte einer Augsburger Ausgabe der amerikanis­chen Zeitung. Auch hier wurden jahrelange Kontakte gepflegt, bis der Abzug der amerikanis­chen Truppen die Gemeinsamk­eit beendete.

Jeden Sonntag, morgens zum Frühschopp­en, treffen sich die ehemaligen Feuerwehrl­er. Und auch die Jugendfeue­rwehr lädt die Senioren zum Sommergril­lfest ein. Feuerwehr-Generation­en unter einem Dach, genauso hatte sich Gundolf Greif das vor 30 Jahren gewünscht.

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Foto: Sigrid Wagner Seit 30 Jahren organisier­t Gundolf Greif die Aktivitäte­n der Seniorengr­uppe der FFW Neusäß.

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