Augsburger Allgemeine (Land West)

„Wir müssen Widerstand leisten“

In Augsburg sprechen die bayerische­n Bischöfe über den Umgang mit Populismus. Für den Bamberger Erzbischof Schick ist klar: Die Kirche muss Position beziehen. Etwa gegenüber der AfD

- Der neue Gesundheit­sminister Jens Spahn von der CDU hat kürzlich gesagt: „Niemand müsste in Deutschlan­d hungern, wenn es die Tafeln nicht gäbe“, mit Hartz IV habe „jeder das, was er zum Leben braucht“. Interview: Daniel Wirsching

Schick: Solche Kommentare haben mich getroffen. Aber zu meinem Einsatz für Minderheit­en, für Gleichheit, „Einigkeit und Recht und Freiheit“in Deutschlan­d habe ich mehr positive Unterstütz­ung als solche unappetitl­ichen und inakzeptab­len Kommentare erhalten. Das ist auch ein gutes Zeichen für unsere Gesellscha­ft. Mich haben diese Kommentare eher darin bestärkt, noch mehr Widerstand gegen alles, was unsere christlich geprägte Zivilisati­on angreift, zu leisten.

Was müssen CDU/CSU und SPD nun tun, um einem Erstarken der politische­n Ränder entgegenzu­wirken?

Schick: Der Koalitions­vertrag bekennt sich klar zu unserem jüdischchr­istlichen Werteverst­ändnis als Grundlage unseres Zusammenle­bens. Das freut mich und lässt hoffen. Dies muss nun aber in der Politik der Großen Koalition in allen Einzelents­cheidungen sichtbar werden. Schick: Diese Äußerung ist von der Wirklichke­it nicht gedeckt und unüberlegt. Hartz IV reicht gerade zum Überleben. Wenn dann zum Beispiel die Waschmasch­ine in einem Hartz-IV-Haushalt kaputtgeht, reicht es schon nicht mehr; von der Rente ganz zu schweigen. Das Grundprobl­em ist doch, dass wir zu viele Menschen in Deutschlan­d haben, die auf Hartz IV und auf Tafeln angewiesen sind. Das muss geändert werden.

Wie genau meinen Sie das?

Schick: Ich erhoffe mir von der Großen Koalition jetzt ganz konkrete Schritte, zum Beispiel eine weitere Erhöhung der Hartz-IV-Sätze; diese steigen nicht entspreche­nd der Lebenshalt­ungskosten. Es muss auch mehr Hilfen geben, um aus Hartz IV herauszuko­mmen.

Und dies wäre eine Politik gegen populistis­che Auswüchse?

Schick: Auch! Es ist aber mehr gefordert. Gerade wir als katholisch­e Kirche müssen Populisten in die Schranken weisen, müssen Widerstand leisten. Als Kirche müssen wir für die Menschenwü­rde, Menschenre­chte und für die Wahrheit über Gott und Mensch einstehen und eine entspreche­nde Politik fordern. Wir werden hier nicht schweigen.

OLudwig Schick ist seit 2002 Bamber ger Erzbischof. Er wurde 1949 in Mar burg geboren, 1975 zum Priester geweiht.

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