Augsburger Allgemeine (Land West)
Unbekannte haben es auf Bienen abgesehen
Rund 350 Euro Schaden und mindestens zwei tote Bienenvölker: Das ist die Bilanz aus zwei Vorfällen, die sich nach Angaben der Polizei zwischen Mitte Februar und Mitte März in Meitingen und in Gersthofen (beide Landkreis Augsburg) ereignet haben. In Meitingen hat ein Unbekannter einen Bienenstock geöffnet und die darin befindlichen Rahmen herumgeworfen. Danach ließ er den Stock offen, woraufhin Mäuse das Bienenvolk vollkommen zerstörten. Und auch in Gersthofen hat ein bisher unbekannter Täter seinen Unmut an den Bienen ausgelassen: 20 Kästen hat er geöffnet. Mindestens ein Volk hat den Frost und die Feuchtigkeit nicht überlebt.
Herr Erzbischof Schick, was verstehen Sie unter Populismus?
Erzbischof Ludwig Schick: Halbwahrheiten oder Unwahrheiten, die eingesetzt werden, um bestimmte Interessen zu verfolgen.
Ist die AfD für Sie in diesem Sinne eine rechtspopulistische, ja rechtsradikale Partei?
Schick: Pauschalisieren führt nicht weiter. Die AfD hat rechtsradikale Populisten in ihren Reihen; allzu Rechtsradikale schließt sie teilweise auch selber aus. Wir müssen bei der einzelnen Person und ihren Aussagen ansetzen und dann diskutieren. Nur so können wir Populismus überwinden.
Der kirchenpolitische Sprecher der AfD-Bundestagsfraktion, Volker Münz, wurde zum Katholikentag in Münster eingeladen, der im Mai stattfindet. Eine richtige Entscheidung?
Schick: Ja. Die AfD ist eine Partei, die mit 12,6 Prozent in den Bundestag gewählt wurde. Man muss mit ihren Vertretern diskutieren, man darf sich aber nicht von ihnen vereinnahmen lassen. Wir als Kirche müssen unsere Positionen sehr, sehr deutlich äußern. Wir müssen aufpassen, dass AfD-Anhänger unsere Aussagen nicht verdrehen und eventuell als Zustimmung verbuchen. Schick: Genau das nenne ich Populismus. Das ist schlicht unwahr, interessengeleitet und pauschalisierend. Das ist AfD-Parteipropaganda. Eine Partei, die sich christlich nennt, muss christliche Positionen vertreten. Von AfD-Politikern gibt es aber Äußerungen, die nicht mit dem christlichen Menschenbild vereinbar sind. Etwa wenn Björn Höcke davon spricht, dass die Evolution Afrika und Europa „zwei unterschiedliche Reproduktionsstrategien beschert“habe. Oder wenn André Poggenburg eine ganze Bevölkerungsgruppe als „Kümmelhändler“abwertet.
Sind Sie für einen „Abgrenzungsbeschluss“der katholischen Kirche zur AfD, wie ihn Thomas Sternberg, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, forderte?
Schick: Wir grenzen uns von Positionen ab und von Personen, die sie vertreten.
Das Treffen der bayerischen Bischöfe ist am heutigen Mittwoch und Donnerstag und hat unter anderem den Umgang mit Populismus zum Thema. Wird dort über einen Abgrenzungsbeschluss geredet werden?
Schick: Es kann sein, dass bei der Frühjahrsvollversammlung der Freisinger Bischofskonferenz in Augsburg darüber gesprochen wird. Für einen Abgrenzungsbeschluss der katholischen Kirche ist aber die Freisinger Bischofskonferenz nicht zuständig. Wie gesagt, ich bin zurückhaltend. Wir müssen uns mit jedem einzelnen rassistischen Thema und jeder populistischen Äußerung beschäftigen, und das unmissverständlich.
Es genügt nicht mehr, die Lichter von Kirchen während AfD-Veranstaltungen demonstrativ auszuschalten, wie dies in Erfurt geschah?
Schick: Die Lichter in Erfurt oder Köln auszuschalten, waren starke Zeichen. Insgesamt und langfristig betrachtet genügt das allerdings nicht. Wir brauchen eine intellektuelle Auseinandersetzung mit populistischen Personen und Gruppen, die unsere Kultur der Menschenwürde und Menschenrechte infrage stellen. Jeder, der unsere demokratische und soziale, rechtsstaatliche und humane Gesellschaft erhalten will, muss Populisten entgegentreten. Schick: Natürlich, das ist im christlichen Menschenbild begründet: Christen glauben, dass der Mensch Vernunft und Einsicht hat und sich bekehren kann.
Das Amtsgericht Bamberg hat im Januar einen Rechtsanwalt freigesprochen. Er hatte über Sie auf Facebook geschrieben: „Stell Dir vor, dieser Heini wird im Gottesdienst geköpft und niemand schaut hin.“Das sei durch das Recht auf Meinungsfreiheit gedeckt. Verlieren Sie da nicht den Glauben in das Gute im Menschen?