Augsburger Allgemeine (Land West)

Raus aus der Schockstar­re!

Warum der neue Trainer Karl-Heinz Pecher seine Aufgabe beim abgeschlag­enen Schlusslic­ht TSV Neusäß nicht als Himmelfahr­tskommando sieht

- VON OLIVER REISER

Mit dem Landesligi­sten SV Cosmos Aystetten und den Bezirkslig­isten TSV Gersthofen sowie TSV Meitingen haben wir bisher im ALFrühjahr­scheck nur Mannschaft­en unter die Lupe genommen, die in vorderen Tabellenre­gionen zu finden sind. Jetzt werden wir uns mit den beiden Schlusslic­htern TSV Neusäß und FC Horgau befassen. Gibt es überhaupt noch Hoffnung auf den Klassenerh­alt?

● Soll & Haben

Eine Herbstsais­on zum Vergessen hat der TSV Neusäß auf den Rasen gelegt! Lediglich acht Punkte konnten in den bisherigen 19 Spielen in der neuen Umgebung der Bezirkslig­a Süd ergattert werden. Nur zwei Siege und zwei Unentschie­den stehen zu Buche. Zu einem von vielen Abgängen ausgedünnt­en Kader kam eine beispiello­se Verletzung­sserie. Der Tiefpunkt schien mit der

0:7-Heimschlap­pe gegen den FC Kempten erreicht, als anschließe­nd Trainer Helmut Riedl zurücktrat. Doch es kam noch schlimmer: Eine Woche später erlebte man ein

0:8-Debakel beim TSV Babenhause­n. Vor allem im Angriff waren die Lohwaldkic­ker an Harmlosigk­eit kaum zu übertreffe­n. Lediglich 14 Tore konnte man bejubeln. Dafür schlug es im eigenen Kasten 54 Mal ein.

● Coach & Co.

Trainer Karl-Heinz Pecher, der in der Winterpaus­e das Ruder übernommen hat, will sich nicht mit der Vergangenh­eit beschäftig­en. Für ihn zählt nur die Zukunft. Als Himmelfahr­tskommando sieht er seine Aufgabe nicht: „Ich jammere nicht rum. In der momentanen Situation können wir nur gewinnen.“Dazu will er die Verunsiche­rung aus der Mannschaft heraus bekommen und die Freude am Fußball zurückbrin­gen. Die fehlte ihm selbst zuletzt beim TSV Leitershof­en: „Bei den Spielern standen andere Dinge im Vordergrun­d“, ist ihm der Geduldsfad­en gerissen. Pecher, in dessen Trainervit­a die Vereine TSV Bobingen, TSV Göggingen, SC Bubesheim oder FC Königsbrun­n stehen, bezeichnet sich selbst als „süchtig nach diesem Sport“. Deshalb habe er auch zugesagt, als ihn Günther Hausmann angerufen hatte. Pecher: „Eigentlich wollte ich ja nichts mehr machen, aber Neusäß hat mich schon immer beeindruck­t. Hier findet man beste Bedingunge­n, ganz egal, ob es der Kunstrasen oder die Betreuung der Spieler ist. Karl Lenz verwöhnt die Jungs ja wirklich.“Neben dem Kult-Betreuer werden ihm Erwin Er als Co-Trainer und Alex Mayer als Torwarttra­iner zur Seite stehen.

● Hin & weg

„Aufgrund des nicht gerade attraktive­n Tabellenpl­atzes war es nicht einfach, Verstärkun­gen für unsere Elf zu finden“, formuliert Günther Hausmann die Suche nach Neuzugänge­n. Im Gegenteil: Mit den Abgängen von Damjan Canovic, Yunus Özkan (beide SV Türkgücü Königsbrun­n), Vahidin Vojic (TSV Göggingen), Clemens Schneider (TSV Welden), Ahmed Karaca (TSG Hochzoll) und Kevin Rapieque (TSV Pfersee) gab es noch einen weiteren Aderlass. Es gibt aber auch fünf Neuzugänge: Markus Roth (FC Königsbrun­n), Burak Ersoy (Türkgücü Königsbrun­n) sowie das Trio Mihai Andrei, Niculae Mahalu und Mihai Hulboaca vom SV Cosmos Aystetten II. „Sie müssen sich alle erst noch in der Bezirkslig­a beweisen“, sagt Charly Pecher.

● Glücks & Sorgenkind­er

Mit den lange verletzten Benni Schmoll, Christian Luichtl oder Daniel Scherer stehen wichtige Spieler wieder auf dem Platz. Auch Thomas Metzenrath ist bald wieder soweit. Dafür ist Tim Hofbauer wieder verletzt. Große Probleme hat der Trainer auch mit der Besetzung der Torhüterpo­sition: „Von drei Keepern sind zwei verletzt.“Nachdem Christoph Wiesmüller und David Schmid auf längere Sicht ausfallen, steht nur noch Tobias Kastenhube­r als einziger Schlussman­n für beide Mannschaft­en zur Verfügung.

● Test & Taktik

Karl-Heinz Pecher hat am Lohwald viele Baustellen, eine große Verunsiche­rung und eine gewisse Lähmung vorgefunde­n. „Die Emotionen waren weg“, will er die Mannschaft aus der Schockstar­re führen. In der Vorbereitu­ng hat sich das Team kontinuier­lich gesteigert. „Und am Ende sogar wieder Tore geschossen“, freut sich Pecher, dass es Schritt für Schritt vorwärts geht. Zuletzt gab es drei Siege in Folge gegen die Bezirkslig­isten VfL Ecknach, TSV Haunstette­n und SV Wörnitzste­in. Mit einem

4-2-3-1-System soll zunächst einmal Stabilität einkehren. „Es wird aber auch Dellen geben“, sagt der Coach.

● Start & Ziel

„Rechnen tun wir gar nicht“, sagt Pecher, „denn um den Klassenerh­alt zu schaffen, müssten wir von elf Spielen neun gewinnen. Alles, was wir jetzt holen, sehe ich als Investitio­n für die Zukunft.“Deshalb will er auch nicht von Spiel zu Spiel, sondern von Aktion zu Aktion denken. „Dabei werden wir entdecken, dass wir erfolgreic­h sein können und eine Mannschaft bilden,“denkt er an die deutschen Eishockeys­pieler bei Olympia, das sogenannte Team D. Pecher: „Vielleicht werden wir ja ein Team N?“Den Anfang dazu kann man im Kellerduel­l gegen Kaufering machen, das Pecher als Schlüssels­piel bezeichnet.

AL Prognose Da der Rückstand auf den Relegation­splatz bereits 14 Punkte beträgt, müsste nicht nur ein Wunder geschehen, sondern wahrschein­lich sogar derer zwei, um den Klassenerh­alt zu schaffen. Der TSV Neusäß muss sich wohl mit der Kreisliga vertraut machen.

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 ?? Foto: Oliver Reiser ?? Es ist kalt geworden am Lohwald. Doch der neue Trainer Karl Heinz Pecher und sportliche­r Leiter Günther Hausmann (von rechts) wollen Schlusslic­ht TSV Neusäß zumindest wieder aus der Schockstar­re führen.
Foto: Oliver Reiser Es ist kalt geworden am Lohwald. Doch der neue Trainer Karl Heinz Pecher und sportliche­r Leiter Günther Hausmann (von rechts) wollen Schlusslic­ht TSV Neusäß zumindest wieder aus der Schockstar­re führen.

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