Augsburger Allgemeine (Land West)

Wann die Familienst­ation helfen kann

Andrea Baumann von der Familienst­ation Neusäß berät Eltern und vermittelt Hilfen. Jetzt sollen mehr Eltern und Kinder, die das Angebot nutzen könnten, angesproch­en werden.

- VON ANGELA DAVID

Seit einem Jahr gibt es die Familienst­ation Neusäß – richtig bekannt ist das Angebot noch nicht. „Wir sind noch im Aufbau und arbeiten daran, bekannter zu werden“, sagt Leiterin Andrea Baumann. Wann die Familienst­ation helfen kann, lesen Sie auf

Neusäß Seit einem Jahr gibt es in Neusäß die Familienst­ation Neusäß – aber von denen, die sie brauchen könnten, kennt sie bisher kaum jemand. „Wir sind noch im Aufbau und arbeiten daran, bekannter zu werden“, sagt Andrea Baumann. Die Sozialpäda­gogin kümmert sich im Auftrag des Trägers der Einrichtun­g, des Frere-Roger-Kinderzent­rums, um die Sorgen und Nöte von Eltern und Kindern in Neusäß. Beheimatet ist die Familienst­ation im ersten Stock im alten Rathaus. Dort hat Andrea Baumann ihr Büro sowie einen Besprechun­gsund einen Gruppenrau­m mit Kinderspie­lecke.

Im vergangene­n Jahr hatte Baumann rund 45 ausführlic­he Beratungen von Eltern, persönlich oder per Telefon. Die meisten dieser Fälle betrafen eine Scheidung oder Trennung, von der auch Kind betroffen sind. „Dann geht es darum, einen guten Weg für alle Beteiligte­n zu finden und die Bedürfniss­e des Kindes zu berücksich­tigen“, so Baumann.

In anderen Fällen ging es um allgemeine Konflikte und Sorgen, mit denen Familien und Alleinerzi­ehende zu kämpfen haben. Das kann einmal der Schulverwe­igerer sein, der keinen Bock mehr auf Schule hat und psychologi­sche Hilfe braucht, oder die Sorge einer alleinerzi­ehenden Mutter, die keinen passenden Hortplatz für ihr Kind oder eine Hausaufgab­enbetreuun­g finden konnte. „In manchen Fällen können wir auf die tollen ehrenamtli­chen Helfer des Freiwillig­enzentrums zugehen, die bei Problemen oft schon geholfen haben“, berichtet Andrea Sei es mit einer Fahrt zur Tafel zum Einkaufen oder eine kurzfristi­ge Betreuung. Das Freiwillig­enzentrum ist ja ebenfalls im alten Rathaus untergebra­cht.

Baumanns Aufgabe ist, zu beraten – das kann einmalig oder öfter sein – und weitere Hilfen von anderen Erziehungs­beratungss­tellen zu vermitteln. Um ihr Angebot bekannt zu machen, ist Baumann deshalb eng mit Schulen, Kitas, der Stadt, den Pfarreien, dem Jugendamt und anderen Trägern von Familienhi­lfsangebot­en vernetzt und es gibt regelmäßig­en Austausch. „In allen Fällen gilt die Schweigepf­licht“, erklärt die Sozialpäda­gogin. Deshalb darf sie auch ohne Zustimmung der Betroffene­n nicht von sich aus auf Familien zugehen – sie muss warten, bis die Menschen zu ihr kommen. „Wir sind keine aufsuchend­e Hilfe“, stellt sie klar.

Viele Eltern erfahren von ihr über die Jugendsozi­alarbeiter an den Schulen, die bei Problemen oftmals die erste Anlaufstel­le für die Familien sind. Die Familienst­ation wiederum ist das Bindeglied zu anderen Stellen, die helfen können. „Es dauert eine Weile, bis sich rumgesproB­aumann. chen hat, dass es noch viele Vorstufen vor dem Jugendamt gibt“, das ja bei vielen mit Vorbehalte­n besetzt ist, so Baumann.

Ihre Klientel ist sehr unterschie­dlich. Da sind zum einen Familien, die mit einer ganz speziellen Fragestell­ung zu einem aktuellen Erziehungs­problem zu Andrea Baumann kommen. Zum anderen gibt es da auch die Familien mit den sogenannte­n „Multiprobl­emlagen“. Manchmal wird dann klar, dass – um nur ein fiktives Beispiel zu nennen – hinter dem ständigen Streit ums Handy noch ganz andere, grundlegen­de Probleme stecken. Etwa dass es auch sonst in der Familie ein Problem mit Regeln und Grenzen gibt.

Andere Eltern, die sich fast schon übermäßig engagieren, haben oftmals trotzdem Sorge, nicht alles richtig zu machen und zweifeln an ihren erzieheris­chen Fähigkeite­n. „Generell wollen wir Eltern wieder mehr Zutrauen in ihre Kompetenz vermitteln“, sagt die Sozialpäda­gogin. Zudem führt die Familienst­ation wie eine Art Lotse durch das Angebot an Hilfsmögli­chkeiten, Therapien und andere Beratungss­tellen.

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Foto: Julian Stratensch­ulte, dpa Die Familienst­ation Neusäß berät Eltern, zum Beispiel bei Sorgen in der Erziehung oder Problemen in der Schule. Die Beratungen der Familienst­ation finden persönlich oder telefonisc­h statt.
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Andrea Baumann

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