Augsburger Allgemeine (Land West)

Weggefährt­en gehen durch dick und dünn

Warum Spielertra­iner Franz Stroh trotz des wohl kaum mehr zu vermeidend­en Abstiegs auch ins zehnte Jahr mit dem FC Horgau geht

- VON OLIVER REISER

Frühjahrsc­heck – letzter Teil. Nach dem SV Cosmos Aystetten, dem TSV Gersthofen, TSV Meitingen und dem TSV Neusäß geht es in der letzten Folge vor dem Start in die Restsaison um den Aufsteiger FC Horgau, der in der Bezirkslig­a Nord die Rote Laterne trägt.

● Soll & Haben

Lediglich zehn Punkte konnte der Aufsteiger in 20 Spielen ergattern, bildet damit das Schlusslic­ht der Liga. „Ganz so heftig habe ich es nicht erwartet“, hat sich Spielertra­iner Franz Stroh die Akklimatis­ierung leichter vorgestell­t. In vielen Spielen sei man knapp dran gewesen, da habe es nur an Erfahrung und Effektivit­ät gefehlt. Chancenlos sei man nur beim 1:5 bei Nördlingen II gewesen: „Da sind wir unter die Räder gekommen.“Franz Stroh will nichts schönreden, aber er hat Erklärunge­n: „Der Sprung aus der Kreisliga war groß, auch für die Leistungst­räger“, attestiert sich der

35-Jährige selbst „Altersschw­äche“. Dazu kamen viele Verletzte und eine Flut an Roten Karten. „Da sind Eckpfeiler weggebroch­en“, musste Stroh immer wieder junge Kicker ins Gefecht werfen. „Vielleicht war unser Glück nach dem Last-Minu- auch aufgebrauc­ht“, sinniert der Coach.

● Hin & weg

Fehlanzeig­e! Trotz der misslichen Lage wurde auf Verstärkun­gen verzichtet. Anderersei­ts hat auch keiner das sinkende Schiff verlassen.

● Glücks & Sorgenkind­er

Nach langer Verletzung­spause (Kreuzbandr­iss) hat sich der maßgeblich am Aufstieg beteiligte Omar Samouwel wieder zurückgeme­ldet. Auch Daniel Feistle steht nach seiner erneuten Knieoperat­ion wieder im Training. Genauso wichtig ist dem FCH auch das Private: „Michael Feistle ist gerade Papa geworden“, verrät Stroh, selbst zweifacher Vater. Sorgenkind in doppelter Hinsicht ist Manuel Hemm, der im letzten Spiel des vergangene­n Jahres die Rote Karte gesehen und sich dann beim Skifahren verletzt hat. Mit Rotsperre fällt auch Markus Metzler zum Rückrunden­auftakt aus.

● Coach & Co.

Als weiteres „Glückskind“bezeichnet sich Franz Stroh selbst: „Es ist nämlich ein absoluter Glücksfall, Trainer dieser Mannschaft zu sein, die noch lange nicht am Ende ihres Weges ist. Das ist menschlich und sportlich ein absoluter Glücksfall. Diese Mischung aus Typen, Chaoten und Unikaten ist einfach grandios.“Dies habe das Trainingsl­ager in der Türkei mehr denn je untermauer­t. „Mannschaft und Trainer, das passt. Nicht umsonst gehe ich nächstes Jahr in meine zehnte Saison. Das sind nicht meine Spieler, sondern meine Freunde und Weggefährt­en“, richtet er förmlich eine Liebeserkl­ärung an seine Truppe. Unterstütz­ung erhält Stroh von Torsten Zimmermann sowie den erfahrenen Spielern wie Fabian Tögel, Michael Vogele oder Daniel Kirschner. Neu im Team ist Roland „Zenga“Fischer, der sich zusammen mit Daniel van de Kerkhoff um die beiden Torhüter Michael Feistle und Marco Fischer kümmern soll, die sich mit bisher je zehn Einsätzen den Posten zwischen den Pfosten geteilt haben.

● Test & Taktik

Bevor man sich ins Trainingsl­ager verabschie­det hat, wurde gegen die Kreisligis­ten TSV Leitershof­en und SpVgg Westheim getestet. In der Türkei traf man auf einen dänischen Fünftligis­ten (1:5) und den TSV Pfersee (2:1). Mit einer kleinen Systemumst­ellung will Franz Stroh einen neuen Reizpunkt setzen. „Mit einem 4-2-3-1 sind wir aufgestiet­e-Aufstieg gen, dann haben wir auf 4-3-3 umgestellt“, will aber nicht verraten, wie der FCH jetzt auftreten will.

● Start & Ziel

„Wenn wir noch den Hauch einer Chance auf den Klassenerh­alt haben wollen, müssen wir das Auftaktspi­el gegen die SSV Glött gewinnen“, macht sich Franz Stroh nichts vor. Ziel sei es, eine „normale Rückrunde“zu spielen und mehr Punkte als in der Vorrunde einzufahre­n. „Wir wollen allen zeigen, dass wir Bezirkslig­a können“, sagt der Coach, „auch wenn wir unser Schicksal nicht mehr selbst in der Hand haben. Und wenn wir absteigen, wird die Welt auch nicht untergehen.“

AL Prognose „Wer stirbt schon gerne unter Palmen“– so heißt ein Roman von Heinz G. Konsalik, einem der erfolgreic­hsten Schriftste­ller der 80er- und 90er-Jahre. „Wer steigt schon gerne ab, wenn er sich im Trainingsl­ager unter Palmen auf die Restsaison vorbereite­t?“So könnte man in Abwandlung dazu fragen, wenn es um den FC Horgau geht. Doch die Realität ist grausam. In der Vorrunde wurde zu viel Lehrgeld gezahlt, sodass der Weg zurück in die Kreisliga kaum zu vermeiden ist. Aber manchmal gibt es im Roman auch ein Happy End.

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 ?? Foto: FC Horgau ?? Mit einem Trainingsl­ager unter Palmen haben sich die Kicker des FC Horgau auf die Restsaison in der Bezirkslig­a Nord vorbereite­t. In der Türkei wurden die Grundlagen gelegt, um eventuell den letzten Strohhalm zum Klassenerh­alt noch ergreifen zu können.
Foto: FC Horgau Mit einem Trainingsl­ager unter Palmen haben sich die Kicker des FC Horgau auf die Restsaison in der Bezirkslig­a Nord vorbereite­t. In der Türkei wurden die Grundlagen gelegt, um eventuell den letzten Strohhalm zum Klassenerh­alt noch ergreifen zu können.

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